Guatemala III – Lago Atitlan und Antigua

Unsere Reise durch Guatemala geht weiter. Wir verlassen das westliche Hochland (siehe Guatemala II), um am Lago Atitlan die Schulbank zu drücken und unser Spanisch aufzubessern. Antigua ist für uns DIE Stadt Guatemalas und bei einer zweitägigen Tour auf den Vulkan Acatenango kommen wir dem Feuervulkan ganz nah, hören das Donnern und sehen im Dunkeln die rote Lava herunterlaufen…

Mit Google Maps zum Lago Atitlan, oder eben auch nicht…

Bevor wir Momostenango verlassen, statten wir noch den Thermalquellen in San Bartolo einen Besuch ab. Das Wasser ist beinah schon zu heiß und wir stellen irgendwann verwundert fest, dass Yasmin und ich die einzigen Mädels im großen Becken sind. Ups, hier sind wohl nur Männer erlaubt!

Ein kurzer Abstecher nach Xela (Quetzaltenango) führt uns seit langem mal wieder zum Walmart. Ansonsten zieht uns nichts in die Großstadt und der gebuchte Spanischkurs drängt uns zum Weiterfahren. Die bevorstehende Fahrt von Xela nach San Pedro am Lago Atitlan sollte dann eigentlich auch locker an einem Tag machbar sein. Eigentlich. Denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass die westliche Zufahrtstraße nach San Pedro zurzeit wegen Reparaturarbeiten gesperrt ist. Im Dorf, wo wir abbiegen sollten steht ein großes Schild, aber als wir uns nach dieser Straße erkundigen bekommen wir keine richtige Antwort. Da Google eine schnelle Alternativroute vorschlägt, lassen wir uns darauf ein, denn immerhin wird uns dadurch die Umrundung des Sees erspart. Als wir dann in einen Waldweg abbiegen, kommen erste Zweifel auf. Und tatsächlich, nach der nächsten Ecke ist Schluss. Wir stehen zwar auf einem wunderschönen Aussichtspunkt mit der perfekten Sicht auf den See, aber die von Google vorgeschlagene „Straße“ ist ab hier nur noch ein Wanderpfad. So eine Abkürzung hatten wir doch erst und brauchen wir nicht nochmal. Von oben sehen wir unser Ziel so nah vor Augen und müssen nun doch ein ganzes Stück zurück und vor allem dann doch einmal den kompletten See umrunden. So ein Mist. In Santa Clara essen wir erstmal üppig zu Mittag und sind über die Rechnung überrascht. Für vier Personen mit Essen und Getränken zahlen wir insgesamt 5,50 EUR, das ist sogar für Guatemala zu günstig aber die Bedienung ist sich ihrer Sache sicher, da widersprechen wir auch nicht.

Also fahren wir wohl oder übel das ganze steile Stück zurück bis wir endlich wieder auf der CA-1 sind. Wir werden es heute nicht bis San Pedro schaffen, so viel ist klar. Notgedrungen suchen wir uns in San Lucas Toliman einen Schlafplatz direkt am See, es hätte schlimmer kommen können.

Am nächsten Tag nehmen wir dann das letzte Stück um den Lago Atitlan in Angriff. In Santiago besorgen wir uns bei der Polizei ein Begleitfahrzeug für das letzte Stück. Es ist das einzige nicht asphaltierte Stück der Straße um den See und hier finden oft Überfälle auf die gezwungenermaßen langsam fahrenden Fahrzeuge statt. Zwar ist viel Verkehr weil die westliche Zufahrt bekanntermaßen gesperrt ist, aber wir gehen lieber auf Nummer sicher. Am abgesprochenen Wegpunkt wartet dann ein Moped mit zwei Beamten der Polizei auf uns. Unser Fahrzeugschein wird registriert, dann fahren die Polizisten mit Moped vor uns her. Auf einem steilen und sandigen Stück fallen sie dann erstmal mit ihrem Moped in den Sand, oh nein! Dann geht die Fahrt weiter und wir kommen pünktlich zu unserem Spanischkurs an.

