Belize – klein aber fein

Ohne konkrete Vorstellung bereisen wir das kleine Land Belize. Wir finden ein Land so anders als den Rest Zentralamerikas. So reich an unterschiedlichen Kulturen, so reich an unberührtem Dschungel. Die Uhren ticken hier langsamer und wir lassen uns in den Bann ziehen…

Ehrlich gesagt hatten wir vor der Reise keine Bilder zu Belize im Kopf. Dabei hat Belize richtig viel zu bieten! Das Land ist klein und hat gerade einmal 370.000 Einwohner (15 pro km2; Vergleich Deutschland 231 pro km2), klar, dass es da Platz für tiefen Dschungel gibt. Das größte Barrierreef der Nordhalbkugel ist ein Tauchparadies und auch das beeindruckende Blue Hole liegt vor der Küste Belizes. Die Menschen im ehemaligen Piratenparadies sind bunt gemixt. Kreolen und Mestizos sowie Mayas und Garifunas, die Afrikanern ähneln, eine indigene Sprache sprechen. Das Rückgrat der Gesellschaft schließlich bilden die mennonitischen Gemeinden. Supermärkte sind oft in chinesischer Hand. „Die jüngste Nation Zentralamerikas tanzt in ihrem eigenen Rhythmus“ schreibt der Reiseführer. Und das können wir nur bestätigen.

Grenzübergang – belize it!

Am ersten Häuschen bekommen wir unseren Ausreisestempel von Mexiko in den Reisepass. Ich musste leider nochmal die Einreisegebühr bezahlen, da ich für zwei Wochen in Deutschland war und somit eine neue Touristenkarte bekommen habe. Die Einreise geht schnell, ein sehr entspannter Mann schreibt zwar mehr WhatsApp als unsere Anfrage zu arbeiten, aber irgendwann halten wir das richtige Papier in den Händen. Das Fahrzeug wird kurz inspiziert, dank vollgestelltem Gang, Fliegennetz und der fehlenden Trittstufe betritt der erste Mann nicht mal das Fahrzeug und bemerkt so auch nicht unsere gut versteckten Hamstervorräte – Belize soll teuer sein. Der zweite Mann entdeckt unsere Holzklötze auf der Heckkiste zum Austarieren auf unebenem Grund und erklärt, dass wir Holz auf keinen Fall nach Belize einführen dürfen. Dann lacht er und winkt uns weiter. Der dritte Mann bewundert unsere Sticker-Sammlung an der Hecktür und kommentiert: „Oh man, you’ve been to so many countries, and now Belize, oh man, I can’t belize it!”. Er lacht über seinen Witz und auch wir müssen schmunzeln. Das kann ja lustig werden.
Nach der Grenze schließen wir die obligatorische Haftpflichtversicherung ab und in weniger als einer Stunde sind wir nach 6 Monaten Mexiko schließlich in einem neuen Land.

Unser erstes Ziel ist der Lamanai Riverside Campground in Orange Walk Town. Direkt am Fluss und mit schönen beleuchteten Strohdächern ist auch der zweite Eindruck von Belize sehr positiv! Die Moskitos sind zwar eine Plage, aber dank OFF halten wir sie auf Abstand.

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Cashews mal anders

Am nächsten Tag starten wir gemütlich in den Tag, denn bei der Routenplanung wurde uns schnell klar, dass die Distanzen hier so gering sind, dass wir nicht früh morgens losfahren müssen, um rechtzeitig irgendwo anzukommen. Unser Tagesziel liegt wieder direkt am Fluss der Crooked Tree Sanctuary. Der Wasserstand ist hoch und wir schlittern gerade so in den Garten des Jacana Inns. Wieder ein schön gelegener Platz mit sauberen Toiletten und Duschen, das sind wir nach Mexiko gar nicht mehr gewöhnt. Die Gegend ist bekannt für ihre Cashew-Bäume und die Kerne wollen wir natürlich auch probieren. Leider ist gerade weder Blüte- noch Ernte-Zeit und die Hausherrin sagt, es sei schwierig überhaupt noch Kerne zu finden. Nur Cashew-Wein gibt es reichlich. Den dürfen/müssen wir dann auch probieren und nach zwei Gläsern des Gesöffs wanken wir bzw. ich anschließend eine Runde durch das kleine verschlafene Dorf. Die Wanderwege sind leider überflutet und weil wir keine Lust auf Kanufahren haben, verbringen wir einfach einen gemütlichen Abend in unserem „Haus am See“. Am nächsten Morgen überrascht mich die Hausherrin dann doch mit einer riesigen Tüte voller Cashew-Kerne, die sie bei einem Freund auftreiben konnte. Selbst geröstet vom Nachbarn, sie schmecken fantastisch.

