Länderinfos Kolumbien

Overlanding in Kolumbien? Immer wieder werden wir irritiert angeschaut, wenn wir von Kolumbien schwärmen. Denn viele glauben, Kolumbien sei noch immer zu gefährlich, dabei hat sich hier in den letzten Jahren doch einiges geändert. Wir sind überrascht von der Vielfalt des Landes und vor allem wie freundlich wir (mal wieder) von den Einheimischen begrüßt und aufgenommen werden. Hier teilen wir einige unserer Erfahrungen mit euch.

 Überblick Kolumbien

Kolumbien ist unser erstes Land auf dem südamerikanischen Kontinent. Die Sicherheitslage hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert, der Tourismus steckt aber in vielen Teilen noch in den Kinderschuhen, was Kolumbien für uns zu einem sehr attraktiven Reiseland macht. Das Land ist groß und vor allem vielseitig. Die Landschaft reicht von Stränden an der Karibikküste über Regenwälder im Amazonas bis zu den bergigen Andenregionen und einladenden Kaffeeplantagen. Entsprechend vielseitig ist auch das Wetter, herrschen auf Meereshöhe tropische Temperaturen, kann man sich problemlos in höhere Gefilde begeben und die Winterjacke auspacken.

 Wann und wie lange bereist?

Wir waren insgesamt 109 Tage in diesem wunderbaren Land!
Der Reisezeitraum war Juni-August 2018 und Oktober-November 2018.

 Einreise, Aufenthaltsdauer und Gebühren

Einreise aus Panama nach Cartagena in Kolumbien

Wir sind mit dem Segelboot angekommen und alle Formalitäten wurden für uns erledigt. Die Aufenthaltsdauer für Personen beträgt 90 Tage. Das Auto kommt per Container im Hafen von Cartagena an (Verschiffungsdetails), die Auslöseprozedur dauert 1-2 Tage und das TIP für das Fahrzeug ist ebenfalls 90 Tage gültig.

Einreise aus Ecuador nach Kolumbien (Grenze bei Ipiales)

Abgesehen von der langen Wartezeit (10 Stunden) war der Einreiseprozess problemlos. Bei der Einreise gibt es zwei Schlangen, eine für Venezolaner und eine für alle anderen. Ohne irgendwelche Fragen haben wir unseren Stempel bekommen. Das TIP für das Auto bekommt man im Gebäude nebenan. Die üblichen Dokumente (Reisepass, Fahrzeugschein und Führerschein) wurden abgetippt, beim Auto wurde die VIN kontrolliert, sonst nichts. Keine Kopien, keine Kosten.

Ausreise von Kolumbien nach Ecuador (Grenze bei Ipiales)

Die Ausreise nach Ecuador an der Grenze Ipiales war schnell und einfach, TIP abgeben und Pass stempeln lassen, fertig.

Ausreise nach Deutschland (Cartagena)

Für uns per Flugzeug von Bogota nach Deutschland, das Auto per Container nach Hamburg. Es hat uns einige Nerven und umgebuchte Flüge gekostet bis das Auto in Cartagena endlich im Container war. Wir haben mit Enlace Caribe verschifft, die Details zur Verschiffung teilen wir aber nochmal in einem separaten Beitrag.

 KFZ-Versicherung

Eine KFZ-Versicherung ist in Kolumbien Pflicht. Wir haben diese beim ersten Mal in Cartagena abgeschlossen und für 3 Monate 60 Euro gezahlt. SOAT-Büros gibt es überall in Cartagena, iOverlander zeigt euch den Weg ;). Als wir von Ecuador kamen haben wir die Versicherung direkt an der Grenze abgeschlossen und für einen Monat 28 Euro gezahlt, auch hier gibt es diverse Möglichkeiten, aber wir haben keinen Preisvergleich gemacht.

 Währung und Kurs

Gezahlt wird in Kolumbien mit kolumbianischen Pesos, kurz: COP.
Die Umrechnung ist etwas mühsam, denn 1 Euro sind etwa 3500 COP.

Kostenlos abheben kann man bei Geldautomaten der BBVA oder der Davivienda Bank. Pro Abhebung bekommen wir allerdings nur 300.000 COP (BBVA) oder 400.000 COP (Davivienda). Zweimal hintereinander abheben funktionierte bei uns immer. Mit Karte bezahlt haben wir nie, deshalb mussten wir entsprechend oft Bargeld abheben.

COP kolumbianische Pesos

In Kolumbien waren wir ziemlich oft beim ATM um genügend Bargeld für die Verschiffung anzusammeln. Der Maximalbetrag pro Abhebung sind 400.000 COP/Abhebung, also gerade mal 109 EUR

  Tankstellen und Diesel

Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut. Wir haben bei Terpel-Tankstellen getankt, aber auch Esso ist vertreten. Der Preis für Diesel schwankt innerhalb des Landes sehr stark, umgerechnet sind es 0,44 bis 0,67 EUR/Liter. Im Durchschnitt haben wir 0,61 EUR/Liter gezahlt.

