Oh, wie schön ist Panama

Das letzte Land in Zentralamerika steht vor der Tür. Natürlich ist von Panama die Rede. Obwohl wir uns anfangs fest vorgenommen haben, hier nicht durchzurasen, so sitzt uns nun doch der Verschiffungstermin im Nacken. Knapp zwei Wochen lassen wir uns dennoch Zeit um das Land kennenzulernen, die Verschiffung zu organisieren und schließlich völlig entspannt über die San Blas Inseln nach Kolumbien zu segeln…

Der erste Eindruck

Wir verlassen Costa Rica nun endgültig um in das letzte Land Zentralamerikas einzureisen. Mit an Bord ist diesmal der Urlauber Olaf, den wir in Pavones kennengelernt haben und der zurück nach Panama will. Im strömenden Regen stehen wir zu dritt an der Grenze, reisen aus Costa Rica aus und gleich nebenan in Panama wieder ein. Der erste Eindruck von Panama ist gut. Das Grenzgebäude neu und schick. Wir können hier direkt unsere Haftpflichtversicherung abschließen und bekommen zum ersten Mal sogar die benötigten Kopien fertig in die Hand gedrückt.

In David setzen wir Olaf am Busbahnhof ab und gehen erstmal zum nächsten Rey Supermarkt einkaufen. Als wir durch den Supermarkt laufen trauen wir unseren Augen kaum: da stehen doch direkt drei verschiedene Sorten Knäckebrot zu vernünftigen Preisen im Regal. Seit Guatemala gab es das nicht mehr zu kaufen. Als wir dann auch noch griechischen Feta im Vorteilspack und Bio-Pumpernickel-Brot finden, freuen wir uns über unsere Errungenschaften und überlegen, wieviel Brot man wohl nach Kolumbien einführen darf. Die Überlegung hätten wir uns sparen können, da sich auf kolumbianischer Seite niemand für den Inhalt unseres Autos interessiert. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Die Frau an der Kasse bekommt große Augen als sie unseren Brotstapel sieht, denn wir haben uns für 12 Pakete entschieden. Ungläubig fragt sie uns, ob das Brot sei und wie man es isst. Ich versuche zu erklären, dass Deutsche ihr Brot lieben und zu jeder Tageszeit mit allem möglichen essen können. Sie lacht und kann sich offensichtlich nicht vorstellen, dass wir es ernst meinen. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass der Rey-Supermarkt tatsächlich unser König unter den Supermärkten ist.

Der erste Eindruck von Panama überrascht uns beide. Irgendwie war für uns immer Costa Rica das schicke und reiche Land Zentralamerikas, dabei lassen die neuen Einkaufszentren und die Straßen hier in David etwas anderes vermuten. Tatsächlich hat Panama ein enormes Wirtschaftswachstum und gleichzeitigen Rückgang der Armut zu verzeichnen. Der Panama-Kanal macht es möglich.

Abkühlung in den Bergen – Boquete

Wir machen einen Abstecher nach Boquete. In der Bergregion auf über 1000 m ist es angenehm kühl und wir gehen endlich mal wieder auswärts essen zu panamaischen Preisen. Der erste Schreck folgt zugleich, denn die geliebten Bohnen sind hier plötzlich zu Linsen geworden. Der Schock hält nicht lange vor, denn der Rest der Tagesplatte ist gleichgeblieben (ein Berg Reis, Salat und wahlweise Hühnchen oder Fleisch). Auch die Linsen schmecken genauso gut wie die Bohnen, das Almuerzo (Mittagessen) ist gerettet.

Auf unserem Spaziergang zu dem botanischen Garten außerhalb der Stadt werden wir dann direkt vom Regen überrascht. Achja, es ist ja Regenzeit in Zentralamerika und der Schirm ist natürlich im Auto geblieben. Anfängerfehler. Völlig durchweicht und tropfend laufen wir möglichst unauffällig durch die klimatisierten Geschäfte, bis wir halbwegs getrocknet sind. Rund um Boquete erspähen wir recht ansehnliche Häuser, die wohl zu den vielen Rentnern gehören, die die Bergregion wegen des Klimas als ihren Alterswohnsitz auserkoren haben.