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Brüllaffen – ganz nah

Wir fahren zu der Baboon Sanctuary, ein Schutzgebiet für Brüllaffen. Wir kommen genau richtig, um uns die Tour nicht mit der großen Kreuzfahrer-Gruppe teilen zu müssen und bekommen eine Privatführung von einer freiwilligen Helferin. Eine Garantie die Affen zu sehen gibt es nicht und die letzten Gruppen waren erfolglos, also erwarten wir mal lieber nicht zu viel. Weil wir nur zu dritt sind klettern wir kurzerhand durch einen Zaun und als Vanessa die Affen ruft, schwingen diese sich doch tatsächlich aus den umliegenden Baumkronen elegant heran. Was für ein Glück! Die Affen-Gruppe besteht aus 7 Mitgliedern, zwei Mütter mit ihren Jungen im Fell sind auch dabei, das kleinere der beiden wurde gestern erst geboren und ist noch winzig klein. Das Tele-Objektiv hätten wir uns allerdings sparen können, denn die Affen kommen ganz nah! Sie sind an die Besucher gewöhnt und holen sich schüchtern das frisch gesammelte Grünzeug ab und greifen mit ihren menschlich wirkenden Händen zu. Die Jungen sind fest ins Fell der Mutter geklammert und gucken uns neugierig an aus ihren schwarzen Augen. Ein tolles Erlebnis, den Tieren so nah zu kommen. Dabei leben die Tiere wild und können jederzeit beschließen sich nicht zu zeigen. Auch das Grünzeug das wir mitgebracht haben können sie sich am nächsten Baum selbst pflücken.

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Seltener Zoo-Besuch

Wir kommen am Belize Zoo vorbei und auch wenn wir eigentlich keine Zoos mögen, beherbergt dieser nur in Not geratene Tiere und päppelt sie wieder auf. So sehen wir auch noch die andere hier heimische Affenart, nämlich die Spider Monkeys, die Spinnenaffen. Als wir sehen, wie sie sich durch die Lüfte schwingen verstehen wir auch die Namensgebung. Auch die fünf heimischen Katzen-Arten wohnen hier, die größte ist der Jaguar der trotz großzügigem Gehege natürlich zu wenig Platz hat.

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Garifuna-Kultur an der Küste

Über eine rote Sandstraße fahren wir auf Abwegen an die Küste und erreichen das Fischerdorf Dangriga. Hier erleben wir die lebhafte Garifuna-Kultur, Schwarze mit hüftlangen Rastas fahren mit dem Fahrrad durch die Stadt. Statt Latino-Musik hören wir hier Reggae-Töne, alles passt zusammen. Mit Blick auf den Strand essen wir das typische Garifuna-Gericht Hudut. Ein Eintopf mit Fisch und Fleisch und einem Ei, dazu wird ein Kloß serviert, den man stückchenweise in die Suppe tunkt. Lecker ist es und geschmacklich anders als alles mir Bekannte.

Weiter südlich in dem touristischeren Hopkins wird die Garifuna-Kultur dann etwas verwaschen. Durch die große Anzahl der Hotels und zahlreichen Yoga-Angebote fehlt uns hier die Originalität die uns in Dangriga so gut gefallen hat. Ausflüge zum zweitgrößten Riff der Welt sind uns allerdings zu teuer und auch auf Trommelrhythmen im teuren Restaurant haben wir nicht allzu viel Lust.

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Dschungel-Zeit

Viel eher lockt uns der Urwald und das Cockscomb Basin Forest Reserve, in dem noch einige Jaguare leben sollen. In dem Naturschutzgebiet gibt es zahlreiche Wanderwege und trotz Regen entscheiden für uns für den Rundweg Wari Loop Lagoon, auf dem man die beste Chance hat Jaguars zu sehen. Außer eine Ameisenstraße kreuzt aber kein wildes Tier unseren Weg, dafür begleitet uns der nächste Regenguss und wir kommen völlig durchnässt zurück zum Auto. Der nächste Weg geht steil bergauf zu einem Aussichtspunkt, die Bewegung tut zwar gut, wenn denn nur die hohe Luftfeuchtigkeit nicht wäre. Schnaufend ruhe ich aus, wahrend Till den letzten Anstieg alleine bewältigt. Auf dem Rückweg entdecken wir dann noch ein abgestürztes Flugzeug, das beinah schon vom Dschungel verschlungen wurde. Ein ehemaliges Flugzeug von Jaguar-Forschern, die hier im Sturm abgestürzt sind und zum Glück schrammenlos überlebt haben.

