Ecuador I – Entlang der Küste

Nachdem wir einige Tage auf dem deutsche Campingplatz „Finca Sommerwind“ verbracht haben, zieht es uns an die Küste Ecuadors. So fahren wir von Fischerdorf zu Fischerdorf und genießen Strandspaziergänge bei angenehmen Temperaturen. Von Puerto Lopez aus unternehmen wir eine Walbeobachtungstour und kommen Buckelwalen ganz nah. Kulinarisch essen wir uns satt an frischem Fisch in Kokossoße (Encocado), Ceviche und den neu entdeckten Knödeln Ecuadors, den Bolones

Einreise nach Ecuador

Vom Santuario Las Lajas fahren wir bereits früh an die Grenze, denn wir haben von der langen Schlange und enormen Wartezeiten gehört, die sich hier aufgrund venezolanischer Flüchtlinge bilden. Als wir früh um halb 8 Uhr an der Grenze in Ipiales ankommen sind wir also aufs Schlimmste gefasst. Unser kolumbianisches TIP drücken wir einfach einem Mitarbeiter in die Hand und auch die Ausreise geht schnell. Die Absperrungen markieren zwei getrennte Warteschlangen, beide sind zu dieser Uhrzeit leer und wir sind in 5 Minuten ausgereist.

Auf ecuadorianischer Seite müssen wir zunächst suchen. Auf der Vorderseite sind wieder Absperrungen, hier ist mehr los und wir stellen uns brav in die Schlange. Es dauert keine zwei Minuten, da winkt uns der Sicherheitsbeamte raus. Unsere Schlange bzw. die Abfertigung für Nicht-Venezolaner ist auf der anderen Seite vom Gebäude. Ohne Absperrungen und vor allem Wartezeit. Für die auf dem Boden sitzenden venezolanischen Familien können wir nichts tun.

Bei der Einfuhr vom Auto überrascht uns Ecuador mal wieder. Für die „Fahrzeuginspektion“ bekommen wir von der Dame die sogar Deutsch spricht ein Smartphone in die Hand gedrückt. Damit sollen wir zum Auto laufen und ein Bild machen. Praktisch für die Dame, die somit ihr Häuschen nicht verlassen muss. Für uns aber eine Überraschung, ganz ehrlich, hätten wir von dieser Prozedur nicht schon zuvor von anderen Reisenden gehört, wir hätten nicht gewusst, was wir tun sollen. Mit dem Foto bekommen wir die Dokumente sofort ausgehändigt und sind nach einer knappen Stunde in Ecuador!

Tanken mit Grinsen im Gesicht

Es hat sich gelohnt mit fast leerem Tank nach Ecuador einzureisen. An der Tankstelle stehen doch tatsächlich 1,037 USD angeschrieben. Und ja, es ist tatsächlich ein Gallonenpreis! Für gerademal 20 Dollar ist unser Fronttank bis zum Rand gefüllt, so günstig haben wir noch nie getankt. Umgerechnet auf Liter und Euro sind es tatsächlich nur 24 Cent/Liter Diesel.

Gemütliche Tage bei der Finca Sommerwind in Ibarra

Die Finca Sommerwind ist unter Overlandern weit über Ecuadors Grenzen bekannt und für viele ein dick markierter Must-Stop-Punkt auf der Reise. Der deutsche Auswanderer Hans hat hier wahrlich eine Oase für Overlander geschaffen und führt damit den ersten Campingplatz Ecuadors. Das Café Alemán ist bei Einheimischen und Reisenden gleichermaßen beliebt und wir essen Käsekuchen und Brot, das fast wie zu Hause schmeckt.

Bei durchgehenden Frühlingstemperaturen lässt es sich hier in der Tat gut aushalten. Neben dem längst überfälligen Wäsche waschen kommen wir hier seit langem auch mal wieder zum Kuchen und Brot backen mit unserem Dutch Oven. Außerdem findet man bei so vielen Gleichgesinnten immer jemanden zum quatschen.

