Bosnien – Herbst 2024

Bosnien soll für mich der Einstieg in den Balkan sein. Nachdem Slowenien im Sommer 2023 eher Ernüchterung hervorgerufen hat. Was nicht heißen soll, dass es nicht ein sehr schönes Land ist, aber eben auch sehr modern und dementsprechend entwickelt und teuer. Das ist in Bosnien nicht so.

Bosnien hat den Charme den ich so liebe.

Es ist einfach alles dabei. Von völlig maroder Infrastruktur aus der Sowjetzeit, verlassene oder zerfallene Gebäude, alte Industrieanlagen aber auch top moderne Gebäude, schicke Wohnsiedlungen und frisch asphaltierte Streifen mitten im Nirgendwo (EU-Subventionen lassen grüßen). Auf dem Land das Gemüsegärtchen neben dem Haus und die Hühner auf der Straße und in der Stadt das Einkaufszentrum. Also ein Mix aus alt und nagelneu der extremer manchmal kaum sein könnte. Ein Land im Aufbruch und im Wandel könnte man es vielleicht auch nennen. An allen Ecken und Enden wird gebaut, renoviert und saniert. Sicherlich mit vielen Devisen, denn ein großer Teil der Bevölkerung arbeitet und lebt im Ausland. Wie mir mehrere Einheimische bestätigen gibt es kaum eine Familie in der nicht mindestens ein Familienmitglied in Westeuropa arbeitet oder gearbeitet hat. Auch deswegen kommt man mit Deutsch fast ähnlich weit wie mit Englisch.

Die Stimmung während meines Aufenthalts ist sehr entspannt und freundlich. Man wird gegrüßt und auch gerne gefragt wo man herkommt (Nicht das Land, das kennen sie hier alle…die Stadt wollen sie wissen) – und wie es einem gefällt. Oft scheint es fast als hätten viele Bosnier ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Land. Gerade die, die im Ausland waren. Trotzdem scheinen sie mir sehr stolz – und das können sie auch sein.

Bosnien mit Camper / Offroadcamper
Bosnien mit dem Offroadcamper

Gerade der südlichere Teil des Landes hat es mir angetan. Hohe Berge und viele Gegenden mit sehr dünner Besiedelung. Ein Traum zum Erkunden mit dem Auto oder zu Fuß. Gefahren werden darf überall wo es geht. Berg, Feld, Wald – auch die Bosnier selbst sind gerne mal mit dem Geländewagen unterwegs. Wobei mir das oft kein Freizeit-Spaß zu sein scheint, sondern eher ein adäquates Verkehrsmittel zum Holz holen. Der Unterschied von der Landstraße zum Waldweg ist oft sowieso sehr fließend (näheres siehe unten).

Sportlich wird auch viel angeboten. Wer selbst nichts dabei hat wird von der ATV Tour über Paragliden bis Rafting so ziemlich alles finden.

Da Bosnien ein wirklich kleines Land ist, lässt es sich in 3-4 Wochen wirklich ausgiebig erkunden. Was nicht heißt, dass man nicht auch viel mehr Zeit hier verbringen könnte.

Gibt es auch etwas negatives? Eigentlich nicht – nur eine Sache die mich wirklich stört: In Cafés und Restaurant darf generell geraucht werden. Und das wird auch getan. Auf der Straße sieht man kaum Leute rauchen, dafür umso mehr in geschlossenen Räumen. Das ist als Westeuropäer unangenehm und wenn man das Land wie ich in der kalten Jahreszeit besucht, ist draußen sitzen keine Option. Deswegen sind meine Cafébesuche leider sehr überschaubar. Obwohl das hier so zur Alltags-Kultur gehört wie in vielen Ländern und man generell einen sehr leckeren Kaffee bekommt – nur schmecken muss er dann eben auch. Es mag aber natürlich auch Reisende geben, die sich über derartige Strukturen im Land freuen.

Die Bosnische Restaurant-Küche probiere ich dann gerne im Sommer rauchfrei auf der Terasse…:)

Infos zum Land

Kleine Straßenkunde

Generell gilt auch in Bosnien wie in den meisten Ländern der Welt: Man kommt auf den Hauptrouten problemlos mit jedem normalen Auto voran. Aber wer noch nicht so viel in infrastrukturell schwächeren Ländern unterwegs war, für den hier eine kurze Übersicht.

Autobahn: Es gibt nur ein sehr kleines, kurzes Stück Autobahn um Sarajevo und im Norden. Sie wird gerade ausgebaut. Die vorhandene Autobahn lohnt sich aber absolut zu befahren. Doppelspurig, wenig Verkehr und die Maut ist quasi zu vernachlässigen (extrem günstig).

E oder M-Straßen: Sind asphaltiert und mit deutschen Landstraßen zu vergleichen. Umgehungen gibt es quasi keine, man fährt also durch jeden Ort durch. Man kann im Schnitt mit 50-70km/h rechnen da es meist sehr kurvig ist.

