Mexiko VII – Getrennte Wege und südliches Hochland

Das erste Mal seit über einem Jahr trennen sich unsere Wege – während ich (Katrin) für zwei Wochen nach Deutschland fliege, will Till lieber in Mexiko bleiben und surfen gehen. Zurück in Mexiko-Stadt machen wir Bekanntschaft mit der mexikanischen Polizei und fahren durch das südliche Hochland Richtung Oaxaca.

Besuch in Hanau

Da wir die letzten zwei Wochen mit unserem Besuch in Mexiko-Stadt verbracht haben, hat sich die Gelegenheit angeboten, einen Heimaturlaub anzuschließen. So konnte ich einfach zusammen mit Ulli nach Frankfurt fliegen. Ein angenehmer Nachtflug bei dem wir fast das Frühstück verschlafen haben und dann werden wir direkt von der Familie abgeholt, was für ein schöner Anfang. Für zwei Wochen war ich also zurück in Hanau, sozusagen zu Hause, oder?

Wie fühlt es sich an, nach über einem Jahr wieder zu Hause zu sein? Ganz normal. Kein komisches Gefühl, es war, als wäre ich nie weggewesen. So zumindest hat es sich am ersten Tag im Wohnzimmer von meiner Schwester angefühlt. Insgesamt habe ich die Zeit sehr genossen. Ich habe meine große Nichte wiedergesehen, und meine kleine Nichte endlich persönlich kennengelernt. Genau pünktlich kam ich zum 95. Geburtstag von meiner Oma, die große Augen gemacht hat, als ich plötzlich in der Tür stand. Ich habe den langersehnten Hanuer Döner gegessen und mich mit leckerem Käse eingedeckt. Dazu selbstgebackenes deutsches Brot und ich war selig.

Vielen Dank an alle, die mich beherbergt, versorgt und eingeladen haben und mich trotz langer Abwesenheit wieder aufgenommen haben, als wäre ich nie weggewesen. Es war schön, euch alle mal wieder zu sehen und wieder auf den neuesten Stand zu kommen. Schön war es, auch wenn ich mich nach zwei Wochen mit freundlichem deutschem Herbstwetter wieder auf Mexiko, meine Liebsten und die Wärme freue! Bis zum nächsten Besuch in der Heimat 😉

Derweil in Mexiko…

Auf Empfehlung von mehreren Surfern ist Till nach La Saladita an die Pazifikküste gefahren. Zwei kurvige und weite Fahrtage später kommt er an und findet einen Campingplatz direkt am Strand. Ein Pointbreak und Longboarder-Spot, perfekt für Anfänger. Da lässt es sich auch ohne Freundin gut aushalten, wenn nur nicht die unerträgliche Hitze wäre. Die erste Surfsession findet bei Sonnenaufgang statt, die zweite erst am späten Nachmittag, dazwischen finden nur möglichst bewegungsarme Aktivitäten im Schatten statt. Ein unliebsames Erlebnis gab es allerdings auch. Ein neues Surfbrett hat Till am Strand gekauft, ein gutes Brett für einen sehr akzeptablen Preis. Leider kam zwei Tage später die Besitzerin und hat ihr Brett zurückverlangt. Der Grund war, dass ihr Mitarbeiter das Brett zu günstig verkauft hatte, jetzt verlangt sie den doppelten Preis. Hier helfen auch keine Diskussionen, denn als Till sich auf „verkauft ist verkauft“ beruft wird die Besitzerin ausfallend und droht ihm. Damit ist das langersehnte Longboard also wieder weg.

