Willkommen in den USA

Nach Kuba geht es erstmal zurück nach Vancouver. Zwei Nächte im Zimmer bleiben uns noch, bevor wir wieder unser Auto beziehen und die Grenze zu den USA überqueren. Ein letztes Mal für unbestimmte Zeit genießen wir ein eigenes Badezimmer, eine Waschmaschine und eine Küche im Warmen. Nach der langen Zeit freuen wir uns aber hauptsächlich wieder auf unser Hottahü, denn bedeutet es doch auch mobil und unabhängig zu sein. Schnell ist alles wieder an seinem Platz und schwups, sind wir schon wieder on the road und erstaunlich schnell wieder im „Automodus“.

Willkommen in den USA

Neuanfang. Ein letzter Stopp zum Frühstück in Vancouver, eigene Lebensmittel hatten wir für einen Tag in Kanada nicht mehr eingekauft, denn über die Grenze in die USA darf nichts Frisches mitgenommen werden. Das reichhaltige Frühstück stellt sich als goldwert heraus, denn kurze Zeit später stehen wir in der Schlange zum Grenzübergang. So kurz nach Weihnachten scheint noch mehr als sonst los zu sein und wir warten 1,5 h bis wir an der Reihe sind. Einige Fragen müssen wir beantworten, nicht mal ein Blick wird in unser Auto geworfen. Fast schon enttäuscht, wie einfach es gewesen sein soll fahren wir zum Immigrations-Gebäude. Die Leute stehen fast bis draußen, wir reihen uns ein und warten fast drei Stunden, beantworten nochmals ein paar Fragen, dann bekommen wir endlich unseren 6-Monatsstempel, natürlich nicht ohne nochmal 6 Dollar Gebühr zu zahlen.

Damit hätten wir also unseren Aufenthaltsort für die nächsten 5,5 Monate erreicht, so richtig freuen wir uns allerdings noch nicht. War unsere Haltung Kanada gegenüber offen und positiv, so hegen wir gegen die USA doch einige Vorbehalte und Vorurteile…

Wir haben für unseren Aufenthalt schon einige Eckdaten, weshalb wir länger bleiben werden als ursprünglich geplant. Anfang Mai werden wir als Helfer an der Overland Expo in Flagstaff Arizona
teilnehmen, eine Zusammenkunft von Reisenden aus aller Welt. Außerdem ist ein großer Besuch von Barbara und Reiner geplant, mit denen wir drei Wochen im Wohnmobil den Wilden Westen unsicher machen wollen. Bis dahin haben wir also viel Zeit und jede Menge Ideen, unter anderem wollen wir ein Stück des Pacific Crest Trail in Kalifornien wandern. Ganz oben auf der Liste steht aber das lang ersehnte Skifahren, denn endlich gibt es mehr als genug Schnee.

Bevor wir in unseren ersten Schneepark (SnoPark) fahren besorgen wir uns eine neue Simkarte um mobil surfen zu können. Wir entscheiden uns für at&t und die überschwängliche Barbara registriert unsere Karte sofort, natürlich nicht ohne ein paar how great, that’s amazing und absolutely an passender Stelle einzuwerfen. Typisch amerikanisch, denken wir. Gewöhnungsbedürftig sind für uns auch die neuen Einheiten. Mit Meilen und Gallonen kann man sich ja noch anfreunden, aber das 1 Pfund (454 g) in 16 Ounces aufgeteilt werden macht die Sache nicht gerade einfacher.
Im Supermarkt wollen wir endlich wieder groß einkaufen, denn immer wieder hatten wir gehört und gelesen, wie günstig es hier sein soll. Im Safeway trifft uns dann der Schlag, allein Kartoffeln kosten das 3fache von dem Preis in Kanada. Sonst sind die Preise in Dollar zwar ähnlich, nur dass es hier eben US-Dollar sind, womit wir bei dem derzeitigen Kurs deutlich schlechter wegkommen. Ohne Clubkarte ist man hier sowieso verloren, an vielen Produkten stehen zwei Preise, mit und ohne Mitgliedskarte, also wird der Einkauf erstmal unterbrochen bis wir Clubmitglieder sind. Nach und nach testen wir dann auch andere Supermärkte und finden uns besser zurecht, zugegeben, einiges ist tatsächlich günstiger, aber viele unserer „Standardprodukte“ sind teuer oder gar nicht im Sortiment (z.B. Roggenmehl). Immerhin entschädigen die günstigen Spritpreisen, ca. 2,50 Dollar pro Gallone (0,63 EUR pro Liter Diesel) zahlen wir bisher.

Langlaufen in Washington – Träume werden wahr

Skifahren. Mit unserem ersten amerikanischen Bundesstaat Washington haben wir uns genau den passenden zum Langlaufen ausgesucht. Heimlich benennen wir das Washington-Motto Evergreen State in Everwhite um, denn so haben wir unsere Zeit hier erlebt. Gleich am ersten Tag kaufen wir uns einen SnoPark-Permit, um das Angebot der präparierten Loipen nutzen zu dürfen. Gleichzeitig ist an den meisten SnoParks campen erlaubt, sodass wir uns mit den Permits (Erlaubnis) auch gleichzeitig unsere Schlafplätze sichern.

