Verschiffung Darien Gap – von Panama nach Kolumbien
Warum denn überhaupt eine Verschiffung?
Die Panamericana ist keine durchgehende Straße. Auch wenn zwischen Panama und Kolumbien eine Landverbindung besteht, so ist hier praktisch gesehen noch immer kein Durchkommen. Auf ca. 100 km, dem sogenannten Darien Gap verhindern Dschungel, Drogenbanden und das Paramilitär die Passage. Offensichtlich besteht auch kein Interesse, eine Straße zu bauen. Immerhin hat sich eine ganze Industrie genau darauf spezialisiert, die vielen Fahrzeuge und Menschen auf anderem Weg zu transportieren – hier kommt die Verschiffung des Fahrzeugs ins Spiel.
Ro-Ro oder Container?
Für alle Reisenden stellt sich also früher oder später die Frage nach der Verschiffung. Aufwendig und kostspielig, aber eben doch unvermeidbar.
Ro-Ro (Roll-on-Roll-off) zu verschiffen ist auf dieser Strecke heikel, immer wieder hört man Geschichten von verschwundenen Gegenständen. Man muss die Autoschlüssel abgeben, da das Fahrzeug vom Hafenpersonal aufs Schiff gefahren wird. Ohne abschließbare Kabine ist das für uns keine Option. Auf einem sogenannten Flat-Rack können auch größere Fahrzeuge sicher untergebracht werden, die Kosten hierfür sind aber deutlich höher als für einen Container.
Wer also in einen Container passt hat hier die deutlich besseren Karten. In der Regel passen in einen High Cube 40 Fuß Container zwei Fahrzeuge hintereinander. Damit kann man sich alle anfallenden Kosten und die Rennerei teilen. Die Türmaße für einen 40 Fuß High Cube sind folgende: Breite, 2,34 m, Höhe, 2,59 m und Länge 12,03 m.
Container-Partner findet man am besten schon unterwegs. Zentralamerika ist klein und als wir Anfang Juni verschifft haben, gab es viele andere die dieses Zeitfenster (Mai/Juni) angestrebt haben, auch weil zu diesem Zeitpunkt die Regenzeit in Zentralamerika anfängt. Falls man niemand trifft, ist auch die Facebook-Gruppe PanAmericanTravelersAssociation eine gute Anlaufstelle. Neuerdings gibt es auch eine App mit der man auf verschiedenen Verschiffungsstrecken einen Partner finden kann und die die Suche erleichtern sollte.
Kontaktdaten von unserem Agenten
Wir haben uns als Agenten für Boris Jaramillo entschieden, weil er sich mit der Verschiffung von Overlander-Fahrzeugen auskennt und man hier das Auto selbst in den Container fahren kann und die Schlüssel nie aus der Hand gibt. Das hier etwas abhanden kommt ist also quasi unmöglich. Soweit wir wissen, ist er der einzige Agent, der das so handhabt.
Kontaktdaten:
Boris Jaramillo, Ever Logistics, Inc
Email: boris_jaramillo@hotmail.com
Whatsapp: +507 6213 3485
Man sollte den Agenten unbedingt per Whatsapp anschreiben, auf Emails hat er eher selten reagiert. Die Informationen zum genauen Ablauf haben wir erst kurz vorher erhalten, unsere Fragen mussten wir oft mehrfach stellen, aber im Endeffekt hat alles sehr gut und vor allem problemlos geklappt.
Zeitlicher Ablauf
Es gibt jeden Donnerstag ein Schiff von Colón in Panama nach Cartagena in Kolumbien. Unser Zeitplan sah dabei so aus:
Tag | Ablauf |
Eine Woche vor Verschiffung – Verbindliche Buchung |
Die Infos zum Ablauf bekommen wir erst ca. eine Woche vor der Verschiffung, also keine Panik wenn der Agent sich vorher nicht meldet (tut er nämlich nicht) |
Anzahlung bis freitags vor dem Verschiffungstermin | 300 USD Kaution zur Bereitstellung des Containers, Zahlung per Paypal. Der Betrag wird am Verladetag erstattet (kann nicht verrechnet werden) |
Freitag (oder Montag) vor Verschiffung | Fahrzeuginspektion in Panama-Stadt (siehe Panama I) |
Dienstag | Fahrzeug verladen in Colón (letzter möglicher Verladetag!)
Zahlung in USD, bar! Dauer bei uns bis 10 Uhr |
Die Fahrzeuginspektion haben wir schon freitags gemacht, auch das Verladen kann man theoretisch vorverlegen. | |
Mittwoch | Die Weiterreise kann man problemlos auf den Tag direkt nach dem Verladen planen. Für uns war es der Segeltrip direkt von der Karibikseite (hier geht es zum Bericht). Somit spart man sich nach dem Verladen den Rücktransport auf die Panama-Stadt-Seite an den Pazifik |
Donnerstag, das eigentliche Verschiffungsdatum | Container-Schiff fährt los! |
Ab Montag | Beginn der Auslöseprozedur in Cartagena, Kolumbien |
Dienstag | Listo! Auto wieder zurück!