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Kultureller Spanischkurs in San Pedro am Lago Atitlan

Drei Vulkane rahmen den Lago Atitlan ein, die alle über 3.000 m hoch sind. Wir bleiben für eine ganze Woche in San Pedro und belegen an der Community Spanish School einen Spanischkurs. Vier Stunden pauken am Tag sind ganz schön anstrengend, aber im Einzelunterricht natürlich auch effektiv. Blöderweise war nur noch Nachmittags-Unterricht frei, sodass wir nach dem Mittagessen mit vollem Bauch lernen mussten. Neben der Wiederholung der Grammatik unterhalte ich mich hauptsächlich mit meiner Lehrerin Maria und erfahre so nebenbei auch viel über das Leben in San Pedro. Marias erzählt, dass die Frauen hier zwar arbeiten gehen, aber den Haushalt trotzdem alleine schmeißen müssen. Ganz selbstverständlich stehen die Frauen morgens um 5 Uhr auf, um das Frühstück und die Tortillas für den ganzen Tag vorzubereiten. Ein Mann, der mit der Wäsche helfen möchte wird von den anderen Frauen sogar ausgelacht. Fast jede Familie hat irgendwo ein Milpa, ein Maisfeld. denn Mais ist hier das Grundnahrungsmittel und ohne Tortillas geht einfach gar nichts. Ich lerne den Unterschied zwischen den süßen Maiskolben, Elote, den die Kinder als Nascherei bekommen und der oft am Straßenrand gegrillt wird und dem reifen Mais, Masorca, der für die Herstellung der Tortillas verwendet wird. Die Familie steht immer an erster Stelle, Freundinnen mit denen sie sich zum Kaffee verabreden würde hat Maria nicht. Überhaupt ginge so etwas nur für alleinstehende Frauen. Bei Treffen mit Nachbarn oder anderen Leuten ist immer ihr Mann anwesend. Mir fällt auf, dass auch in der Sprachschule immer nur von Frau zu Frau (oder von Mann zu Mann) unterrichtet wird.

Maria betont, dass Guatemala ökonomisch gesehen ein armes Land sei, die Regierung ist schuld. Das Geld versackt irgendwo, aber kommt nicht bei der Bevölkerung an. Dafür hat Guatemala aber eine umso reichere Kultur, sagt sie voller Stolz. Sie ist Lehrerin aus Leidenschaft und sieht es als persönliche Aufgabe neben der Sprache auch ihr Land zu präsentieren. So erfahre ich auch etwas über die besondere Begabung mancher Menschen. Sie werden mit einem sogenannten „Don“ geboren, ein Wort für das ich keine Übersetzung kenne. Maria beschreibt es als eine bestimmte Eigenschaft oder vielmehr Berufung, wie sie Hebammen, Ärzte oder Schamanen haben. Erst wenn diese Menschen ihrer Berufung nachgehen, werden sie von ihrem oft langen Leidensweg erlöst und werden glücklich. Maria erzählt mir die Geschichte von der Hebamme Encarnación Pérez. Nach einer unglücklichen Kindheit hat sie ihren „Don“ und ihre Bestimmung als Hebamme gefunden und Großes geleistet in San Pedro. Sie ist eine Heldin, über die sogar internationale Bücher verfasst wurden, wie Maria mit großen Augen erzählt. Hebammen sind hier hochangesehene Persönlichkeiten, die in alte Geheimnisse eingeweiht sind und von Frauen jeden Alters aufgesucht werden. Ein großes Wandbild zeigt die Heldin Pérez in den Straßen von San Pedro.
Eine andere Ausprägung des „Dons“ ist die des „Seelensammlers“. Nach einem Unfall fahren Seelensammler zum Unfallort zurück, um die dort verlorene Seele des Opfers einzusammeln. Die Seele muss zurück zu seinem Besitzer gebracht werden, der erst dann wieder gesund werden kann. Auch Marias Sohn hat einen „Don“, er ist zur Medizin berufen. Für die Familie ist es eine Ehre aber auch eine Bürde, denn in regelmäßigen Zeremonien müssen sie sich durch Zeremonien um die Entwicklung des „Dons“ kümmern.
Wieder prallen hier zwei Weltansichten aufeinander – die traditionelle Lebensweise des indigenen Guatemalas und das analytische Denken von uns Deutschen oder Europäern. In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Geschichten über innere Berufung oder das Seelensammeln, dabei würde uns bei all den messbaren Errungenschaften eine Besinnung auf unsere persönlichen Fähigkeiten gar nicht schaden.