Montags ist dann auch endlich mal wieder Waschtag und wir verbringen die Wartezeit beim leckeren Frühstück im Café de Encuentro bei Olga, die jeden Gast zur Begrüßung herzlich umarmt.

Danach geht es steil den Berg hoch zum Nationalpark Volcan Baru, wo wir den Los Quetzales Wanderweg laufen wollen. Auf dem Weg fahren wir wieder mal an unzähligen Kaffeefeldern vorbei. Auf über 1000 Meter gibt es fruchtbare Böden und somit ideale Bedingungen. Der Ranger an der Informationsstation ist sehr nett und entgegen dem angeschrieben Eintrittspreis ist der Park und auch gleich das Camping plötzlich gratis! Bei kühlen 20 Grad laufen wir dann durch den Wald und versuchen vergeblich einen der Quetzal Vögel zu finden. Die Bewegung tut dennoch gut und heute schaffen wir es sogar ohne Regen zurück zum Auto. Abends sitzen wir mit dicker Jacke draußen, kredenzen uns Hummus mit Pitabrot und genießen die Ruhe vom Freicampen am Ende der Straße. Im Dunkeln fliegen dann hunderte von Glühwürmchen um uns herum und ersetzen damit den fehlenden Sternenhimmel.

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Kurzer Schreck am Ende der Straße

Es ist Zeit den weiten Weg nach Panama City in Angriff zu nehmen.
Auf der Fahrt übernachten wir an einem ruhigen Fluss am Ende der Straße. Auf Meereshöhe hat uns die Hitze wieder eingeholt und wir ärgern uns, nicht noch eine Nacht in Boquete geblieben zu sein. Als wir abends nochmal schnell umparken wollen springt dann das Auto nicht mehr an. Wie kann das sein? Gerade wenn wir mal 6 km die unbewohnte Straße runtergefahren sind und es anfängt zu dämmern. Im Kopf spiele ich schon alle Szenarien durch und überlege wie schnell ich wohl in die nächste Stadt laufen könnte. Der Schreck währt zum Glück nicht lange, denn Till findet schnell den Fehler. Die Batteriepole sind korrodiert. Mit Schleifpapier kann er nachhelfen und zehn Minuten später springt das Hottahü wieder an als wäre nie etwas gewesen.

Fahrt mit Aussicht

Über eine steile Offroadstraße erreichen wir El Valle im strömenden Regen. Eine Panamaerin will ein Stück mitgenommen werden und so spielen wir Taxi und setzen Maria 2 km weiter vor ihrem Haus ab. Unbedingt will sie Telefonnummern austauschen, auch wenn ich versuche ihr klarzumachen, dass wir sehr weit weg wohnen und nicht anrufen können. Mehrfach schütteln wir Hände und sie betont, wie froh sie ist uns kennengelernt zu haben.

Kurz vor Panama City verbringen wir unsere erste Nacht bei der Terpel Tankstelle. Die nagelneuen „Reise-Zentren“ haben saubere Toiletten und Duschen und ein klimatisiertes Gebäude mit Tischen und Steckdosen. Man könnte fast meinen es wäre ein Luxus-Campingplatz, wenn denn nachts nicht die lauten LKW direkt neben unseren Köpfen ihre Motoren laufen lassen würden. Dafür ist das Übernachten hier gratis, sicher und praktisch.

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Panama-Kanal

Seit über 100 Jahren ist er schon in Betrieb, das Wunderwerk namens Panama-Kanal. Er verbindet den Colón am Atlantik mit Panama-Stadt am Pazifik und ermöglicht den Schiffen damit einen enormen Zeitgewinn, auch wenn sie 8-9 Stunden für die 80 km lange Strecke brauchen. Um den Höhenunterschied von Meeresspiegel zu dem Gatún-See auf 27 Metern zu überbrücken, gibt es in beiden Richtungen mehrere Schleusensysteme. Wir schauen uns die Miraflores-Schleusen genauer an. Genau passend stehen wir auf der Aussichtsplattform, um ein Schiff in der Schleuse beobachten zu können. Der Wasserpegel sinkt und das Schiff wird von Hilfszügen weiter nach unten in die nächste Kammer geleitet. Dahinter sieht man die neue dritte Spur, die erst 2016 fertiggestellt wurde und nun auch größeren Schiffen die Passage ermöglicht. Kleine Segler, Frachter und Kreuzfahrtschiffe nutzen die Abkürzung über den Kanal und zahlen je nach Größe bis zu 450.000 Dollar für die Passage. Das zugehörige Museum und der kurze Film geben einen guten Überblick über die Geschichte des berühmten Bauwerks.