Auf dem Chiwawa SnoPark in der Nähe von Leavenworth richten wir uns gemütlich ein. Eine gut präparierte Loipe durch den Wald und am See entlang haben wir so direkt vor der Haustür. Außerdem gibt es noch zwei ungespurte Wege durch den Wald. Wir werden zwar jeden Morgen vom Schneeräumer geweckt, dafür können wir direkt nach dem Frühstück unsere erste Runde auf Skiern drehen. Zum Mittagessen sind wir schnell zu Hause und können dann noch eine Nachmittagsrunde laufen. Die ersten Tage schneit es viel, dann wird es wieder kälter, aber wir wissen was uns erwartet und kommen damit erstaunlich gut klar.

Wir beschließen, Silvester an „unserem“ Platz im SnoPark zu verbringen. Deshalb heizen wir die Kohlen an, um das von Till gewünschte Steak zu braten und basteln uns ein Schneelicht. Die Kälte setzt den Kohlen aber ganz schön zu und wir müssen doch den Kocher zu Hilfe nehmen. Mit deutschem Kartoffelsalat und lokal gebrautem Bier machen wir uns einen schönen Abend und starten gemütlich ins Jahr 2017. An Neujahr spazieren wir am Lake Chewawa entlang und kommen genau richtig zum Neujahrsschwimmen. Ca. 1 Meter Schnee und Temperaturen unter null halten einige Mutige nicht davon ab, tatsächlich den Sprung ins Kalte zu wagen, Glück fürs neue Jahr soll so ein Bad immerhin bringen.

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Das „deutsche Alpendorf“ Leavenworth – die spinnen doch

In der nahegelegenen Stadt Leavenworth finden wir uns plötzlich in einem deutschen Alpendorf wieder. Neben dem Edelweiss Weg gibt es das Enzian Inn, Häuser in Fachwerk-Optik und Pretzels. In einem Geschäft fragen wir nach: der ehemalige Güterverladebahnhof war nach dessen Schließung kurz davor eine Geisterstadt zu werden. Ein findiger Bewohner (ohne historischen Hintergrund) hatte die Idee, das Dorf in Alpenoptik zu gestalten um damit Touristen anzulocken. Wie man sieht hat es funktioniert!

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Winter, Schnee und Langlaufen – unsere Zeit am Ende der Straße

Die nächsten zwei Wochen verbringen wir also hauptsächlich im Schnee und fahren von SnoPark zu SnoPark. Unser Favorit ist Cabin Creek, wo es ein ausgezeichnetes Loipensystem mit drei Schwierigkeitsstufen gibt. So kommt jeder auf seine Kosten und Till dreht meistens noch eine Extrarunde. Abends wird gekocht und endlich haben wir mal genug Ruhe, um die Spielesammlung auszupacken. Einen weiteren schönen Platz finden wir am Ende einer gesperrten Straße. Hier gibt es keine fertigen Loipen, deshalb spuren wir unsere eigenen Wege durch den Tiefschnee. Ganz schön anstrengend, denn unsere Allround-Skier sind eher schmal, sodass wir ein im meterhohen Schnee ganz schön einsinken. Wir müssen uns den Weg „suchen“, Straßen und Wanderwege sind im Winter fast nicht zu erkennen. Wir drehen mehrfach wieder um, weil Bäume oder Flüsse den Weg versperren auch zwei Brücken müssen wir queren, gruselig, wenn rechts und links der eisige Fluss droht. Die Arbeit lohnt sich und wir haben bald unsere eigene kleine (2 km) und große Runde (4,5 km) durch den Wald. Ob uns Nordisches (klassischer Langlauf in Loipen) oder sogenanntes Backcountry (Langlaufen ohne Loipe, eigentlich mit breiteren Skiern) besser gefällt können wir gar nicht entscheiden. Bei den Loipen überwiegt der sportliche Aspekt, ohne Loipe hat es mehr etwas vom Wandern im Schnee. Für alle Bedürfnisse gibt es hier auf jeden Fall mehr als genug Schnee, seit Jahren gab es schon nicht mehr solche Schneemassen.

Wir haben vorläufig erstmal genug vom Schnee und fahren Richtung Portland in Oregon. Wir wollen einen Abstecher zum Meer und zum deutlich wärmeren Klima an der Küste machen…

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Reisezeit: 27.12.16 – 13.01.17

2 Antworten auf “Willkommen in den USA”

  1. barbara und reiner 16. Februar 2017 um 20:59 Uhr

    Welcome in the United FAKES of Amerika
    im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten !!!
    Trump macht es möglich:
    Die deutschen Kabarettisten und Karnevalisten laufen zur Höchstform auf.
    „Ein bisschen Spass muss sein…..“
    “ ….und immer immer wieder geht die sonne auf….“
    In diesem Sinne schaun wir mal……

    Antworten

    1. Ja, auch die Amis selbst sind da wohl nicht gerade einer Meinung. Zum Glück gibt es noch genug demokratische Wähler und von der Landespolitik kommt wohl sowieso nur wenig im Bundesstaat selbst an…also hier im Land gefühlt alles nur halb so schlimm…:)

      Antworten

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