FAQs Panamericana

Wer seid ihr und wann und wie lange ward ihr unterwegs?

Wir sind Till und Katrin, zwei Deutsche aus dem Rhein-Main-Gebiet, zum Zeitpunkt der Reise Anfang 30 und gespannt die Welt zu entdecken. Mehr Infos zu uns gibt es hier. Von Juli 2016 bis November 2018 waren wir mit unserem selbst umgebauten Toyota Land Cruiser J7 namens Hottahü auf der Panamericana Richtung Süden unterwegs. Gestartet sind wir in Kanada und sind langsam über Zentralamerika bis Ecuador gefahren. Hier haben wir nach über 2 Jahren und 85000 km beschlossen erstmal eine Pause einzulegen. Wir sind dann von Kolumbien aus zurück geflogen und auch das Auto wurde von dort wieder zurück geschifft.

Warum nennt ihr euch „Hottahü“?

Hottahü – isländisch für die Fahrzeugbezeichnung „J7“. So haben wir unser Fahrzeug getauft, nachdem wir in Island am Ende der Welt einen gebrochenen Stoßdämpfer nachbestellt haben und die nette Isländerin die Fahrzeugbezeichnung HZJ78 genau wie „Hottahü“ ausgesprochen. Da mussten wir so lachen, dass sich der Name durchgesetzt hat.

Warum und wie reist ihr?

Neues erleben! Abenteuer! Perspektivwechsel!
Uns hat es gereizt aus dem deutschen Alltag auszubrechen. Wir wollten endlich Zeit für die Dinge haben, die uns Spaß machen. Draußen sein, wandern, Lagerfeuer machen und das Leben genießen. Das sogenannte Overlanding, also das Reisen im eigenen Fahrzeug entspricht zurzeit genau unserer Lebensvorstellung. Es ermöglicht uns selbstbestimmt zu reisen und auch an abgelegene Orte zu kommen. Dabei haben wir genug Platz, um sowohl unser Koch- und Backzubehör als auch diverse Sportgerät (Ski- und Surfausrüstung) mitzunehmen. Unsere Jobs hatten wir für die Zeit der Reise gekündigt bzw. auf Eis gelegt, sodass wir mehr oder weniger open end unterwegs waren.

Warum die Panamericana?

Die längste Straße der Welt bzw. alles um diese Straße herum war und ist für uns ein echter Sehnsuchtsort. Traumhafte Landschaften, von Bergen und Vulkanen bis hin zu Stränden ist alles dabei. Schon vorab sind wir beim Blog lesen von anderen Reisenden regelmäßig ins Schwärmen geraten, was uns in unserer Idee bestärkt hat von Kanada aus Richtung Süden zu fahren.

Diese Reise war unsere erste Langzeitreise, deswegen waren wir ganz froh, in Kanada und den USA einen leichten Einstieg ins Reiseleben zu haben. Die Länder gelten als ’sicher‘, es gibt eine ausgeprägte Infrastruktur zum Campen, wenn man sie denn mal braucht und der Lebensstandard ist in etwa vergleichbar mit Europa. So konnten wir uns langsam an Zentralamerika herantasten. Das würden wir auch wieder so machen.

Außerdem ist ein echter Vorteil der Panamericana, dass man mit zwei Sprachen durch so viele Länder kommt. Englisch konnten wir sowieso und unsere Spanischkenntnisse haben wir vor der Reise und unterwegs vertieft.

Wieviel Zeit habt ihr in die Planung investiert bevor es losging?

Den Entschluss für die Langzeitreise haben wir erst 1,5 Jahre vor Abreise getroffen. Die zeitlich längste Planung liegt wohl zum Einen auf der finanziellen Seite, zum Anderen bei der Anschaffung und dem Ausbau des Reisefahrzeugs. Da wir unser Hottahü aber schon vorher hatten und es bereits fertig ausgebaut war, konnten wir direkt mit unserer Testfahrt nach Island starten.

Die wichtigsten Punkte der Organisation lassen sich in unter 6 Monaten nebenbei erledigen (Überblick Vorbereitung Panamericana). Fahrzeug: Versicherung für Nordamerika (restliche Haftpflicht Versicherungen haben wir unterwegs abgeschlossen) und die Verschiffung. Ansonsten Reisepass beantragen, US-Visum beantragen, Impfungen falls nötig auffrischen, weitere Ausrüstung besorgen (Outdoor-Ausrüstung, Kamera-Ausrüstung, Kocher etc.) und am besten vorab ausprobieren und gucken was man wirklich braucht.

Wie habt ihr die Reise finanziert?