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Regnerische Tage in Panama-Stadt

Im Hostel Amador verbringen wir die nächsten Tage, bis das Auto auf das Schiff verladen werden soll. Oft werden wir gefragt, warum eigentlich auf ein Schiff? Noch immer gibt es keinen passierbaren Landweg zwischen Panama und Kolumbien. Die Panamericana ist keine durchgehende Straße und auf einem etwa 100 km langen Stück zwischen Panama und Kolumbien befindet sich dichter Urwald, genannt Darien Gap. Kontrolliert von Drogenbanden und Paramilitärs ist hier an ein Durchkommen nicht zu denken. Deshalb wird das Hottahü in einen Container verladen und fährt das kurze Stück ausnahmsweise mal nicht selbst, sondern per Container-Schiff. Nach der Inspektion und langer Wartezeit am Freitag Vormittag haben wir das ganze Wochenende Zeit bis es Dienstags zum Verladen geht.

Zu Fuß laufen wir nach Casco Viejo, der Altstadt. Unterwegs kommen wir durch heruntergekommene Viertel, wie wir sie bisher nut selten gesehen haben. Dunkle Hauseingänge, die verschiedensten Gerüche und zerfallene Häuser. Das Thema Müll will ich gar nicht ansprechen. Auf der Halbinsel ändert sich das Bild und wir verstehen, was der Reiseführer mit dem Kontrast aus alten und neuen Gebäuden meint. Hippe Restaurants stehen plötzlich neben halb zerfallenen Ruinen und genau das scheint hier der Erfolg zu sein.

Morgens scheint einladend die Sonne und wir beschließen einen ausgedehnten Spaziergang auf den Damm Calzada de Amador zu machen. Links sehen wir die Skyline des modernen Panama, rechts sehen wir die Brücke Puente de las Américas und die Schiffe, die auf ihre Einfahrt in den Panama-Kanal warten. Am Ende des Damms findet heute ein Drachenbootrennen statt und wir ruhen uns kurz im Schatten der aufgebauten Stände aus. Als wir gerade überlegen, ob wir zurücklaufen oder den Bus nehmen, nimmt das Wetter uns die Entscheidung ab, denn erneut öffnet der Himmel seine Schleusen. Der Regenschirm hilft zwar gegen die Massen von oben, aber leider nicht gegen knöchelhoch geflutete Straßen. Im Hostel fällt durch das heftige Gewitter dann auch noch der Strom aus und so sitzen wir nass und klamm von der enormen Luftfeuchte den ganzen Abend im dunklen Gemeinschaftsbereich. Die Regenzeit ist nochmal eine ganz neue Erfahrung für uns.

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Goodbye, Hottahü

Morgens fahren wir zeitig die restlichen Kilometer bis Colón auf die Karibikseite zum Verladen des Autos. Fast pünktlich kommt unser Agent Boris an den vereinbarten Treffpunkt. In Kolonne fahren wir direkt auf einen Parkplatz zum Auto verladen. Die beiden Autos verschwinden nacheinander in dem grünen Container, werden verzurrt und schwupps ist auch der Container zu und wird versiegelt. Wir winken zum Abschied und fahren mit Boris weiter zum Zoll. Auch hier wird alles schnell und einfach erledigt. Die vorbereiteten Kopien werden eingesammelt und bereits um 10 Uhr sind wir fertig und fahren mit dem Taxi zum Busbahnhof. Mehr Details zur Verschiffung gibt es hier.