Neben den neuen Bekanntschaften klappt es aber auch mit dem Wiedersehen von den Zwei Unterwegs Ralf und Anett, ebenfalls mit Land Cruiser unterwegs. Die beiden haben wir zum letzten Mal in Nicaragua gesehen und nun haben sie unseren ersten Versuch des Ananas-Upside-Down-Kuchens mit uns getestet und für gut befunden. Eine wundervolle Zeit und vor allem gute Weiterreise wünschen wir euch „Zwei Unterwegs“!

Routenplanung für das letzte Land der Reise

Nach vier Tagen werden wir unruhig, wir wollen weiterziehen. Da Ecuador für uns das letzte Land der Reise ist und wir anschließend zurück nach Kolumbien fahren wollen, bietet sich eine Rundreise über die Küste an. Der südlichste Punkt soll dann die historische Stadt Cuenca sein, von wo aus wir wieder Richtung Norden und über die Anden zurück nach Kolumbien fahren wollen.

Nachdem wir in Ibarra eine SIM-Karte (wie immer werden wir bei Claro fündig) besorgt haben und die Lebensmittelvorräte wieder aufgestockt haben fahren wir los. Der erste große Einkauf im neuen Land dauert natürlich seine Zeit. Dafür finden wir wieder viele internationale Produkte, die es in Kolumbien schlichtweg nicht gab. Allen voran kann ich die gut bestückte Käsetheke loben. Die Importware hat einen stolzen Preis, was ich absolut in Ordnung finde, der Einkauf wird entsprechend selektiv ausgewählt.

Erster und letzter Besuch im ecuadorianischen Hot Pool

Am späten Nachmittag verlassen wir die Stadt, kommen aber nicht weit, denn auf dem Weg zur Küste halten wir erstmal im heißen Pool bei den Termales Chichimbira. Der nächste Vulkan ist nicht weit und da wir bekanntermaßen Hot Pools Fans sind, nutzen wir die Gelegenheit.

Am Eingang werden wir sogleich belehrt, dass Badekappen-Pflicht herrscht. Für einen Dollar müssen wir eine Plastikkappe kaufen und werden direkt ermahnt, als wir das unbequeme und juckende Ding kurz absetzen. Als ich dann brav mit Kappe bis zum Hals ins warme Wasser eintauche streift mich plötzlich etwas am Bein. Im Halbdunkeln sehe ich erst nicht, was es ist. Dann erkenne ich es, kann oder besser gesagt, will es aber nicht glauben. Eine Schlange im Pool! Beim näheren Hinsehen merke ich, dass sie nicht mehr lebt. Till fischt das tote Exemplar mit Hilfe der nun doch hilfreichen Badekappe aus dem Wasser. Das war und bleibt definitiv unser letzter Hot Pool Besuch in Ecuador.

Auf geht’s ans Meer!

Innerhalb von wenigen Stunden kommen wir bei Las Peñas an die Küste. Bei dem Restaurant La Ramada können wir uns zum campen direkt auf den Strand stellen. Von hier aus beobachten wir die Fischer, wie sie ihre einfachen Holzboote auf Pfählen ins Meer schieben. Es ist Wochenende und einiges los am Strand, zur Bespaßung kann man eine Fahrt auf der Banane machen, was uns aber zu kalt ist. Wir bleiben gleich zwei Tage, genießen die Atmosphäre und die frische Brise. Mittags werden wir im Restaurant bekocht. Spezialität des Hauses ist das sogenannte Encocado de Camaron, also Garnelen in Kokossoße. Es schmeckt unglaublich lecker und die „Jagd“ nach Encocados mit ihrem wunderbaren Geschmack wird uns die nächsten Tage an der Küste begleiten.

Entlang der Küste

So fahren wir also auf der E15, der Küstenstraße Ecuadors immer weiter nach Süden. Mal fahren wir direkt am Meer, mal weiter im Landesinneren. Nach Lust und Laune halten wir an, trinken ein Tässchen Kaffee direkt am Strand oder biegen in das ein oder andere Dorf ab. Erstaunt beobachten wir die Veränderungen entlang der Küste. Je weiter südlich wir uns befinden, desto fortschrittlicher scheinen die Orte. Die einfachen Fischerboote aus Holz haben sich zu größeren und moderneren Booten gewandelt. Schließlich sehen wir auch die großen Trawler vor Anker liegen.