Als wir beschlossen haben, diese Reise zu machen haben wir angefangen zu sparen, alle unnötigen Kosten wurden reduziert und viele unserer Sachen verkauft. Allerdings haben wir auch schon vor dem eigentlichen Plan zu Reisen gerne und viel gearbeitet und haben gleichzeitig sehr bewusst gelebt und habe viele Rücklagen gebildet. Sonst wäre es wohl nicht möglich gewesen.

Unsere Ausgaben während der Reise lagen bei ca. 2000 EUR monatlich für zwei Personen und darin sind ALLE Kosten, die auf der Reise entstanden sind enthalten. Das heißt inklusive Verschiffungen, Flügen, Versicherungen, Reparaturen und Neuanschaffungen (Surfbretter, Kamera etc.). Dieser Wert ist sehr individuell, nach unten und vor allem oben sind viel Platz je nach Reisestil, Reisetempo, Aktivitäten unterwegs etc.. Uns sind gute Lebensmittel wichtig (meistens der größte Ausgabenfaktor pro Land), dafür haben wir eher Abstriche bei teuren Aktivitäten und gebuchten Touren gemacht.

Zu Hause dachten wir, der Kostenfaktor Diesel würde prozentual am höchsten liegen. Da der Diesel aber deutlich günstiger als in Deutschland ist, haben wir insgesamt nur 14% aller Ausgaben für Diesel ausgeben (Übersicht Verbrauch und Dieselpreise). Die höchsten Ausgaben hatten wir zusammengerechnet für Lebensmittel plus Restaurants mit 28% (einzeln 15 und 13%). Die Transportkosten lagen bei 18%, dazu zählen drei Verschiffungen (siehe nächster Punkt), sowie alle Flüge (Hinflug Deutschland-Kanada, Kubaflüge von Kanada aus, Heimaturlaub von Mexiko aus (nur Katrin), Rückflüge Kolumbien-Deutschland) und weiteren Transportkosten wie Fähren (Neufundland, Vancouver Island). Die restlichen Ausgaben verteilen sich mit 7% Unterkunft, 7% Auto Wartung/Reparatur/Zubehör, 9% Eintritte&Unternehmungen, 7% Sonstiges (Klamotten, Kamera, etc.), sowie 8% Versicherungen (sehr teuer war die Haftpflicht und Vollkasko für 1 Jahr Nordamerika mit 2700 EUR, ansonsten sind hier Kosten für die Auslandskrankenversicherung mitgerechnet). Weitere Kategorien waren Gesundheit und Handy, die aber nur bei 2% bzw. 1% lagen.

Wie ist das Auto nach Kanada gekommen und wie teuer ist eine Verschiffung?

Insgesamt dreimal wurde der Land Cruiser für die Reise verschifft, Hinverschiffung nach Kanada, über das Darien Gap und die Rückverschiffung. Zwar kostspieliger als sich ein Auto vor Ort zu kaufen, aber da wir unser Fahrzeug schon vor der Reise hatten kam es für uns nicht in Frage ein Fahrzeug vor Ort zu kaufen. Letztlich kann man diese Kosten aber bereits im Vorhinein miteinplanen. Mit RoRo nach Kanada haben wir gute Erfahrungen mit Seabridge gemacht. Bei den anderen Routen waren wir sehr froh, dass das Auto containerfähig ist. Somit konnten wir den Container selbst abschließen und konnten uns sicher sein dass nichts wegkommt und das Auto nicht tagelang unbewacht am Hafen steht. Als Anhaltspunkt hier unsere Kosten für die Verschiffungen:
– RoRo von Hamburg nach Halifax 1800 EUR (Juli 2016)
Verschiffung Darien Gap im Container mit 2 Fahrzeugen 960 EUR pro Fahrzeug (Sommer 2018)
Verschiffung Kolumbien-Deutschland 2200 EUR, ebenfalls pro Fahrzeug bei einem geteilten Container

Warum ein Land Cruiser?

Für uns ist es das perfekte Reisefahrzeug. Allrad ist für uns wichtig, da wir abgelegene Orte lieben und auch gerne mal Offroad unterwegs und die eine oder andere Abkürzung ausprobieren. Außerdem wollen wir ein robustes Fahrzeug, was sich bei allen Bedingungen bewährt. Unserer Erfahrung nach braucht es aber definitiv keinen Offroadcamper, wenn man sich auf den gängigsten Straßen bewegt.