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Optimierungen am Auto – es gibt immer was zu tun

San Pedro ist zwar ein sehr touristischer Ort, aber hat sich seinen Charme behalten und wir fühlen uns sehr wohl. Am freien Wochenende fahren wir mit dem Boot nach Panajachel. Wassertaxi fahren ist hier das schnellste und einfachste Fortbewegungsmittel. Till lässt sich Bleche biegen für unsere neuen Seitenfächer neben den Sitzen. Für Till heißt es Ausdenken und Optimieren, für mich heißt es mehr Platz für Bücher!
Auch hinten könnten wir mehr Platz und Ordnung gebrauchen, deshalb muss ein neues Organisationssystem her. Im Dorf nebenan weben die Frauen wunderbare Stoffe, Tücher und Hängematten. Wir finden einen schönen stabilen Stoff, aus dem wir unser Organisationssystem nähen lassen wollen. Eine nette Frau, die fast im Chaos ihres Ladens versinkt, freut sich über unseren Auftrag. Mit unserer Schablone und unseren mitgebrachten Musterstücken kommt sie gleich zurecht und näht an einem Tag alles nach Wunsch. Wir fragen vorher nach dem Preis für unsere Sonderanfertigung und staunen nicht schlecht, als die Frau beinah schon entschuldigend einen Stundenlohn von gerade mal 1,50 EUR aufruft. Ein Trinkgeld hat sie sich da natürlich verdient und bei uns kehrt endlich Ordnung ein.

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Freizeitaktivitäten am Lago Atitlan

Yasmin und ich entscheiden uns für einen Tauchgang, um die Unterwasserwelt des Kratersees zu erkunden. Hinterher sind wir etwas enttäuscht, denn tauchen in Süßwasser und auf großer Höhe klingen spannender als es ist. Das Wasser war trüb und die Sicht deutlich unter einem Meter, außerdem war das Wasser so eisig, dass wir schon nach dem ersten Tauchgang genug hatten.

Die Woche am Lago Atitlan geht viel zu schnell vorbei. Gerne hätten wir hier noch eine Woche drangehängt und auch die anderen Orte rund um den See erkundet. Immerhin kaufen wir nochmal auf dem gut sortierten Markt ein und finden völlig unerwartet einen Erdbeerstand. Wir kaufen gleich 3 kg und kochen kurzerhand leckere Marmelade.

Unser Fazit: Wir können San Pedro und unsere Sprachschule absolut weiterempfehlen. Die Kulisse mit See und den Vulkanen ist traumhaft, die Temperatur durch die Höhe perfekt. In der Stadt kann man alles zu Fuß oder mit dem Tuctuc erreichen, ansonsten fährt man mit dem Wassertaxi. In San Pedro gibt es Supermärkte, aber auch tolle Cafés und Restaurants in denen man sich durchprobieren kann. Sonntags gibt es zum Abschied noch einen leckeren Brunch und in einem Bio-Supermarkt gibt es sogar Knäckebrot und Roggenmehl und wir decken uns natürlich gut ein.

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Antigua – DIE Stadt Guatemalas

Antigua ist die ehemalige Hauptstadt des Landes und für uns die schönste Stadt Guatemalas. Den Lago Atitlan verlassen wir über die Berge und legen eine kühle Nacht bei einer schönen Finca an. Dann erreichen wir Antigua mit seiner Vulkan-Kulisse, die man direkt aus der Stadt heraus sehen kann. Kopfsteinpflaster und Kolonialgebäude treffen auf Einheimische und Touristen gleichermaßen. Wir lassen uns einfach durch die Stadt treiben, einmal all den Menschen hinterher und dann abbiegen in eine ruhige Gasse. So bekommen wie den besten Eindruck und finden uns schnell gut zurecht. Wir schlafen zwar nur auf der Straße vor dem Hostel, dürfen aber dafür im Hostel alles mitbenutzen, inklusive heißer Dusche und leckerem Frühstück.

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Wandern auf den Vulkan Acatenango – über Nacht im Nebelmeer

Wir entscheiden uns für die Vulkantour auf den Acatenango Vulkan. Bei der 2-Tagestour wandert man auf den knapp 4000 m hohen Vulkan und hat nachts von dort einen sehr guten Blick auf den ausbrechenden nur 4 km entfernten Volcan de Fuego. Zwar sind Gruppenaktivitäten nicht unbedingt unser Ding, aber in diesem Fall ist es die einfachste Lösung, da uns die Ausrüstung fehlt, um alleine auf dem Vulkan zu campieren. Wir verbringen die Nacht in San Jose Calderas direkt auf dem Gelände des Touranbieters Gilmer und können uns so gleich an die Höhenluft auf 2300 m gewöhnen. Wir sehen die Frauen eifrig in der Küche hantieren und werfen schonmal einen Blick in die Töpfe unseren Abendessens für den nächsten Tag.