R-Straßen: Können alles sein. Von der normalen, frisch asphaltierten Landstraße bis hin zu Feld-/Waldwegen. Die Beschaffenheit und der Zustand wechseln auch gerne man mittendrin. Generell befahren Einheimische R-Straßen mit normalen Autos. Wer das nicht gewohnt ist, der wird aber erst Mal denken er brauche mindestens mehr Bodenfreiheit. Mit großen Wohnmobilen ist bei R-Straßen generell Vorsicht angesagt, da es sehr eng oder auch steil werden kann. Beläge können sein: Asphalt, Schotter, Steine, Waldboden.

Bergstraßen/Nebenstraßen ohne Bezeichnung: Sind wie R-Straßen alles zwischen asphaltiert und schmal und einer stark ausgewaschenen Steinpiste für die mindestens ordentlich Bodenfreiheit oder auch gerne mal Allrad gebraucht wird.

Generell gilt, wer mit einem kleineren Fahrzeug unterwegs ist, etwas Bodenfreiheit und ordentliche Reifen hat, der kommt sehr weit in Bosinien…:)

Die Fahrweise ist übrigens teils eher sportlich. Es wird gerne überall überholt und der Gegenverkehr muss auch schon Mal eine Vollbremsung hinlegen. Also immer genug Abstand und den Verkehr im Auge behalten. Dass, Bäume, Tiere etc. auf der Straße sein können ist ja fast nicht erwähnenswert. Wer Abends oder Nachts fährt hat also optimalerweise viel List und fährt mit verringerter Geschwindigkeit.

Bezahlen

Der BAM oder auch KM (Konvertible Mark) entspricht der alten deutschen Mark und hat zum Euro den Kurs ca. 1 zu 2 (1 Euro sind ca. 2KM). In kleineren Läden, Cafes und Restaurants wird gerne Bar bezahlt (bzw. ist nur so möglich). Supermärkte, Tankstellen etc. nehmen natürlich auch Kreditkarten. Es ist aber durchaus empfehlenswert ein paar KM mit sich zu führen – z.B. zum Parken. Das ist oft nur in Bar möglich auch wenn der Automat nagelneu ist.

Einkaufen

Supermärkte gibt es recht häufig. Es sind aber in den abgelegenen Regionen auch gerne mal 30-40km bis zum nächsten. In den Regalen stehen sehr viele deutsche Produkte (also auch mit deutschem Etikett). Zusätzlich gibt es überall in Bosnien die Kette DM, der ein ähnliches Angebot wie bei uns hat. Das ist besonders für Leute sehr praktisch die bestimmte Lebensmittel brauchen, da er so eine Art bosnisches Reformhaus darstellt 🙂
Die Preise in den Supermärkten würde ich bei vielen Dingen aktuell wie in Deutschland einstufen, frische Produkte aus Bosnien oder den Nachbarländern sind aber zum Teil deutlich günstiger. Importe gerne auch mal teurer als bei uns.

Tankstellen

Gibt es reichlich und man wird meist sehr freundlich bedient

Frei Campen

Ist ein Traum. Wer sich abseits der Hauptwege aufhält der wird unzählige schöne Plätze finden. Auch wenn Wildcampen offiziell wohl nicht erlaubt ist, wird nichts gesagt. Meine Erfahrungen beruhen aber eben auf sehr abgelegenen Plätzen (Hochebenen, Wald usw.) und nicht – wie das z.B. bei Park4Night gerne eingestellt wird – neben einem Sportplatz mitten im Dorf oder an der Hauptstraße.
Eine Campingplatzstruktur gibt es. Zumeist eher einfach aber funktional. Verglichen mit den normalen Unterkünften (AirBnB, Hotel) eher teuer – das ist aber oft so in solchen Ländern. Dafür sicherlich meist deutlich kleiner, privater und schöner als ein Westeuropäischer 3-Sterne Platz…:)

Frei Campen in Bosnien

Müll/Wasser

Müll gibt es reichlich. Sowohl in der Natur (auch das ist ja nichts neues) aber auch Müllcontainer sind in vielen Dörfern auf der Straße zu finden und können benutzt werden. Wasser kann man an einer der unzähligen Quellen bekommen. Bosnien hat hochwertiges Trinkwasser. Auch wenn es in den Städten oft gechlort ist (unverständlicherweise).

Internet

Bei Campings und Unterkünften ist Wlan Standard. Für mobile Daten empfiehlt sich eine SIM-Karte. Ich hatte die Karte von BH-Telecom. Dem Anbieter mit der besten Abdeckung. Und die Abdeckung ist wirklich der Wahnsinn wenn man aus Deutschland kommt. Selbst im hintersten Tal gibt es 4G und die Regionen ohne Empfang sind wirklich äußerst klein (aber es gibt sie natürlich).
BH-Telecom hat aktuell eine Touristen-SIM-Karte: z.B. 20 Euro für 30 Tage mit 35GB. Die SIM Karte bekommt man in jedem BH-Telecom Shop. Kein Ausweis erforderlich. Bezahlen, Einlegen und los geht’s. Mit der App kann man sogar seinen Verbrauch abfragen. Theoretisch funktioniert die Karte auch in den Nachbarländern, hierzu gibt es aber ein paar Besonderheiten, die vor Ort erfragt werden sollten wenn man das nutzen möchte.

So, jetzt wünsche ich Euch viel Spaß beim Erkunden und Reisen.

Bis zum nächsten Mal
Till

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