Die Größe von einem Land Cruiser entspricht dabei einem Auto, sodass wir überall hinkommen und immer auch auf normale Parkplätze passen, außerdem passen wir in einen Container, was uns bei der Verschiffung vieles erleichtert. Der Wohnraum ist klein, aber dank Klappdach völlig ausreichend, wenn man nicht allzu viel Zeug mitschleppen will. Im Sommer haben wir überhaupt keine Probleme, da man sich sowieso draußen aufhält. Auch im Winter haben wir uns gut arrangiert, der Platz reicht zum gemütlichen Sitzen zu zweit, kochen, spielen völlig aus. Mittlerweile sind wir auch schon einen Monat zu dritt gereist, was durch die Zwei-Betten-Lösung gut funktioniert hat.

Nach 85000 km allein auf der Panamericana sind wir ohne eine einzige Panne unterwegs. Da spricht der Land Cruiser ja eigentlich für sich selbst…

Habt ihr das Auto selbst umgebaut?

Ja (bis auf einige Ausnahmen wie z.B. das Klappdach). Der Land Cruiser war komplett leer und unverbaut als wir ihn 2012 gekauft haben. Till hat mit wenigen Ausnahmen alles komplett selbst umgebaut und geplant (Fahrzeugausbau). So haben es auch viele selbst entwickelte Systeme ihren Weg ins Fahrzeug gefunden. Bisher hat alles unseren Anforderungen standgehalten, aber natürlich gibt es ein paar Dinge, die wir bei der nächsten Reise ändern würden (Geplante Umbauten).

Was war unser Lieblingsort oder Lieblingserlebnis?

Diese Frage wurde uns schon so oft gestellt, aber nach über zwei Jahren unterwegs gibt es da nicht nur eine Antwort, sondern viele! Generell lieben wir abgelegene Orte, an denen nicht jeder ist. Spontan fällt mir der Dempster Highway im Norden von Kanada ein, hier haben wir uns warm angezogen und bei -26°C nachts Polarlichter angeschaut. Auch die Kupferschlucht (Barrancas del Cobre) im Norden Mexikos wird uns in Erinnerung bleiben. Unsere „Abkürzung“ hat länger gedauert als gedacht und wir mussten im Dunkeln durch eines von Mexikos bekannten Drogenanbaugebiet und Kartellland fahren und einen Schlafplatz finden. Auch unseren einmonatigen Aufenthalt an einem Strand auf der Baja California werden wir nicht vergessen: Surfen, Essen, Leben – es war perfekt!

Wo übernachtet ihr?

Am liebsten sind uns freie Campingspots mitten in der Natur. Während man solche in Nordamerika und auf der Baja California meistens problemlos findet, sieht die Lage in Zentralamerika anders aus. Zum einen ist es die Sicherheitslage, zum anderen die dichte Besiedlung. Deshalb muss man hier öfter improvisieren und auch mal bei Tankstellen, Restaurants oder auf Hotelparkplätzen nächtigen. Mit der iOverlander App ist das Finden guter Plätze sehr einfach geworden.

Wo kocht ihr und wie sieht euer Alltag aus?

Gekocht wird meistens draußen mit einem mobilen Gaskocher oder auf Spiritus. Eine große Kanne Kaffee ist morgens Pflicht, ebenso wie Frühstück mit frischem Obst. Wir lieben außerdem unseren „Backofen“, einen gusseisernen Topf (Dutch Oven) mit dem wir an Pausetagen problemlos Brot oder Zimtschnecken zaubern.
Ansonsten gestalten sich unsere Tage sehr variabel. Städte, Orte und die Umgebung erkunden, Wandern, Surfen, Offroadfahren, Schlafplatz suchen, kochen und backen… Tatsächlich hat man weniger freie Zeit als wir anfangs vermutet hätten. Route planen, das Auf- und Abbauen und auch das Zurechtfinden in neuen Ländern dauern manchmal länger als gedacht. Gerade das macht aber auch das Reisen für uns aus 😉

Dusche und Toilette?

Weder noch. Ohne Toilette zu reisen ist eine echte Herausforderung und schränkt auch bei der Schlafplatzsuche ein. Oft mussten wir mehr zahlen nur um Zugang zu einer Toilette zu haben. Deswegen muss bei nächsten Reise auf jeden Fall eine mobile Toilettenlösung entwickelt werden.
Eine Dusche haben wir hingegen nur selten vermisst, es ergeben sich alle paar Tage Möglichkeiten bei Campingplätzen, Schwimmbädern, Flüssen und Seen. Alternativ konnten wir unseren Wasserkanister aufs Dach stellen und darunter duschen. Eine Modifizierung vom Fahrzeug ist der neue Alu-Wassertank für außen, mit dem wir dann auch eine Duschmöglichkeit haben.

