Unser Alu-Profil System

Beim Innenausbau gibt es die verschiedensten Ansätze. Casemaker, Sperrholzboxen, Multiplexplatten verschraubt, Glasfaser usw.

Uns war von Anfang an wichtig, dass das System was wir uns aussuchen stabil, wasserfest und vor allem variabel ist.

Über die Jahre bilden sich neue Bedürfnisse oder man fängt auf Reisen an herauszufinden was man wirklich braucht. Der Ausbau sollte „mitwachsen“ und deswegen leicht zu modifizieren sein.

Nimmt man das als Vorgabe und dazu unseren Wunsch Vollauszüge anstatt Boxen mit Klappe als Stauraum zu integrieren, bleiben eigentlich nur noch „Gerüst-Systeme“, also Ausbauten bei denen ein Gerüst aus z.B. Aluminium gebaut wird, welches dann beplankt werden kann (z.B. mit Kunststoff oder Holz).

Küchenmodul in Alu-Profilbauweise
Küchenmodul in Alu-Profilbauweise

Bei den Gerüst-Systemen aus Alu gibt es 2 Möglichkeiten. Entweder Alu-Quadratprofile, verbunden mit Kunststoff-Eckverbindern (ein System was gerne im Volierenbau verwendet wird) oder Alu-Profilsysteme wie Bosch-Rexroth oder Item. Sie sind bekannt aus der Industrie (Maschinenbau, Prototypenbau usw.).

Das Alu-Quadratprofil-System hat den Vorteil, dass es sehr leicht ist, kann aber im Nachhinein nicht mehr so leicht modifiziert werden. Zumal die Verbinder eigentlich eingeklebt oder eingenietet werden müssen wenn sie den Anforderungen eines Expeditionsfahrzeugs stand halten sollen. Auch die Verwindungssteifigkeit kommt ohne aussteifende Elemente nicht ganz an das Alu-Profilsystem wie Item und co. heran (ist aber mehr als ausreichend). Zudem muss alles, was befestigt wird, eingenietet oder eingeschraubt werden durch die fehlenden Nuten.

Wenn es ausschließlich um das Gewicht geht ist das System trotzdem eine super Wahl und ich würde es selbst auch verwenden.

Für unseren Zweck ist aber das Alu-Profil-System (ich nenne es ab jetzt Item-System, da die Firma Item mit die bekannteste Firma in dem Bereich ist) das geeignetere. Es ist, benutzt man die Schnellverbinder, extrem variabel und bietet durch die Nuten diverse Möglichkeiten der Befestigung. Einen Nachteil hat das aber auch – die Nuten sind schwer zu reinigen wenn man sie nicht abdeckt oder ausfüllt. Hierfür gibt es aber Abdeckprofile aus Kunststoff.

Die sogenannten Schnellverbinder werden auf der einen Seite in 2 gegenüberliegende Nuten eingeschraubt und greifen dann in einen Doppel-Nutenstein im zu 90 Grad verdrehten Profil. Damit entsteht eine extrem feste und steife Verbindung, die in Sekunden wieder gelöst werden kann. Einziges nötiges „Spezialwerkzeug“ ist ein Inbus-Schraubenzieher mit Kugelkopf (kostet ein paar Euro z.B. von Wera). Leider sind die Verbinder an sich recht teuer, dafür aber auch beliebig wieder verwendbar. Eckverbindungen lassen sich so schnell erzeugen und auch wieder verschieben.

Im Item System stehen diverse Profile zur Auswahl 20mm, 30mm, 40mm usw. Für den Wohnausbau ist das 20mm System aber mehr als ausreichend (es geht hier um die Dicke der Profile). Jedes Profil gibt es wiederum als Quadrat- oder Rechteck-Profil in diversen Ausführungen – z.B. 20×20, 20×40, 20×60 usw.. Und dann auch noch mit verschiedenen Flächen. Also z.B. mit Nuten zu jeder Seite hin, eine Seite geschlossen ohne Nut, zwei Seiten geschlossen usw.. Es ist also sehr vielseitig.

