Nova Scotia – oder der Beginn einer Reise

Als wir endlich das Auto am Hafen von Halifax abholen, kann die Reise beginnen. Nova Scotia macht uns den Einstieg ins Reiseleben wirklich leicht, denn Cape Breton bietet Wanderwege, idyllische Campingplätze und Küste pur. Begleitet uns auf den ersten Tagen unterwegs…

Reisezeit: 09.07.2016 – 26.07.2016, Start mit dem Auto am 18.07.2016
Zeit unterwegs: 18 Tage
Gefahrene Kilometer: 1057 km

Halifax: Wiedersehen mit dem Auto – Fahrt in den Norden zur Northumberland Shore – Cape Breton und Cabot Trail – North Sydney

Vor 2,5 Wochen sind wir nach Halifax geflogen um unsere Reise durch Nord- und Südamerika zu beginnen. Einige Tage später als erwartet konnten wir unser Auto in Empfang nehmen. Die Zeit bis dahin haben wir uns mit Erledigungen, Stadt und Cafés erkunden, Kino und Einkaufen vertrieben. Nach 9 Tagen in Halifax waren wir aber trotzdem sehr erleichtert, dass die Reise endlich losgeht.

Wiedersehen. Am Montag, 18.07.2016 war es also so weit. Die Taschen in der Unterkunft wurden gepackt und verstaut. Früh morgens ging es erstmal ohne Gepäck in die Stadt zur Spedition. Die erfreuliche Nachricht: unsere Papiere sind fertig. Die nächste Station war dann der Zoll, auch hier lief alles problemlos, einige Fragen mussten beantwortet werden, dann war das Fahrzeug offiziell eingereist und durfte abgeholt werden. Endlich fuhren wir zum Hafen, hier hatten wir das Auto ja 4 Tage zuvor schon aus der Ferne begrüßt. Auch hier erhalten wir das offizielle OK, wir freuen uns riesig, machen schnell ein Begrüßungsbild und dann nichts wie weg! Einsteigen, Anschnallen, Losfahren… Wenn denn das Auto angesprungen wäre. Die Batterie war zwar nicht mehr die neueste und durch die lange Standzeit war sie weiter entladen als gedacht und lässt sich auch nicht mit Hilfe der Zweitbatterie starten. Wir bekommen Starthilfe und dann ging es tatsächlich los, juchu!
An der Unterkunft wird unser restliches Gepäck eingeladen und die Wasserkanister gefüllt, Wasser gibt es hier sowieso für alle Haushalte kostenlos. Zur Sicherheit haben wir am Berg geparkt, falls das Auto nicht mehr anspringt hätten wir rollen können, das war aber gar nicht nötig. Trotzdem haben wir als erstes eine neue Batterie besorgt. Da unser Auto hier in keinem System zu finden ist, mussten wir mit dem Zollstock selbst das richtige Modell finden. Wir bauen alles um, es passt und funktioniert. Als nächstes ging es zum Toyota Händler, weil eine Spannschraube für die Lichtmaschine gebrochen war, vermutlich beim Transport im Schiff. Wir mussten zwar einen Tag auf die Lieferung warten, dafür können wir das Teil am nächsten Tag in 10 Minuten austauschen.
Um in Stadtnähe zu bleiben, übernachten wir am ersten Tag auf einem Walmart Parkplatz. Nicht schön, aber dafür praktisch und kostenlos. Wir merken schnell, dass wir, oder besser gesagt das Auto ein absoluter Hingucker ist, wurde es hier doch nie verkauft. Wir werden häufig angesprochen und gefragt, wo wir herkommen, was das für ein Auto sei und was wir vorhaben. Oft ergibt sich eine nette Unterhaltung und wir erhalten nützliche Reisetipps.

Reisestart. Nachdem auch die Einkäufe aufgestockt waren und das gröbste Chaos beseitigt war hält uns nichts mehr in Halifax und wir fahren los in Richtung Norden. Stetig begleitet wird man hier von dem Hummer-Angebot, der überall zu vergleichsweise günstigen Preisen (60 Dollar pro Kilo) angeboten wird, sei es im Restaurant, als Sandwich beim Imbiss oder als McLobster bei McDonalds. An den Northumberland Shores erfreuen wir uns an kleinen Fischerdörfern, Leuchttürmen und Stränden. In Pictou kamen einst die ersten Siedler Neuschottlands an, dafür wurde eigens ein Replikat der Hector angefertigt, welches von den Bewohnern voller Stolz präsentiert wird.
Schon auf dem Weg hierhin gefällt uns das entspannte Autofahren auf Landstraßen wie auf Highways gleichermaßen; obwohl wir meist nur 80 km/h fahren werden wir selten bedrängt oder überholt und das sogar, wenn der Verkehr es zulassen würde. Zum entspannten Fahren trägt natürlich auch das lokale Radioangebot bei: Country-Klänge gemischt mit shottischer Dudelsack-Musik, klischeehafter könnte es kaum sein.

