Fahrzeug

Warum ein Land Cruiser?

Fahrzeug: Toyota Landcruiser HZJ78
Motor: 1HZ

In unseren Augen ist der HZJ78 das ideale Offroad-Reisefahrzeug. Mit Einschränkungen in Sachen Platz bietet er – ordentlich gewartet – enorme Zuverlässigkeit und extrem hohe Offroad-Fähigkeiten. Der simple Aufbau von Antrieb und Motor machen ihn einfach zu reparieren und hohe Lasten sind auch auf ausgedehnten Touren kein Problem.

In den ganzen 2 1/2 Jahren unserer Reise sind trotz regelmäßigem Einsatz abseits der Straßen keinerlei Probleme aufgetreten. Nur Wartung alle 5000-10000 Kilometer – das war’s.

Die ursprüngliche Idee, sich überhaupt ein Reisefahrzeug anzuschaffen wurde 2012 in Australien geboren. Nach 4 Wochen Roadtrip mit einem 78er Land Cruiser waren wir überzeugt! Sogar Katrin als Auto-Skeptikerin hat eingesehen, dass man mit einem Fahrzeug deutlich unabhängiger reisen kann. Natürlich ist ein Allrad-Auto nicht unbedingt notwendig, aber wir bewegen uns gerne abseits der üblichen Pfade und sind gerne auch Mal im Gelände unterwegs. Bisher standen wir oft vor „4×4 only“ Schildern und waren froh, hier nicht umdrehen zu müssen.

Die Auswahl an Fahrzeugen ist schier grenzenlos. Das es bei uns ein Toyota wird, war von Anfang an klar. Till ist einfach ein passionierter Toyota-Fan 😉

Ob es ein Land Cruiser oder Hilux wird, hat uns eine Weile beschäftigt. Zwar hatten wir uns in Australien eigentlich schon in den Land Cruiser verguckt, haben aber gleichzeitig von den häufigen Getriebeproblemen gehört. Da wäre ein neuer Hilux fast schon günstiger als ein gebrauchter Land Cruiser. Letztlich hat der Land Cruiser das Rennen gemacht, eine sehr gute Entscheidung! Ein Pickup mit Kabine war und ist uns zu breit, zu hoch und die Technik bei aktuellen Neufahrzeugen einfach zu komplex. Weitere Aspekte, warum wir nach wie vor von dem Gesamtkonzept Land Cruiser überzeugt sind gibt es hier.

Die Suche nach dem passenden Auto war schnell erfolgreich. Bereits der fünfte von uns angeschaut Land Cruiser war ein Volltreffer! Im Originalzustand, Scheckheft gepflegt, noch nie im Gelände gewesen und so gut wie rostfrei. Sofort haben wir ihn gekauft, ein wahrer Glücksgriff. Schnell muss man aber sein, nicht Mal eine Stunde stand das Auto im Internet und wir waren scheinbar nicht die ersten Interessenten.

Das ist also unser Basisfahrzeug:

  • Land Cruiser HZJ78, Baujahr 2001
  • bei Kauf hatte er 112.000 km

An die große Reise haben wir zwar noch lange nicht gedacht, denn der Umbau zum Camper war erstmal für normale Urlaube bis zu 4 Wochen gedacht. Innerhalb von 4 Jahren wurde der Cruiser also meist in Eigenregie von Till umgebaut. Zahlreiche selbstkonstruierte Ausbauten und Prototypen haben so ihren Weg ins Auto gefunden.

Buschtaxi LandCruiser J7 Hottahü

Unser LandCruiser im Jahr 2013 – fast noch im Originalzustand

Umbauten

Mit dem Ziel so viel wie möglich Original zu lassen beschränken sich die technischen Umbauten am Fahrzeug selbst auf einige wenige Details.

Reifen

Unsere Toyo MT-Reifen sind mit 265 etwas breiter als die Originalbereifung, weisen aber den gleichen Durchmesser auf um Differentiale und Getriebe nicht zu sehr zu belasten und möglichst wenig Leistung zu verlieren.

Noch nie mussten wir den Ersatzreifen montieren. Das spricht für die Haltbarkeit der Toyos, die selbst im Winter bei Eis und Schnee mit erheblich reduziertem Luftdruck noch ordentlich fahrbar sind (soweit man das von MTs behaupten kann).

Motor

Der Motor und seine Anbauteile sind weiterhin völlig original. Nur die Abgasrückführung ist entfernt um eine saubere Verbrennung zu bekommen. Hierfür gibt es Originalteile (bei uns im Shop).

Elektrik

Die gesamte Elektrik (das bisschen was das Auto ab Werk hat) ist weiterhin völlig original. Die Bordelektronik für Camping, Solar und Zweitbatterie ist in einem abgetrennten System untergebracht. So bleibt das Auto selbst ausfallsicher. Alle Verbraucher mit Ausnahme der Zusatzscheinwerfer laufen über die Bordbatterie um die Starterbatterie nicht zu sehr zu belasten.