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Wiedervereint in Mexiko-Stadt

Ein ruhiger Flug bringt mich zurück nach Hause, und so fühlt sich wirklich an. Immerhin habe ich über ein Jahr bei allen Widrigkeiten im kleinen aber feinen Hottahü gewohnt. Till holt mich vom Flughafen ab und die Großstadt verschlingt uns erneut mit ihrer Geräuschkulisse. Laut rufende Verkäufer, Busse, Autos und Menschen überall – welcher Kontrast zu Deutschland, wo nach 9 niemand mehr auf der Straße war. Wir wollen so schnell wie möglich aus der Stadt, aber heute schaffen wir das nicht mehr. Zum Glück haben wir von Armando und Ana eine Einladung zur Übernachtung bekommen. Somit sind wir ihre Gäste und dürfen das Auto auf den bewachten Parkplatz stellen und im Zimmer der Tochter übernachten. Abends werden wir mit selbstgemachten Pralinen überrascht und bekommen noch viele Tipps für unsere Reiseroute. Das Haus ist ein Neubau und ihr ganzer Stolz. Sogar einen Garten mit Ausblick haben sie mitten in der Innenstadt von Mexiko. Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemeinsam bevor beide auf die Arbeit müssen, wir dürfen bleiben solange wir wollen. Ein Angebot, das wir sehr zu schätzen wissen.

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Bekanntschaft mit der Polizei

Nachdem wir alles zusammengepackt haben, wollen wir los und so schnell wie möglich raus aus der Stadt. Blöderweise ist heute Freitag und somit dürfen wir gar nicht fahren. Das besagt das Gesetz hoy no circular zur Reduzierung der Schadstoffe in der Stadt und dem Staat Mexiko. Für Fahrzeuge ohne Abgas-Plakette (alte Benziner, Dieselfahrzeuge, Fahrzeuge aus anderen Staaten, ausländische Fahrzeuge etc.) gelten bestimmte Regeln und Fahrverbote. Dazu zählt auch das Hottahue. Gestaffelt nach der Endziffer des Nummernschilds dürfen wir mit der Endziffer 9 freitags nicht fahren, samstags sind generell alle Autos ohne Plakette verboten. Schnell beantragen wir online den pase turistico, eine Ausnahmegenehmigung für ausländische Fahrzeuge. Damit sollten wir eigentlich keine Probleme haben.

Wir fahren bedenkenlos durch die Stadt und werden bereits nach den ersten Kilometern von zwei Polizisten auf Rollern angehalten. Sie weisen uns auf das Fahrverbot hin und wir zeigen ihnen sofort unseren pase turistico auf dem Handy als PDF-Datei. Der Polizist erklärt eindrücklich, dass dieser nur ausgedruckt in die Heckscheibe geklebt gelten würde. Die Strafe für Fahren im Fahrverbot sind 4000 MXN (200 EUR), die wir jetzt sofort zahlen müssen. Wir weigern uns, denn schließlich haben wir ja extra die Genehmigung beantragt und versprechen das Dokument beim nächsten Geschäft ausdrucken zu lassen. Das ginge nicht, beharrt der Polizist und wir diskutieren und drehen uns einige Zeit im Kreis. Dann eröffnet er eine weitere Alternative: wenn wir mit zur Wache fahren, wird das Auto bis Montag stillgelegt und wir müssen nichts bezahlen. Das klingt gut, denn Zeit haben wir mehr als Geld. Wir fahren dem Polizisten hinterher und nach der zweiten Ecke hält er auch schon wieder an. Auf der Wache sind wir natürlich noch nicht, da unterbreitet er uns sein Angebot. Wenn wir jetzt 2000 MXN zahlen würden, dürfen wir sofort weiterfahren und bekommen einen Passierschein, damit wir nicht mehr angehalten werden. Darauf wollen wir uns natürlich nicht einlassen und beharren auf die Fahrt zur Wache. Wieder drehen wir uns einige Minuten im Kreis, er will nicht verstehen warum wir nicht einfach zahlen und sofort weiterfahren wollen. Schließlich räumen wir ein, dass wir noch 200 MXN haben. Er nickt sofort, ja, damit wäre er einverstanden. Wir zahlen unsere „Strafe“ und bekommen als Passierschein einen gelben Post-It-Zettel mit einem Buchstabencode. Das ist sie also, die mexikanische Korruption! Wir hatten uns zwar vorab fest vorgenommen hier nicht mitzumachen, um auf keinen Fall auch noch Mittäter dieses Systems zu sein. Tatsächlich war der Polizist aber im Recht als er uns angehalten hat, da wir keinen gültigen pase turistico vorweisen konnten. Es geht hier also nicht um einen ausgedachten Vorwand zur Abzocke, sondern um einen echten Verstoß. Von einigen Overlandern haben wir gelesen, dass sie die Strafe von 4000 MXN zahlen mussten, andere haben so getan, als würden sie kein Wort Spanisch verstehen und gewartet bis der Polizist keine Lust mehr hatte und mussten letztendlich nichts zahlen. Auch wenn wir mit unserem „Trinkgeld“ sicher nicht das Richtige für Umwelt und Staat getan haben, so können wir als Touristen wohl kaum etwas daran ändern. Zumindest rechtfertigen wir unser Verhalten auf diese Weise.