An der Karibikseite liegt die Gallone bei etwa 8400 COP (0,62 EUR/L), in Riohacha weiter nördlich gibt es dank der Nähe zur venezolanischen Grenze den für uns günstigsten Sprit mit 5900 COP (0,44 EUR/L). In Popayan tanken wir mit 9094 COP (0,67 EUR/L) den teuersten Sprit und je näher man der ecuadorianischen Grenze kommt, desto günstiger wird es wieder (6900 COP/Gallone, also 0,51 EUR/L).

Tipp: mit relativ leerem Tank nach Ecuador fahren, denn hier wird es richtig günstig (0,24 EUR/Liter)! Bitte beachten, dass man erst 50 km hinter der Grenze tanken kann wegen einer Sperrzone.

 Straßen & Maut

Der Gesamtzustand der Straßen ist sehr variabel und die Entfernungen in Kolumbien sind sehr groß. Schlaglöcher, Erdrutsche, Baustellen mit Blockabfertigung, eingestürzte Brücken, man sollte mit allem rechnen. Oft haben wir uns zeitlich verschätzt da viele Passstraßen einspurig und steil sind, sodass man hier nur sehr langsam vorankommt. Besonders auf den Querverbindungen zwischen der Panamericana und der Ostroute sollte man genügend Zeit einplanen, da hier auch Bergpässe auf über 4000 Meter zu überwinden sind.

Die Fahrweise der Kolumbianer ist rasant, in den Städten machen die vielen Roller und Motorräder das Chaos perfekt. Auch wenn mir bei knappen Überholmanövern oft der Atem gestockt hat, findet Till sich hier sehr gut zurecht und behauptet nach wie vor, dass die Kolumbianer sehr gut Autofahren könnten (ich habe noch keinen anderen getroffen, der hier zustimmen würde…).

Die Mautkosten sind enorm und können anders als in Mexiko nicht einfach umgangen werden. Insgesamt zahlen wir für eine Durchquerung des Landes auf beinah direktem Weg über 100 Euro.

 Gefahrene Route

 

Download Link: Kolumbien

 Lebensmittel und Restaurants

Die Lebensmittelversorgung ist wie immer ausreichend und gut. Bei Ara (der kolumbianische Aldi) kann man günstig einkaufen, auch ein in Deutschland produzierter Nutella-Verschnitt ist hier günstig zu bekommen. Ansonsten waren wir für eine bessere Auswahl im Éxito, Olimpica oder Jumbo. Die Preise sind günstig wenn man sich an lokale Produkte hält und sind sehr teuer wenn man importierte Waren kauft. Die Versorgung mit Naturjoghurt, Käse oder anderen „europäischen Produkten“ ist deutlich schlechter als in Panama.

Am Straßenrand kann man frisches Obst und Gemüse wie Bananen, Orangen, Avocados etc. kaufen, was wir meistens gemacht haben. Auch Kaffee wird manchmal angeboten. Eine kolumbianische Besonderheit ist der Tinto, die Bezeichnung für Filterkaffee. Man sollte hier zwar nicht zu viel erwarten, da der Kaffee sehr dünn und oft gesüßt ist, aber an Baustellen ist es schon sehr praktisch einfach den Becher rauszuhalten und nachgeschenkt zu bekommen. Für eine Einheit am Straßenrand zahlt man meist 2000 COP.

Außer Haus Essen ist in Kolumbien sehr gut und günstig. Ein Almuerzo (Mittagessen) bekommt man zwischen 7000 und 15000 COP (2-4 EUR). Dabei ist immer eine große Schüssel Suppe oder Eintopf, die sogenannte Sopita. Beim Hauptgericht sind die Beilagen vielseitig, oft ist es eine Mischung aus Reis, Bohnen/Linsen/Kichererbsen, Yucca, Kochbanane und Salat, dazu Fleisch nach Wahl. Auch die Getränke sind inklusive, hausgemachte Limonade oder Saft. Die Vielfalt beim Almuerzo ist hier größer als in Zentralamerika, mir haben besonders die vielen verschiedenen Beilagen gefallen. Als vegetarische Variante bestellt man den Teller einfach ohne Fleisch und wird immer noch den ganzen Tag satt.

Almuerzo in Kolumbien, sogar bei McDonalds

Gegen die Kolumbianer und ihr Almuerzo hat nicht einmal Fastfood eine Chance. Reis mit Bohnen und Hühnchen werden auch hier als Mittagsmenü angeboten.