Ein Abstecher bringt uns nach Mompiche, einem Küstenort mit Hippieflair. Jeden Abend brechen wir auf zum abendlichen Strandspaziergang und Sonnenuntergang gucken, die Temperaturen sind hier bei bewölktem Himmel sehr erträglich. Die Strände sind überall leer, offensichtlich ist gerade Nebensaison. Über Canoa und San Lorenzo kommen wir schließlich nach Puerto Lopez, der touristischen Küsten-Vorzeigestadt Ecuadors. Zumindest die nagelneue Promenade lässt vermuten, dass hier einiges in die touristische Infrastruktur investiert wurde.

Buckelwale vor der Küste – Puerto Lopez

In der Nebensaison ist in Puerto Lopez wenig los. Den mehr oder weniger offiziellen Parkplatz für Overlander finden wir aber trotzdem leicht, denn die Küstenroute scheint vor allem bei Argentiniern mit VW Bus sehr beliebt zu sein.

Puerto Lopez ist wohl der bekannteste Küstenort in Ecuador und das hat natürlich seine Gründe. Zum einen, weil die Buckelwale hier im Sommer ihren Nachwuchs zur Welt bringen und sich ca. von Juni bis Ende September in Küstennähe aufhalten. Zum anderen kann man von hier aus einen Tagesausflug auf die die Isla de la Plata, die „Silberinsel“ unternehmen. Die Insel wird scherzhaft als „Galapagos für Arme“ oder einfach „Mini-Galapagos“ bezeichnet. Hauptsächlich Vögel wie der Blaufusstölpel oder die Fregattvögel, die für die Galapagos-Inseln bekannt sind, kann man auch auf der Isla de la Plata beobachten. Eine gute Option also, wenn man die teure und aufwendige Anreise auf die Galapagos-Inseln scheut. Da Till sich aber dennoch gegen die 2stündige Bootsfahrt zur Insel wehrt, entscheiden wir uns zumindest für die kürzere Walbeobachtungstour.

Mit dem Schnellboot fahren wir raus aufs Meer. Einige Blaufusstölpel sehen wir sogar im Hafen. Die Wale hingegen zeigen sich eine ganze Weile nicht, bis schließlich doch eine Gruppe von 5 Walen neben uns auftaucht. Für uns ist es die erste Walbegegnung, da wir auf der Baja zur falschen Zeit waren, um sie dort zu beobachten. Umso beeindruckender finden wir die Buckelwale nun, die ganz nah um das Boot herumschwimmen. Die ansonsten so aktiven Buckelwale, scheinen gerade heute aber leider keine Lust zum Springen zu haben.

Frühstück auf dem Fischmarkt – oder wie wir auf den Bolón gekommen sind

Am Pier kommen den ganzen Tag über Fischerboote mit ihrer Ladung an. Morgens tummeln wir uns durch die Händler und kaufen ein. Direkt nebenan sind einige Stände aufgebaut und wir gehen spontan frühstücken. Die Speisekarte ist übersichtlich und wir bestellen einfach drauf los, da uns nichts bekannt vorkommt. Bolón heißt die ecuadorianische Variante eines Knödels wie wir überrascht feststellen. Der Bolón besteht aus Kochbanane und wird mit dem typisch weißen Käse und frischen Kräutern vermengt. Wirklich lecker! Eine weitere Variante der Knödelart ist der Tigrillo, der durch Eier noch etwas saftiger schmeckt und damit beinah mit den Südtiroler Speckknödeln konkurriert.