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Wieder unterwegs und hoch hinaus

Wir wollen so schnell wie möglich raus aus der Stadt, aber wissen eigentlich gar nicht wohin. Direkt nach Yucatan oder doch nochmal einen Schlenker nach Oaxaca fahren? Wir stehen nachts neben einem Restaurant in Teotihuacan, der erstbeste Ort der uns einfiel um aus der Stadt zu fliehen. Die Besitzer sind so nett, dass sie uns abends noch einen Maisdrink und Maispfannkuchen ans Auto bringen. Sie werden nachts nochmal ihren Bruder vorbeischicken, als Patrouille sozusagen, damit uns nichts passiert. Die Mexikaner sind wirklich nett und unglaublich hilfsbereit, wenn sie erstmal aufgetaut sind. Abends wälzen wir Reiseführer, Landkarten und Blogbeiträge und entscheiden uns, den Umweg über Oaxaca anzutreten. Die Route für die nächsten Tage ist also schnell zusammengebastelt und wir atmen erstmal durch. Endlich sind wir wieder zusammen unterwegs und wieder zurück on the road. Kultur und Städte hin oder her, Natur und frische Luft entsprechen uns einfach viel mehr.

Die Vulkane Popocatépetl und der benachbarter Iztaccihuatl sind beide über 5000 m. ü. d. M. und wir machen einen Abstecher über den Paso del Cortés, um sie zu sehen. Die Pass-Straße führt genau zwischen beiden Vulkanen hindurch. Besteigen darf man nur den Iztaccihuatl, da der Popocatépetl zu oft Felsstücke und Asche in die Luft speit. Auch wenn ich weiterhin mit meiner Erkältung kämpfe und gerade nicht auf diesen Höhen wandern kann, wären wir gerne bis zum höchsten erreichbaren Punkt La Joya gefahren. Blöderweise kommen wir heute nicht dorthin, da die Zufahrt wegen einem internationalen Bergsteigerwettkampf gesperrt ist. Von der Hütte aus ist der Popocatepetl in dichte Wolken gehüllt, wir hatten gehofft bei La Joya zu übernachten und dort den passenden wolkenfreien Moment abzuwarten. So verbringen wir die Nacht etwas unterhalb der Passhöhe und versuchen unser Glück am nächsten Morgen noch einmal. Für einen klitzekleinen Moment blitzt der „rauchende Berg“ tatsächlich durch die Wolken, aber als wir um die Ecke biegen und hastig die Kamera rauskramen ist er auch schon wieder hinter Wolken verschwunden. Es soll wohl nicht sein.

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Cholula – Pyramide mit unterirdischen Gängen

Nicht verstecken kann sich aber die vom Umfang her größte Pyramide der Welt in Cholula. Vor allem sind wir hier, weil wir gelesen haben, dass man in unterirdischen Gängen durch die Pyramide laufen kann. Enge Gänge, niedrige Decken und viele rechts und links abzweigende Gänge – es mutet wie ein richtiges Abenteuer an, hier durchzulaufen. In Wirklichkeit sind die Gänge beleuchtet, alle Abzweige sind abgesperrt und vor und hinter uns kommen so viele Menschen, dass die Entdeckerfreude merklich getrübt wird. Die Pyramide ist nur von einer Seite rekonstruiert, ansonsten sieht man nur halbherzig ausgegrabene Reste des alten Gebäudes. Weil Montag ist, hat auch das Museum geschlossen und der Zugang zum Tempel oben auf der Pyramide ist ebenfalls gesperrt. Wir fahren weiter nach Puebla und machen hier einen kurzen Stadtrundgang. Heute soll es noch ein Stück weitergehen, denn wir wollen pünktlich zum Dia de los Muertos in Oaxaca sein.