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Von Köstlichkeiten und Höhlen im Urwald

Belize verwöhnt uns mit ganz besonderen Spezialitäten. So biegen wir kurzerhand dem Schokoladenschild folgend von der Straße ab. Ein Amerikaner leitet die kleine Manufaktur und kooperiert mit den Bewohnern der Maya-Dörfer im Süden des Landes. Sie bauen Kakao an und verarbeiten ihn auch zu der köstlichen Schokolade. Probieren ist eindeutig erlaubt und wir decken uns mit ungesüßter 100%igen Schokolade ein.

Auch Cassava-Brot (Pan de Yucca) entdecken wir zufällig. Ein Familienbetrieb arbeitet im Freien und bereitet das helle Knäckebrot auf offenem Feuer zu, gelagert wird es luftdicht in großen Tonnen. Wir wählen verschiedene Sorten und bekommen gleich noch ein paar Packungen dazu geschenkt.

Zurück in der Natur wartet der Blue Hole Nationalpark auf unseren Besuch. Ein weiterer Kampf durch den Dschungel und Schlamm bringt uns zu einer Höhle (St. Hermans Cave), in die man 200 m ohne Guide reinlaufen kann. Mit dem Reifen auf dem Fluss und durch die Höhle fahren ist allerdings nur mit Tour möglich was unser Budget deutlich überschreiten würde. Das Blue Hole selbst finden wir recht unspektakulär, viel mehr fasziniert uns das laute Gebrüll der Affen, das wir jetzt zum ersten Mal hören.

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Spazieren im Park bei den Mennoniten

In Spanish Lookout wohnt eine der in Belize ansässigen Mennoniten-Gemeinden. Wir setzen uns in das Fast Food Restaurant Western Dairies, in dem es vor allem leckeres Eis gibt und Till nun jeden Tag auf seinen Oreo-Becher besteht. In der Gegend sind wir plötzlich nicht mehr die einzigen Weißen. Traditionell gekleidete Mennoniten mit blondem Schopf sind hier vorherrschend und wir lauschen heimlich ihrem interessanten deutschen Dialekt von dem wir allerdings nicht viel verstehen. Im Farmers Trading Center sind wir begeistert von der Auswahl und eine Frau hilft uns auch gleich bei der richtigen Fleischauswahl. Vorerst kommen wir aber noch nicht näher mit den Mennoniten in Kontakt. Denn wie wir bei unserem zweiten Besuch den Mennonit Johann kennenlernen und zum Gottesdienst eingeladen werden, erzählen wir im nächsten Bericht.
Wir genießen erstmal die Landschaft, es sieht nämlich aus wie bei uns. Gepflegte Häuser und Landwirtschaft im großen Stil. Im County Park dürfen wir gratis am See übernachten, der zu einer abendlichen Umrundung einlädt. Das Gras ist ordentlich gemäht und wir sind ganz aus dem Häuschen über eine so schöne Anlage.

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Kurz vor der belizianischen Grenze machen wir dann noch einen Abstecher in die Mountain Pine Ridge zu einem schönen Wasserfall. Die Anfahrt ist durch den ständigen Regen aufgeweicht und Allrad definitiv vorteilhaft. Bei dem Aussichtspunkt dürfen wir auch direkt übernachten, es gibt einen Platzwart, der den Platz und uns bewacht. Hier oben ist es zudem schön kühl, endlich wieder gut schlafen. Früher war diese Gegend etwas heikel, da Guatemalteken illegal über die Grenze gekommen sind, um hier Holz zu holen. Seit einiger Zeit gibt es eine Schranke an der alle Fahrzeuge registriert werden. Google findet am nächsten Tag eine Abkürzung zu den Rio on Pools. Wir haben genügend Zeit und testen wie weit wir kommen. Schöne Waldwege, die sich gut befahren lassen, bis wir schließlich 5 km vor dem Ziel wegen zu tiefen Wasserrinnen umdrehen müssen. Ganz zurück müssen wir aber nicht, sondern können einen weiteren Abzweig nehmen der uns schnell wieder auf die Hauptstraße bringt.

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Kurz vor der Grenze zu Guatemala drehen wir dann um, denn mittlerweile sind unsere Reifen in Mexiko angekommen und Weihnachten naht. Ein langer Fahrtag, noch eine ruhige Nacht am Flussufer wo alles angefangen hat und dann geht es erstmal wieder zurück nach Mexiko.

Der zweite Teil unserer Zeit in Belize und ein kleiner Rückblick kommt bald im nächsten Bericht.

 

Reisezeit: 12.12.17 – 22.12.17

Orange Walk Town – Crooked Tree – Dangriga – Hopkins – Cockscomb Basin Forest Reserve – Blue Hole Nationalpark – Belmopan – Mountain Pine Ridge

Route Belize Hottahue


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