Morgens treffen auch die anderen Leute aus Antigua hier ein und wir fahren mit zwei vollbesetzten Minibussen zum Eingang. Wer will kann sich noch mit warmen Klamotten und einem Wanderstock ausstatten. Der Anstieg beginnt ab dem ersten Meter, 1000 Höhenmeter müssen wir uns und unser Gepäck gegen die Schwerkraft nach oben bewegen. Der ca. 6-stündige Aufstieg ist ohne Frage anstrengend, zu mal das Gepäck von Schritt zu Schritt schwerer wird, aber wir machen ausreichend Pausen, beinah schon zu viele, denn ich kühle bei jeder Pause aus. Am Rastplatz packen wir unser Mittagessen aus und es gibt sogar einen Stand mit heißer Schokolade und Kaffee (Kleingeld mitnehmen!). Mit nun leichterem Rucksack und dem Wissen, dass es nicht mehr weit ist, sind die nächsten 1,5 h schneller geschafft als gedacht. Oben wartet dann auch schon ein Lagerfeuer darauf uns aufzuwärmen, denn wir merken ohne Bewegung, wie die Kälte um den Gefrierpunkt uns langsam auskühlt. Eigentlich sollten wir jetzt schon den Vulkan im Blick haben, aber leider sind wir von einer Nebelwand umhüllt. Wir hoffen den ganzen Abend auf eine Besserung. Gestern war es den ganzen Abend klar erzählen die Guides, das hilft uns aber auch nichts. Immerhin ist das Abendessen reichlich und lecker, es gibt Reis, Bohnen und Nudeln. Die Stimmung am Lagerfeuer ist sehr gemütlich und mit heißer Schokolade und Marshmallows ist der Nebel zumindest kurz vergessen.

Als wir schließlich im Schlafsack liegen hören wir draußen die Guides rufen. So schnell wie möglich ziehen wir wieder die warmen Klamotten an und klettern aus dem Zelt. Gerade erhaschen wir ein paar Sekunden lang den spektakulären Blick auf den ausbrechenden Vulkan. Die rote Lava, die sich ihren Weg nach unten bahnt und die gar nicht weit entfernten Lichter des nächsten Dorfs. Dazu das Donnern des Vulkans. Spektakulär der Anblick, trotz oder gerade weil wir ihn nur so kurz gesehen haben. Denn schon schiebt sich die Wolkenfront erneut vor den Vulkan und wir hören weiterhin nur die donnerartigen Geräusche die der Feuervulkan von sich gibt.

Die Nacht ist kalt und die hochgeschleppte Skiunterwäsche keineswegs übertrieben. Das Zelt ist zum Glück einigermaßen wasserdicht und windstabiler als es aussieht. Wir können ausschlafen, da die morgendliche Wanderung zum Sonnenaufgang für uns ausfällt, da auch morgens Nebel und Wolken die Sicht versperren. Der Abstieg geht dafür schnell und mit deutlich weniger Pausen und mittags sind wir bereits wieder zurück in Antigua und genießen die heiße Dusche im Hostel.

Zwei Tage später raucht der Feuervulkan dann gewaltig und schafft es auf die Titelseite der Zeitung!

Update (Juni 2018): ebendieser Feuervulkan ist Anfang Juni erneut ausgebrochen. Dörfer mussten evakuiert werden, es gab etliche Verletzte und mehr als 100 Tote. Die Nachricht hat uns erschüttert, haben wir uns doch beim Anblick der Lava und den naheliegenden Dörfern schon gefragt, wie lange das gut gehen kann…

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Zurück in Antigua brauchen wir erstmal ein paar Tage zum Ausspannen. Wir verabschieden uns nach der langen gemeinsamen Zeit von Stefan und Yasmin, die erstmal andere Pläne haben.
An einem Abend treffen wir uns mit Alexandra und Klim aus Russland, die unser Auto vor dem Hostel haben stehen sehen. Zu einem Grillabend besuchen wir die beiden in ihrer Airbnb-Unterkunft und stellen fest, dass wir für unser „Hostel“ fast genauso viel zahlen, wie die beiden für ihre Unterkunft mit Küche und Bad. Unsere Überzeugung auch im Auto zu schlafen, wenn es doch günstige Alternativen gibt können die beiden nicht nachvollziehen. Der Abend wird dennoch sehr lustig und wir tauschen Erfahrungen und Eindrücke von unterwegs aus. Während wir in den USA die Weite und Freiheit (z.B. die freien Campmöglichkeiten) genossen haben, fanden die beiden es im Vergleich zu Russland sehr eng und überreguliert. Da sind wir doch neugierig, wie eine Reise durch Russland uns wohl gefallen würde…