Antrieb

An sich original, bis auf zwei kleine Modifikationen. Das Getriebe wurde umgebaut auf die Benziner-Version und ist somit absolut Bulletproof. Bei ständiger Beladung um 3,5t macht der Umbau definitiv Sinn um die Zuverlässigkeit zu erhalten.

Weiterhin sind die Blattfedern hinten mit einer extra Lage verstärkt und die Federn vorne wurden gegen die Version für Fahrzeuge mit Winde getauscht. Dazu passend müssen die Stoßdämpfer vergrößert werden. Hier ist unsere Wahl auf Tough Dog gefallen – das größte und stabilste was man im Moment bekommt.

Möchte man größere Reifen und mehr Bodenfreiheit müsste wohl ein komplettes Nachrüstfahrwerk eingebaut werden.

Anbauten

Jetzt folgen die Dinge, über die zwischen Reisenden immer wieder heiß diskutiert wird. Braucht man wirklich eine große Bullbar oder eine Winde?

Wir sind froh, dass wir beides montiert haben und durften sowohl die Sandbleche wie auch die Winde und unsere gesamte Bergeausrüstung schon mehrfach „ausprobieren“. Sogar die Umlenkrolle – an deren Sinn ich anfangs auch zweifelte – war schon mehrfach im Einsatz. Sicherlich hat das alles einiges an Gewicht, trotzdem sollte man bei regelmäßigem Offroad-Einsatz nicht an Bergeausrüstung sparen.

Auch die großen Stoßstangen vorne und hinten können im teils dichten Verkehr vieler Länder äußerst nützlich sein.

„Böhlen“ Klappdach

Die Investition in ein Klappdach ist enorm. Trotzdem ist und bleibt es für mich persönlich die einzig sinnvolle Lösung um nicht allzu viel Höhe zu verlieren, weiterhin Dachlast transportieren und gleichzeitig im Fahrzeug stehen zu können. Die Nachteile sind sicherlich, dass man in Sachen Lautstärke eher ein „Zeltfeeling“ hat und das Auto mit aufgeklapptem Dach etwas windanfälliger wird. Wählt man eine Konstruktion mit doppellagigem Boots-Stoff (wie bei unserer Wahl von Offroad Böhlen) sind Regen und Wind kein Thema. Im Winter kann der hintere Teil sogar problemlos mit offenem Dach geheizt werden ohne groß Wärme zu verlieren. Nachteil der hohen Isolation ist die Anfälligkeit für Schimmel. Auch wir hatten das Problem und konnten es inzwischen zum Glück beheben (dazu wird es bald einen eigenen Beitrag geben).

Innenausbau

Die meisten Overlander vertrauen heutzutage auf ein Innenraumsystem mit Boxen und Klappen. Wegen früheren Erfahrungen habe ich das System beim Umbau allerdings etwas abgewandelt und durch Auszüge ersetzt. Hiermit kann jede Box komplett aus dem Schrank herausgefahren und in Ruhe Be- und Entladen werden. Selbst Ecken sind problemlos zugänglich und für die Reinigung entfernen wir die Boxen einfach und spülen Sie aus. Die Aluminium Konstruktion des Schranks trägt unser Ladung ohne sich zu verwinden und bleibt auch bei starker Schräglage oder Pistenfahrten absolut stabil.

Durch ein ausziehbaren Bett oben und ein klappbares Bett unten können wir je nach Wunsch mit offenem oder geschlossenen Dach schlafen. Im Notfall übernachten hier auch drei oder vier Personen gleichzeitig im Auto.

Die Sitzbank ist im Winter der Ort neben der Heizung und geräumig genug um auch Mal mehrere Stunden im Inneren verbringen zu können. In Bewegung bietet sie Platz für bis zu vier weitere Mitfahrer, so dass wir auch zu sechst unterwegs sein können (ideal um immer mal wieder Einheimische zu transportieren).

Strom und Wasser

Möglichst wenig Elektrik. Das ist nicht nur bei der Wahl des Fahrzeugs unser Motto sondern auch im Innenraum. Ein paar Lichter und Steckdosen, ein 230V Inverter, eine Kühlbox und die Standheizung. Viel mehr braucht man nicht. Ach ja, und den Kompressor natürlich.

Das ganze wird entweder durch ein Batterie zu Batterie Ladegerät beim Fahren oder durch 2 Solarpanels geladen. Hiermit sind wir für mehrere Tage völlig unabhängig von der Außenwelt.