Genauso vielseitig sind die Einsätze und Verbinder die es gibt. Ein ganzes Buch füllen sie und es ist wirklich für jeden etwas dabei. Diverse Nutensteine, Füllungen, Klappenelemente, Winkel und vieles mehr.

Für den Zuschnitt empfehle ich eine Kappsäge mit Aluminium Sägeblatt. Damit sind genaue und saubere Schnitte möglich. Bitte generell aufpassen, Alu ist ein Metall, d.h. es ist Schutzausrüstung zu tragen.

Bei uns bestehen alle Module im Fahrzeug aus dem Item-System und sind dann teils mit Siebdruckplatte beplankt. Füllungen und Klappen sind aus 3mm Alu-Dibond und mit Silikon eingeklebt.

Versteifende Elemente benötigt das Item-System nicht, es ist so massiv, dass wir sogar zeitweise mal ein Ersatzrad an der Küchenzeile verzurren konnten ohne das die sich auch nur einen Millimeter bewegt hätte.

Die Module sind mit simplen Stahlwinkeln auf der Bodenplatte befestigt. Hier reichen kleine M4 schrauben wenn der Großteil des Ausbaus formschlüssig ist und es nur darum geht ein Abheben oder Verrutschen zu verhindern.

Ob einem das Profilsystem optisch zusagt ist Geschmackssache.

Staukiste mit Vollauszug, Alu-Profil-System
Staukiste mit Vollauszug

Wenn ihr Euch überlegt auch solche Profile zu benutzen, dann hier noch Mal ein paar Vor- und Nachteile sowie Tipps zum Bau:

Vorteile:

  • Sehr stabil/steif
  • Sehr variabel
  • Auch „on-the-road“ in gewissem Rahmen zu modifizieren
  • Viele verschiedene Beschläge und Profile verfügbar, weit verbreitet in der Industrie
  • Wenig Werkzeug für die Montage nötig (Kappsäge, Schraubenzieher)
  • Viele Angriffsflächen an die man z.B. Gurte oder Halterungen anbringen kann

Nachteile:

  • Relativ teuer
  • Nicht so leicht wie man vielleicht denkt
  • Optik ist Geschmackssache
  • Man kann hindurch schauen wenn keine Füllungen verbaut werden (kann auch ein Vorteil sein)

Tipps:

  • Verwendet Abdeckprofile um die Nuten zu verschließen (zumindest die, die nach oben zeigen)
  • Profile und Zubehör muss man nicht bei Item kaufen, es gibt diverse günstigere Nachbauten (unsere Beschläge sind z.B. von BSO und die Profile von SMT Montagetechnik)
  • Kauft immer gleich 6m Stangen von den Profilen wenn ihr könnt (das reduziert den Verschnitt)
  • Ein ordentliches Alu-Sägeblatt erspart einem viel Arbeit
  • Inbus Schraubenzieher mit Kugelkopf erleichtern die Montage enorm
  • Zeichnet das Gerüst vorher auf um zu wissen wie und wo ihr anfangt und welche Profile ihr braucht
  • Nutensteine gibt es mit verschiedenen M-Gewinden, achtet darauf und verwendet möglichst immer nur eine Größe
  • Plant nur so viel Verstrebungen ein wie ihr wirklich braucht. Das hält die Konstruktion einigermaßen leicht.
  • Die „Light-Profile“ im 20er System sind völlig ausreichen
  • Bei Klappen an der Front kann man einfach M3 oder M4 Gewinde in die Profile schneiden und die Drehpunkte damit befestigen, das ist stabil genug.
  • Wenn die Konstruktion fertig ist dann verwendet für die Schnellverbinder Schraubensicherung
  • Wenn ihr Füllungen verbaut und mit Gummiprofilen einsetzt, dann verklebt die Profile…sie können sich sonst mit der Zeit lösen.