Guatemala – die moderne Seite

An unserem letzten Abend in Guatemala sind wir mit Diego und Sandy verabredet. Till hat die beiden über den 4×4 Club Guatemala kennengelernt und wir treffen uns an der Laguna El Pino zum Grillen. Die beiden kommen aus Guatemala-Stadt und sind in unserem Alter. Sie sind ganz anders als die Leute, die wir bisher kennengelernt haben, modern und offen nämlich – aus der Stadt, ganz sicher gehören sie zu Guatemalas Oberschicht. Haben wir bisher eher das einfache Landleben und die indigene Bevölkerung kennengelernt, merken wir jetzt, dass es auch eine andere Seite in Guatemala gibt. Mit Anfang 30 ist Sandy weder verheiratet, noch hat sie Kinder, eine absolute Seltenheit für Zentralamerika. Stattdessen hat sie Medizin studiert und absolviert gerade im Krankenhaus ihr Anerkennungsjahr. Früher war es ihr Traum als Ärztin in die Staaten zu gehen, um dort ein angenehmes Leben zu verbringen und gut zu verdienen. Mittlerweile kommt das für sie gar nicht mehr in Frage – sie liebt ihr Land und viel wichtiger ist noch, dass ihr Land sie braucht! Vor allem als angehende Kinderärztin fühlt sie sich Guatemala verpflichtet. Sie entscheidet sich freiwillig in ihrem Heimatland zu bleiben trotz aller Probleme und Unannehmlichkeiten die sie hier begleiten.

Diego hingegen übernimmt die Firma seines Vaters, der ein Agrar- und Tierfutter-Importeur ist. Das Geschäft boomt und er ist oft beruflich in den Staaten unterwegs. Dadurch spricht er sehr gutes Englisch, kennt die amerikanischen Preise und für ihn ist auch ein Dachzelt für 1000 Dollar keine große Investition. Er hat viele berufliche Ideen, denn in Guatemala verlässt man sich nicht auf ein Geschäft. Er will sich 5-6 verschiedene Unternehmen aufbauen, um dann in ca. 8 Jahren ebenfalls die Panamericana zu fahren.

Die beiden erzählen uns dann noch Horrorgeschichten von Guatemala-Stadt und wir sind froh, einen großen Bogen um die Metropole gemacht zu haben. In Bus und Bahn würde man regelmäßig sein Handy abgenommen bekommen. Auf fahrender Straße passieren ebenfalls Überfälle, die Mopeds fahren unauffällig neben dich und du musst alle Wertsachen durch das Fenster reichen. Auch Autos kommen regelmäßig weg, Diegos Vater hat schon drei Autos „verloren“, Sandy erst eins. Die Hemmschwelle zur Waffenbenutzung ist niedrig oder nicht existent. Ob sie keine Angst hat, frage ich Sandy. Eine Frage, die sonst immer mir gestellt wird. Nein sagt sie, für sie sei das ganz normal. Es gehört eben zu ihrem Alltag, es gehört zu Guatemala. Und trotzdem bleibt sie.

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Reisezeit: 17.01.18 – 03.02.18

 

Route Guatemala III

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Rückblick Guatemala

In 37 Tagen (vom 28.12.17 – 03.02.18) sind wir durch das Land gereist und es hat uns sehr gefallen. Die Menschen waren ohne Ausnahme extrem freundlich. Der hohe Anteil indigener Menschen beschert dem Land bunte und lebendige Märkte auf denen man stundenlang stöbern kann, das Kunsthandwerk gefällt uns hier noch besser als in Mexiko. Die sozialen Unterschiede und die Armut in weiten Teilen des Landes sind groß. Das Landleben erscheint uns unglaublich hart und dennoch wirken die Menschen hier sehr zufrieden.