Montanitas – DER Surfspot Ecuadors

In Montanitas, dem bekanntesten Surfspot in Ecuador halten wir kurz an, um die Wellenlage zu prüfen. Auch hier ist es, ähnlich wie in den letzten Tagen hauptsächlich windig. Surfen bei starkem Wind macht gerade Anfängern überhaupt keinen Spaß, das Wasser ist dann total unruhig und es kostet Kraft gegen den Wind nach draußen zu paddeln. Keiner von uns fühlt sich fit genug sich in diese Schaumparty zu stürzen. Deshalb lassen wir diese letzte Gelegenheit zum Surfen ungenutzt hinter uns und fahren weiter der Küste entlang, um in Salinas unsere Küstenrunde zu beenden.

Der letzte Küstenstopp

Der Kontrast zu Las Penas im Norden könnte größer nicht sein. Der breite weiße Sandstrand ist zugebaut mit hohen Apartment-Häusern und erinnert uns an Mazatlan in Mexiko. Zum Glück ist am Strand wenigstens nicht viel los. Auf einem Parkplatz können wir campen und obwohl der Besitzer sehr nett ist, treiben sich dort den ganzen Tag über komische Gestalten herum. So passiert auch schnell das Unvermeidliche, wir werden bestohlen! In einem unbeobachteten Moment muss jemand unsere gerade neu in Betrieb genommene Rolle Toilettenpapier von unserem Außentisch entwendet haben. Wir sind entrüstet über so viel Dreistigkeit der Gitarre spielenden und dreadlockigen Zeltbewohner mit Hauskatze neben uns, müssen aber gleichzeitig auch grinsen.

Morgens gehen wir nochmals ausgiebig frühstücken (Bolón und Tigrillo, was sonst…) und lassen uns eine große Portion Ceviche für unterwegs einpacken. Dann verlassen wir Ecuadors Küste endgültig. Damit verabschieden wir uns auch vom Pazifik, den wir zumindest auf dieser Reise nicht mehr zu Gesicht bekommen werden.

Nur noch schnell Kaffeefilter besorgen, oder?

Wenn ihr euch wundert, womit wir neben Sightseeing und Essen so unsere Zeit verbringen, dann habe ich hier ein schönes Beispiel für euch. In der Großstadt Guayaquil klappern wir hartnäckig alle kleinen und großen Supermärkte auf der Suche nach neuen Kaffeefiltern ab. Der Großvorrat, den wir extra angelegt hatten, hat sich nämlich bei dem günstigen Kaffee in Kolumbien deutlich schneller als gedacht aufgebraucht. Leider gibt es unsere benötigten Filter Nummer 4 nur im 400er Paket zu horrenden Preisen. Der Sparfuchs unter uns verbietet den Kauf des Großvorrats und will auch nicht auf die kleinen Filter wechseln, die es durchaus im kleinen Paket geben würde. So sind wir einen halben Tag kreuz und quer durch die Stadt gefahren, nur um am Ende ohne Kaffeefilter dazustehen. Unseren Kaffee trinken wir seitdem also ohne Filter – Overlander Leben pur, wohl bekomms!

Fazit Küste Ecuador

Wohl kaum jemand denkt an weiße Sandstrände, wenn er an Ecuador denkt. Unsere Zeit an der Küste hat uns dennoch sehr gut gefallen. Im Norden sind die Fischerdörfer traditionell, während es Richtung Süden fortschrittlicher wird. Es gibt unglaublich viele schöne Strände an denen man seine Ruhe hat, zumindest in der Nebensaison. Von Puerto Lopez aus kann man in der Walsaison von Juni bis Ende September Buckelwale beobachten und per Tagesausflug die Isla de la Plata besuchen (Klein-Galapagos). In Montanita ist Surfen angesagt, uns war es allerdings zu windig. Kulinarisch gibt es Fisch und Meeresfrüchte in allen Variationen! Freie Standplätze gibt es öfter als gedacht, oft aber nicht direkt auf dem Strand (in San Lorenzo z.B. zum Schutz der Schildkröten), ansonsten haben wir was im Hinterhof von Hostels gefunden.

Route Ecuador Teil I

Route als GPX-Track: Ecuador I

Route: Ibarra – Las Penas – Mompiche – Canoa – San Lorenzo – Puerto Lopez – Salinas – Guayaquil

Reisezeit: 27.8.18 – 11.9.18

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