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Chicken Bus nach Puerto Lindo

Als Backpacker müssen wir nun nach Puerto Lindo kommen, wo auch wir am nächsten Tag das Schiff betreten. Da wir deutlich früher fertig sind als gedacht, können wir die günstige Variante wählen und fahren erstmals eine längere Strecke mit dem sogenannten Chicken Bus. Zum Glück ergattern wir einen Sitzplatz, denn die Fahrt dauert 2,5 h und der Bus ist heiß und voll. Langweilig wird es uns auf jeden Fall nicht, denn der Busfahrer beschallt uns abwechselnd mit Latino-Partymusik und schnulzigen Liebesliedern. Amor und Corazón begleiten uns lautstark durch die teilweise kurvigen Bergstraßen und heißen Überholmanöver des Fahrers. In Puerto Lindo verbringen wir die letzte Nacht auf dem Festland, bevor es auch für uns Richtung Kolumbien geht. Wir haben uns entschieden, das Darien Gap per Segelboot zu passieren und freuen uns auf Katamaran Zoe und die San Blas Inseln.

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Segeltörn von Panama nach Kolumbien

Natürlich wäre ein Flug günstiger und schneller gewesen, aber Segeln über die San Blas Inseln war nunmal die größere Verlockung. Wir besorgen eine Großpackung Reisetabletten und damit ist auch Till zufrieden, der nur mir zu Liebe mit auf das Boot geht.

Abends gehen wir an Bord von Katamaran Zoe und gewöhnen uns langsam an das Schaukeln. Im Liegen überstehen wir die erste Nacht besser als gedacht und morgens erwachen wir dann im Paradies. Das San Blas Archipel liegt vor der Küste Panamas und hat eine Insel für jeden Tag im Jahr, nämlich 365 Inseln. Wir lernen einige von ihnen kennen und sind begeistert. Weißer Sandstrand und Palmen. Drei Tage genießen wir das Leben auf See. Faul in der Sonne liegen, am Strand oder im Netz direkt über dem Wasser. Wir schnorcheln, schwimmen und umrunden die Inseln mit einem Stand up Paddle. Dreimal täglich werden wir bekocht und auch das Wetter hält sich die meiste Zeit mit dem Regen zurück. Unser Kapitän Sebastian kauft täglich frischen Fisch von den Guna Yala, den Bewohnern der San Blas Inseln, sodass für das leibliche Wohl gesorgt ist.

Nach einem letzten ausgiebigen Badetag wird das Segel gehisst, denn jetzt beginnt die ca. 30stündige Überfahrt bis Cartagena. Tagsüber sitzen wir vorne im Netz und die erste Stunde freuen wir uns noch über das schöne Schaukeln. Alle nehmen Reisetabletten, mehr als die Hälfte wird trotzdem seekrank und schon das Abendessen ist kaum besucht. Am zweiten Tag begleiten die Delfine unser Boot für eine Weile und abends machen wir sogar kurz Pause um ohne Schaukeln zu Abend zu essen. Damit ist auch schon das Schlimmste geschafft. Nachts fahren wir den Rest der Strecke und wachen im Hafen von Kolumbien auf!

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Segeln von Panama nach Kolumbien

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Rückblick Panama

Nur 15 Tage haben wir im letzten zentralamerikanischen Land verbracht. Zusätzlich noch 5 Tage mit dem Segelboot auf den San Blas Inseln. Unser Eindruck war sehr positiv, die Menschen sind freundlich, in den Bergen ist es angenehm kühl und an beiden Küsten soll es schöne Strände geben. Mit dem festgelegten Verschiffungstermin hatten wir aber nur begrenzt Zeit. Außerdem hat die Regenzeit begonnen und das Reisen zu einer neuen Herausforderung gemacht. Insgesamt fiel uns der Abschied aus Zentralamerika somit nicht schwer…

Mehr Details zu der Verschiffung gibt es hier.

 

Reisezeit: 02.06.2018 – 13.06.2018

Route Panama

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Download der gefahrenen Route: Route Hottahue Panama

2 Antworten auf “Oh, wie schön ist Panama”

  1. Hallo Katrin, Hallo Till,

    wunderschöne Bilder!
    Ich wünsche euch weiterhin viel Glück und Freude auf dieser wunderbaren Reise!

    Liebe Gruesse
    Alexander

    Antworten

    1. Hallo Alexander,
      wir haben uns über deinen Kommentar gefreut. Danke fürs Lesen und Mit dabei sein auf der Reise 🙂
      Viele Grüße aus Ecuador,
      Till und Katrin

      Antworten

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