 Kosten

Kolumbien ist insgesamt ein günstiges Reiseland. Lebensmittel und Mittagessen sind vergleichsweise günstig. Auch der Diesel ist mit einem Durchschnittspreis von 0,61 EUR/Liter nicht teuer, dafür sind die Entfernungen groß und damit wiederum der Faktor für Spritkosten.

Die Kosten für Übernachtungen belaufen sich auf 6,30 Euro/Tag, da wir selten frei gecampt haben.

In Bogota lohnt es sich, Reparaturen am Auto durchführen zu lassen, wir haben beim Lackierer unsere Delle aus Guatemala reparieren lassen und haben für ordentliche Arbeit gerade einmal 30 Euro gezahlt.

 Camping

Nach Zentralamerika finden sich in Kolumbien endlich wieder schöne Campingplätze. Besonders gefallen haben uns die Guaraimo Platz von zwei Holländern in Barichara. Das Al Bosque Camping oberhalb von Medellín und das La Serrana Camping bei Salento. Preislich liegt man ca. bei 15.000 COP/Person (4,20 EUR/Person). Ansonsten haben wir bei Tankstellen, Hotels, Schwimmbädern/Hot Pools oder in Städten auf Parkplätzen genächtigt. Frei gecampt haben wir eher selten.

 Mobile Daten, WiFi, Anbieter & Kosten

Für mobile Daten haben wir uns für Claro entschieden. Die SIM-Karte kostet 5000 COP (1,50 EUR), für 2 GB (15 Tage gültig) zahlen wir 20000 COP (5,80 EUR). Aufladen kann man an fast jedem Kiosk.

Die Netzabdeckung ist erstaunlich gut. Oft hatten wir sogar während der Fahrt durch abgelegene Berge noch Empfang.

Die Wlan Versorgung auf Campingplätzen oder in Einkaufszentren war immer ausreichend. Oft gibt es in den Städten auch freies Internet „wifi para la gente“, in das sich jeder einwählen kann.

 Menschen

Für uns sind die Kolumbianer eine der freundlichsten Nationen bisher. Man kommt sehr leicht ins Gespräch und eine der ersten Fragen der Kolumbianer war immer, wie uns Kolumbien gefällt. Zum Glück konnten wir immer wahrheitsgemäß antworten, wie schön wir ihr Land finden!

 Sicherheit und Kontrollen

Kolumbien ist innerhalb der letzten Jahre zunehmend sicherer geworden. Im Süden sieht man noch immer häufig das Militär an der Straße stehen. Der Daumen hoch signalisiert, dass die Straße sicher zu befahren ist. In den Städten haben wir wenn möglich bewachte Parkplätze genutzt.

 Highlight

Kolumbien ist wunderbar bergig und grün. Nach Zentralamerika genießen wir die Weite, die schönen Campingplätze und die kühlen Temperaturen in der Höhe. Die Menschen sind unglaublich freundlich, auf der Autobahn wird uns oft zugewunken und gehupt, wir kommen leicht ins Gespräch und die neugierigen Kolumbianer wollen immer wieder ins Auto gucken.

Besonders hat uns der Abstecher nach La Guajira gefallen, den nördlichsten Punkt Südamerikas, eine Region, die einfach ganz anders ist als der Rest Kolumbiens. Ansonsten genießen wir auch immer ein Bad in heißen Quellen, die gibt es zum Beispiel abgelegen im Los Nevados Nationalpark, wo wir stundenlang im heißen Fluss gebadet haben. Für uns die schönste Wanderregion ist das Valle de Cocora, von wo aus man auch Tages- und Mehrtagestouren starten kann.

 Lowlight

Kolumbien steht ganz oben auf unserer Liste der schönsten Länder, deswegen ist es schwierig ein Lowlight zu benennen.
Verzichten würden wir allerdings nächstes Mal auf den Tayrona Nationalpark. Landschaftlich zwar schön, aber nach Zentralamerika hatten wir tatsächlich genug von weißen Sandstränden. Zumindest sollte man darauf verzichten, sein Auto mit in den Park zu nehmen, da dieses einfach unverhältnismäßig teuer ist. Eintritt für zwei Personen plus Auto lag bei stolzen 40 EUR.

 Trinkwasser

In Kolumbien ist das Leitungswasser trinkbar. Bei Gelegenheit haben wir unsere Kanister aber trotzdem mit gefiltertem Trinkwasser gefüllt. Die blauen 20 Liter-Behälter (botellon oder garafón) gibt es eigentlich an jedem Kiosk.

 WC

An allen Tankstellen gibt es kostenfreie Toiletten. Manchmal muss man sich die Tür aufschließen lassen. In Städten kann man in Restaurants die Toilette nutzen, manchmal gegen eine Gebühr von ca. 500 COP (0,15 EUR).

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