Auch in Sachen Wasser ist unser System eher einfach (aber effektiv). Im Innenraum passen in 6 Raumspar-Kanister hinter den Vordersitzen insgesamt 72l Trinkwasser, die mit einer Handpumpe zum Waschbecken befördert werden. Das ist absolut ausfallsicher und hat den Vorteil, dass wir die Kanister einzeln zum Befüllen heraus nehmen und auch sauber machen können. Im Winter hingegen hat sich das System ebenfalls sehr bewährt, da die Kanister im Innenraum erst extrem spät einfrieren. Sollten die Pumpe und die Schläuche doch mal einfrieren macht ihnen dass aber nichts aus.

Bei sparsamen Umgang reicht uns ein Kanister ca. einen Tag.

Hier eine Übersicht über die vorgenommenen Anpassungen

Fremd-Umbauten

  • Klappdach mit Kunststoffluke von ORB in der Schweiz
  • Bett von Fanello in der Schweiz
  • ARB-Stoßstange und Terraintamer-Winde mit Kunststoffseil
  • Zusatztank, 180 L von Desert-Tec
  • Schnorchelumbau von Desert-Tec
  • Getriebeumbau auf Getriebe aus V8

Selbst durchgeführte Umbauten

  • komplettes Chassis gesandstrahlt und mit Branthokorrux gestrichen
  • Hohlraum-Versiegelung mit MS-Fett
  • Antennen auf Stoßstangen für CB/UHF/Handy
  • LED bar und seitliche LED Scheinwerfer für 180 Grad Ausleuchtung
  • Batteriehalter für Bordbatterie, Umbau auf 2 Batteriesystem
  • Tempomat von Waeco
  • Batteriecomputer
  • Solarmodul
  • Batterie/Solarladesystem von CTEK
  • Motorvorwärmer von DEFA
  • 230 V Inverter, Waeco
  • Eberspächer Luftstandheizung Airtronic D2
    – weitere Anpassung: Eberspächer Luftstandheizung in festen Stufen regeln
  • Kompressor fest verbaut im Innenraum
  • Recaro-Sitze
  • original Klimaanlage, nachgerüstet
  • Heckstoßstange AFN
  • Transportkiste für Bergezubehör an Heckstoßstange
  • Airline-System auf Dach und seitlich
  • Außentisch abklappbar mit integriertem Windschutz
  • Markise, freistehend
  • Alu-Transportkiste auf dem Dach, ca. 100 L
  • Federn vorne (verstärkte Originalausführung)
  • Blattfedern hinten (original mit Zusatzlage)
  • Stoßdämpfer von Tough Dog Ralph
  • Kühler in größerer Originalausführung
  • Tacho mit Drehzahlmesser
  • Reifen, Toyo Opencountry MT 265/75 R16
  • Bushranger Außenmüllsack
  • Lüftung auf Dauerbetrieb mit Bordbatterie umgebaut
  • Diverse selbst entworfene Halterungen für Kamera, Tablet usw.
  • Sicherheitssysteme/Wegfahrsperre
  • Scheiben mit Schlagschutzfolie vorne
  • Antiblendlicht
  • Tracking-System

Innenausbau

  • Innenausbau aus Item-Profilsystem mit Kisten auf Vollauszügen, unterer Bereich als zusätzlicher Schlafbereich umbaubar
  • Siebdruck-Bodenplatte
  • Navigationssystem TNS 510
  • Engel-Kühlbox
  • Pumpwasserhahn (aus dem Yacht-Bedarf)
  • Bambus-Arbeitsplatte
  • 72 L Wasservorrat im Innenraum hinter den Vordersitzen
  • Ablage und Mittelarmlehne zwischen den Vordersitzen
  • Prospekte-Fach über Beifahrersitz
  • LED-Heck/Arbeitsleuchte
  • Moskito-Netze
  • abnehmbare Vorhänge mit Magnetleiste
  • diverse Ablagemöglichkeiten wie Fächer, Tisch, etc.
  • Hifi-Anlage (Musik ist schließlich wichtig)

Fahrzeugausbau 2.0 – ab 2019

Mittlerweile sind wir wieder zu Hause angekommen und mit dabei ist eine lange Liste mit Plänen und Optimierungen zum neuen und verbesserten Fahrzeug Umbau. In einem ersten Beitrag haben wir unsere Pläne für euch zusammengestellt, denn so viel steht fest, der HZJ78 bleibt auch für die nächste Reise unser Wegbegleiter und zu Hause:

Hier geht es zum Beitrag: Land Cruiser Farzeugausbau 2.0  – unsere Pläne für die nächste Reise

Alle Details zum Umbau ab 2019 und den aktuellen Stand beschreiben wir auf der Fahrzeugseite 2.0

Und wie lebt es sich in einem Land Cruiser?

Super! Aber seht selbst wie so ein typischer Tag bei uns aussieht…