Wir haben 1,5 Tage gebraucht, wenn man sehr früh anfängt und wirklich alles klappt, dann kann man es an einem Tag schaffen. |
Ablauf der Verschiffung en detail
Panama I – Fahrzeuginspektion in Panama-Stadt
Benötigt: TIP, Fahrzeugschein, Reisepass. Alles im Original plus je 2 Kopien.
Um 6 Uhr morgens stehen wir in der Schlange zur Fahrzeuginspektion auf einem unscheinbaren Parkplatz (der Platz ist in der iOverlander-App verzeichnet). Es werden nur 25 Autos pro Tag inspiziert, deswegen machen wir die Inspektion schon freitags um gegebenenfalls einen Tag Puffer zu haben. Als erstes steht man in der Schlange vorm Büro, das um 6 Uhr natürlich noch geschlossen hat. Hier zeigen wir die temporäre Einfuhrgenehmigung (TIP) und bekommen eine Wartenummer. Jetzt heißt es warten und nach über 2 Stunden wird endlich unsere Fahrgestellnummer kontrolliert.
Ab 14 Uhr fahren wir erneut auf den Parkplatz und laufen über die Straße zum DIJ-Gebäude, um nach erneut 1,5 h Wartezeit unseren Zettel abholen zu können. Wir haben wir auch direkt alle Kopien gemacht für den Verladetag. Listo, bis zum Verladetag!
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Panama II – Verladen in Colón
Um Schimmelbildung im Container vorzubeugen, haben wir das Auto so gut es ging mit der Klimaanlage getrocknet. Zusätzlich haben wir 3 Eimer Trocknungspulver ins Auto gelegt. Das gibt es fertig im Eimer im Baumarkt und hat super funktioniert.
Wir treffen uns wie ausgemacht am Einkaufszentrum in Colón mit Agent Boris und fahren gemeinsam auf einen Parkplatz auf dem TLC-Gelände. Hier warten wir bis der Container und der LKW zum Verladen ankommen. Till fährt das Auto in den Container, und es wird gut verzurrt. Der Container wird vor unseren Augen verschlossen und gesichert. Wir machen ein Foto von der Nummer.
Mit dem Agenten fahren wir zum Zoll. Till und Boris erledigen den Papierkram zügig, jeweils 5 Kopien der folgenden Dokumente werden benötigt:
- Reisepass
- Fahrzeugschein
- TIP
- Versicherung
- Inspektionszettel von Teil I
Wir zahlen den ersten Teil der Verschiffung bar vor Ort in US-Dollar. Insgesamt 1300 USD, also 650 US-Dollar pro Auto (Gesamtkosten siehe unten).
Um kurz vor 10 Uhr morgens sind wir fertig und werden ins Taxi zum Busbahnhof gesetzt.
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Kolumbien – Papierkrieg zum Fahrzeug auslösen
Die Prozedur ist langwierig und dauert 1-2 Tage, weil man zwischen den einzelnen Stationen (Hafen, Zoll, Bank) mehrfach hin und her laufen muss. Benötigt werden die üblichen Dokumente Nur der Fahrzeughalter darf ins Hafengelände, lange Hose und geschlossene Schuhe sind Pflicht, die Warnweste wurde gestellt. Dazu ist zudem eine Unfallversicherung nötig, bei uns hat eine Kopie der deutschen Auslandskrankenversicherung genügt. Falls sowas nicht vorhanden ist, kann man vor Ort etwas Passendes abschließen.
Wir haben von Boris eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Schritte erhalten. Die wurden von Till mehr oder weniger auch so durchgeführt. Den gesamten Prozess hier zu beschreiben spare ich mir deshalb, weil man sowieso von den freundlichen Mitarbeitern von A nach B geschickt wird. Was uns etwas gewundert hat war, dass das Fahrzeug nicht mal persönlich inspiziert wurde, ein Foto, auf dem das Nummernschild erkennbar ist, hat hier völlig ausgereicht. Die obligatorische Haftpflichtversicherung haben wir erst am nächsten Tag erst abgeschlossen, man kommt auch ohne aus dem Hafengelände raus. Wer es vorher erledigen will, es ist möglich die Versicherung ohne TIP anzuschließen. Die Büros (SOAT) gibt es in der ganzen Stadt und es hat bei uns nur ca. 20 Minuten gedauert.
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Fazit Verschiffung Darien Gap
Bei uns hat alles reibungslos geklappt und wir können Boris bedenkenlos als Agent empfehlen!
Kosten pro Container, 40 Fuß High Cube mit zwei Fahrzeugen
Panama: 1300 USD (bar in USD gezahlt)
Kolumbien: 784 USD (bar in COP gezahlt)
Summe: 2084 USD
Pro Partei: 1042 USD, bzw. ca. 900 EUR