 

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Wir gucken uns einen Schlafplatz auf iOverlander aus und schaffen es gerade so in der Dämmerung dorthin. Leider sagt uns dieser Platz überhaupt nicht zu und wir fahren weiter. Unser Alternativ-Platz hat um halb 7 leider schon das Tor geschlossen und macht auch bei Klopfen und Hupen nicht mehr auf. Es bleibt uns nichts anderes übrig als im Dunkeln durch die Stadt zu fahren und bewachte Parkplätze abzuklappern, denn einfach so an den Straßenrand wollen wir uns nicht stellen. Neben der fehlenden Toilette haben wir schon Geschichten von abmontierten Lichtern und Solarmodulen gehört. Allerdings stellen wir enttäuscht fest, dass die meisten Parkplätze zwar 24 h geöffnet haben, aber im Auto schlafen absolut nicht möglich sei. Auf meine Frage, warum das nicht ginge, bekomme ich nur die Antwort „wegen der teuren Autos“. Aha. Wo die sein sollen frage ich mich allerdings. Dann fragen wir eben bei Hotels und beim schon beim zweiten Anlauf haben wir Glück. Zwar auch hier der verständnislose Blick nach meiner Erklärung, dass wir im Auto schlafen, aber immerhin dürfen wir bleiben und die private Toilette des Besitzers mitbenutzen. In Zukunft werden wir also wieder mehr Zeit für mexikanische Straßen einplanen, um so etwas nicht nochmal zu erleben. Davon abgesehen sind wir mittlerweile recht entspannt in solchen Situationen, es findet sich immer eine Lösung.

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Guacamaya Canyon

Vormittags fahren wir auf der 135 Richtung Süden und kommen dann auch schon bei Doña Loulou an. Hier können wir campen und eine Tour in einen Canyon machen, in den abends Guacamayas Verdes (Große Soldatenaras) geflogen kommen. Als wir auf das Gelände fahren sehen wir auch direkt die Österreicher Horst und Valerie (time-and-out.com), die wir schon in Cholula kennengelernt haben. Die beiden haben eine Tour für 13 Uhr arrangiert, bei der wir uns anschließen können. Gerade bevor wir loslaufen erwähnt der Guide, dass wir 600 Höhenmeter laufen und erst im Dunkeln zurückkommen, schnell wandert noch eine Taschenlampe mit ins Gepäck. Wir laufen vorbei an 850 Jahre alten Kakteen und warten dann in einer selbstgebauten Beobachtungsstation auf die Vögel. Paarweise fliegen sie schließlich in den Canyon, lautes und hallendes Krächzen kündigt die Vögel an. Gegenüber setzen sie sich in den Baum, nach und nach kommen alle 26 Tiere hierher. Wir sind fasziniert, diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen und könnten ewig gucken wie sie von Ast zu Ast fliegen oder in einer der Felsaushöhlungen verschwinden. Die Tour hat uns richtig gut gefallen und der Guide kannte sich gut aus. Allerdings war unser Spanisch nicht gut genug um alle Einzelheiten über die Tiere zu verstehen. Im Dunkeln laufen wir den schmalen Pfad bergab zurück zum Auto und stürzen uns nach der langen Tour erstmal auf das Abendessen.

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Reisezeit: 10.10.17 – 31.10.17

Mexiko-Stadt – La Saladita – Mexiko-Stadt – Popocatepetl – Cholula – Puebla -Tehuacán – Guacamaya Canyon (an der 135, hinter San Juan Bautista Cuicatlán)

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