Cape Breton. Das erste große Ziel der Reise ist Cape Breton, die nördliche Region von Nova Scotia, die auch den Cape Breton Nationalpark beherbergt. Der Cabot Trail umrundet den Park und gilt damit als eine der schönsten Panoramastrecken von Kanada. Vor allem bei den Kanadiern selbst ist er ein beliebtes Ausflugs- und Reiseziel, Touristen sehen wir kaum. Wir erwerben einen Discovery Pass im Visitor Centre, sozusagen eine Eintrittskarte für alle Nationalparks in Kanada, der für 2 Jahre gültig ist. Die meiste Fläche des Parks ist mit Wald bedeckt, in dem unter anderem Schwarzbären und Elche wohnen, an Ost- und Westküste grenzt er ans Meer wo sich zu dieser Jahreszeit viele Wale tummeln (von unseren Look-Out-Plätzen haben wir aber keine entdeckt…). Der Skyline Trail bietet durch die in den Berg gebaute Holzplattform tolle Ausblicke auf Berge und Meer und ist das Aushängeschild des Parks. Aber auch die anderen Wege sind schön zu erkunden. Wir sind jedenfalls froh, endlich an der frischen Luft und in der Natur zu sein. Elche zu sehen ist hier keine Seltenheit und auch wir haben Glück und begegnen diesem majestätischen Exemplar. Sehr gemächlich und viel größer als gedacht wechselt der Elch vor uns die Straßenseite. Leider sorgen die Elche auch für Aufsehen im Park: da sie sich in den 70ern nach einer Schädlingsplage stark vermehrt haben und alle jungen Baumtriebe gefressen haben, stehen sie im Verdacht für den Rückgang des Waldes und die Enstehung von Wiesenflächen zu sein. Ein 2014 gestartetes Projekt soll zeigen, ob eine „Entfernung“ der Elche den gewünschten Effekt zeigt, diese „Entfernung“ geht natürlich mit Protesten in der Bevölkerung einher…

Wir finden uns schnell wieder in unseren Reisealltag ein und vor allem das Kochen im Freien mit unserem Dutch Oven auf offenem Feuer macht uns großen Spaß. Das Wetter ist auf unserer Seite, bisher hatten wir tagsüber meist Sonne und Hitze während nachts Gewitter tobten. Oft kommen wir abends bei einem Strand vorbei und nutzen die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad im Atlantik.

Standplatzsuche. Wir versuchen so oft wie möglich auf das Angebot von Campingplätzen zu verzichten. Zum einen, um die Kosten niedrig zu halten, zum anderen weil man so tolle Plätze entdeckt und ohne feste Check-Out Zeit oder sonstige Restriktionen auskommt. Die Standplatzsuche gelingt uns dabei mal besser und mal schlechter. Letzte Woche haben wir einen vermeitlich perfekten und ruhigen Platz in einer zugewachsenen Einfahrt entdeckt. Nicht schlecht gestaunt haben wir, als wir morgens um halb 6 vom Traktor geweckt wurden. Statt Ärger gab es eine nette Unterhaltung und einen Farmer mit schlechtem Gewissen.

Her mit dem deutschen Brot. Schon vor der Reise wussten wir, dass wir das deutsche Brot wohl am schmerzlichsten vermissen werden. Nach einem Rundgang im Supermarkt oder auch Bäckereien bestätigt sich der Verdacht, dass ausschließlich Toast/Labberbrot angeboten wird, obwohl nicht selten mit Italian, French oder German Bread geworben wird (das Brot ist jedoch immer dasselbe). Deshalb haben wir bereits in den ersten Tagen einen Sauerteig angesetzt. Da wir die Temperatur nicht regulieren können hat alles ein bisschen länger bedauert, aber schließlich haben wir ein erstes Brot in unserem Dutch Oven gebacken. Auch wenn uns (noch) die Erfahrung fehlt, sind wir recht stolz, auch wenn Kruste und Konsistenz noch nicht perfekt sind, schmeckt es doch um Welten besser als alles was man hier kaufen kann.

Nova Scotia gefällt uns sehr gut und bestimmt kann man hier noch einiges entdecken, jedoch zieht es uns weiter nach Norden und wir sind gespannt auf unsere nächste Provinz: Neufundland!

Bis bald, Nova Scotia!

 

Eine Antwort zu “Nova Scotia – oder der Beginn einer Reise”

  1. Claudia Müller 27. Juli 2016 um 15:22 Uhr

    Hallo ihr zwei, ich beneide euch. Wirklich wundbar ach eure Bilder und Berichte. Ich wünsche euch weiterhin viel Spass, Glück und neue Entdeckungen.
    L. G. Claudia

    Antworten

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