In Guatemala hatten wir einen Tagesdurchschnitt von 48 EUR/Tag und haben das Land ähnlich wie Mexiko als sehr günstig empfunden. Der größte Posten mit 40% wie immer Lebensmittel und Restaurantbesuche. Durch unseren Spanischunterricht und die Acatenango-Tour haben wir diesmal aber auch 25% für Eintritte & Unternehmungen ausgegeben. Übernachtungskosten liegen bei unter 5 EUR/Tag, obwohl wir selten freigestanden haben. Die Dieselpreise sind mit ca. 65 Cent/Liter sehr günstig, ABER unser Verbrauch ist so hoch wie noch nie. Bei einer Tankfüllung lag unser Verbrauch bei 25 L/100 km! Das war zwar eine Ausnahme wahrscheinlich durch schlechten Sprit, aber auch ansonsten liegt hier unser Verbrauch bei 18-19 L/100 km deutlich höher als normal. Eine SIM-Karte haben wir uns bei Claro geholt, die Karte funktioniert in ganz Zentralamerika und kann online wieder aufgeladen werden. Die Straßen sind insgesamt in einem vergleichbaren Zustand wie in Mexiko, teilweise etwas besser. Mit Schlaglöchern und Topes (Tumulos) sollte man allerdings auch hier rechnen. In den ländlichen Gegenden (z.B. auch nach Semuc Champey) gibt es nur Schotterstraßen, die aber zumindest in der Trockenzeit in gutem Zustand sind und auch ohne Allrad befahren werden können. Wer will, findet hier aber auch Offroadstrecken ohne Ende, meistens reicht es schon einfach die Hauptstraße zu verlassen 😉
Sicherheitstechnisch sind wir wie in Mexiko auch konservativ gereist, also nicht bei Nacht gefahren und nachts immer „sicher“ gestanden, für das Schotterstück am Lago Atitlan haben wir uns die Polizeieskorte gesichert. Wir haben uns nie unsicher oder unwohl gefühlt.

Unsere Route durch Guatemala zum Downloaden:

Hottahue Guatemala

Mehr über unsere Zeit in Guatemala gibt es in den ersten beiden Berichten:

2 Antworten auf “Guatemala III – Lago Atitlan und Antigua”

  1. Ulrike Kemmerer 19. Juni 2018 um 14:26 Uhr

    Hola ihr zwei.
    Ihr habt wieder Wundervolles erlebt. Alles, Text und Bilder sehr beeindruckend.
    Das Wort „DON“ hat mich emotional sehr berührt. Habe mich gefragt, ob es diese Bezeichnung auch in Mexico gibt. Ich habe es so nicht gehört, bin mir aber sicher, dass es in ähnlicher Form existiert. Glaube, es trifft auf die Schamanen, also die Heiler zu. Diese Menschen handeln nämlich aus ihrer Bestimmung. Diese Kunst wird immer an die nächste Generation weitergegeben. Es gibt sie nur in den Lieblos der Indigenen Bevölkerung. In Ahuica hat Anitas Schwägerin auch besondere Fähigkeiten, von ihrer Familie erlernt. Sie wendet diese aber nur innerhalb der Familie an.
    Ja, der Volcan der Fuego ist aktiv und hat der Bevölkerung sehr viel Leid gebracht. Das finde ich sehr traurig. Ob die Evakuierung zu spät stattfand, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall ist es traurig.
    Ihr habt es super gemacht, euch von der Polizei unterstützen zu lassen. Ihr habt immer offene Augen und Ohren. Somit lässt sich die Gefahr minimieren.
    Die Umgebung zu beobachten, auch der Einsatz der eigenen Intuition bewahrte mich immer vor den Gefahren.
    Nun wünsche ich euch weiterhin alles Gute für eure Weiterreise.
    Bis bald
    Eure Ulli

    Antworten

    1. Hola Ulli,
      ich habe den Begriff „DON“ in Mexiko und auch sonst noch nicht gehört, bin mir aber sicher, dass es dort eine ähnliche Bezeichnung gibt. So wie Maria es mir erklärt hat, wird der DON nicht von Generation zu Generation weitergegeben, sondern tritt eher zufällig auf. Alle dieser DONs haben aber etwas mit heilenden Fähigkeiten zu tun. Mich hat vor allem die Bestimmung zum Seelensammler beeindruckt, weil ich so etwas noch nie gehört hatte. Interessant, dass die Menschen in Mexiko dann nur innerhalb der Familie aktiv sind.
      Wir versuchen immer wachsam zu sein auf unserer Reise. Dadurch kann man sicher schon vielen Problemen aus dem Weg gehen.
      Viele Grüße und bis bald,
      Till und Katrin

      Antworten

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