Wie lange seid ihr autark unterwegs?

Der begrenzende Faktor war bei uns das Wasser. Wir haben 72 Liter Trinkwasser in Kanistern dabei, das reicht uns für eine Woche ohne zusätzliche Wasserquelle. Die Wasserkapazität hatten wir unterwegs mit einem Wassersack ergänzt den wir mit Brauchwasser gefüllt haben und es zum Spülen verwenden konnten.
Bei 20°C und Sonne laden wir über unsere Solarmodule genug rein, um quasi unbegrenzt zu stehen. Wird es zu heiß, lädt das Modul langsamer und der Kühlschrank verbraucht zu viel. Dann müssen wir manchmal den Motor für 1-2 h laufen lassen, etwas nervig aber eigentlich kein Problem. Auch hier wollen wir aber optimieren, da wir mit Laptops doch mehr Strom brauchen als anfangs gedacht.

Arbeitet ihr von unterwegs?

Auf der Panamericana-Reise haben wir nicht gearbeitet und waren sehr froh, es auch nicht zu müssen. Für die nächste Reise soll sich das aber ändern, denn wir wollen versuchen Leben, Reisen und Arbeiten unter einen Hut zu bekommen. Wie und ob uns das gelingt, wissen wir momentan aber noch nicht.

Habt ihr keine Angst, durch gefährliche Länder zu fahren?

Anfangs hatten wir natürlich Bedenken, gerade bei Zentralamerika. Unsere Erfahrung ist, dass man in seine Reise hineinwächst, man lernt andere Overlander kennen und merkt, dass die meisten nur Positives zu erzählen haben. Das können wir bestätigen, denn wir haben so gut wie keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Am wichtigsten ist für uns, sich auf unser Gefühl zu verlassen. Hat einer von uns Bedenken, dann fahren wir woanders hin. Seit der mexikanischen Grenze fahren wir prinzipiell nicht mehr im Dunkeln, weil man die Umgebung nicht sieht und damit auch nicht einschätzen kann. Das hat meistens, aber nicht immer geklappt. Wenn wir frei campen, dann versuchen wir ein Gefühl für den Ort zu bekommen und wenn möglich die Anwohner nach der Situation zu befragen. Wenn wir unsicher sind, ob bestimmte Straßen oder Gebiete sicher für Touristen sind, fragen wir bei der Polizei oder den Einheimischen nach.
Gefahren und politische Situationen ändern sich manchmal schnell. Die Unruhen in Nicaragua fingen an, als wir gerade eingereist waren. Wir hatten Glück und konnten das Land bereisen, während davon mittlerweile abgeraten wird und andere Overlander nur noch per Konvoi in einem Tag durch das Land fahren. Uns hat unterwegs auch die Facebook-Gruppe „Pan-American Travelers Association“ geholfen, in der sich viele Overlander austauschen können. Die Informationen sind zudem aktueller als Blogbeiträge.

Wird euch denn nicht langweilig unterwegs?

Diese Frage haben wir tatsächlich ziemlich oft gestellt bekommen. Die Antwort ist eindeutig Nein, denn die nächste Herausforderung lässt meistens nicht lange auf sich warten. Der Reisealltag ist abwechslungsreich und neben den Pflichten wie Route planen, Recherche, Fotos und Videos sortieren etc. kann man die Reise und den Alltag gestalten wie man möchte.
Natürlich hat man ab und zu genug vom Sightseeing und nach der Besichtigung von vielen Pyramiden in Mexiko irgendwann keine Lust mehr auf ‚alte Steinhaufen‘. Auch die zehnte Wanderung in den Nationalparks der USA ist nicht mehr so spannend wie die erste. Dann ist es meistens Zeit weiterzuziehen 🙂

Zur Abwechslung vom Reisealltag haben wir beispielsweise das Surfen sehr genossen. Hier konnten wir länger an einem Ort bleiben, Sport machen und unsere überfüllten Speicher im Kopf mal wieder leeren. Nebenbei haben wir dann gerne gebacken im Dutch Oven oder frischen Joghurt angesetzt.

Du hast noch Fragen zu unserer Reise auf der Panamericana? Dann schreib uns gerne an.


Beliebte Reiseberichte

Till & Katrin

Wir, das sind zwei Reisende mit Sinn für abgelegene Orte und am liebsten mit unserem Toyota Land Cruiser “Hottahü” in der Welt unterwegs. Von 2016 – 2018 haben wir unser erstes großes Abenteuer auf und neben der Panamericana erlebt. Zurzeit sind wir in Deutschland und bereiten die nächste große Reise vor.

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