Ecuador III – Cotopaxi, Andentaxi & Laguna Quilotoa

Seit Wochen hören wir von den Hochebenen Ecuadors, dem Cotopaxi Nationalpark und sehen Bilder von der Laguna Quilotoa die alle Werbeprospekte Ecuadors schmückt. Von Quito aus setzen wir unseren Roadtrip fort, stürzen uns ins Andenabenteuer und unser bisheriger Eindruck von Ecuador wird nochmal gewaltig übertroffen!

Cotopaxi Nationalpark – Camping vom Feinsten

Nachmittags erreichen wir den Cotopaxi Nationalpark. Von Quito aus geht es bequem in unter zwei Stunden auf der mehrpurigen Autobahn zum Parkeingang. Hier registrieren wir uns, zahlen müssen wir nichts, denn alle Nationalparks in Ecuador haben freien Eintritt. Das fängt ja gut an. Die nächsten 20 km fahren wir auf unbefestigter Straße zum Campingplatz, der wunderschön gelegen ist. Außer uns ist niemand hier und wir suchen uns auf der großzügigen Wiese einen Stellplatz, sodass wir den Cotopaxi direkt aus dem Auto sehen können. Theoretisch zumindest, denn gerade versperrt uns die Wolkenwand die Sicht auf den aktiven Vulkan. Nichtsdestotrotz ein herrlicher Ort zum Verweilen, Natur pur und eine unglaubliche Ruhe und Weite.

Abends sinken die Temperaturen in die Nähe des Gefrierpunkts, immerhin sind wir hier schon auf knapp 4000 m Höhe. Mit Standheizung auf voller Stufe richten wir uns im Auto ein, die Backen glühen noch rot von der frischen Luft und wir sind wieder einmal froh im eigenen fahrbaren Untersatz zu wohnen, um solche magischen Orte erleben zu dürfen.

Ohne Turbo in die Höhe

Morgens stellen wir enttäuscht fest, dass der Cotopaxi noch immer im Neben verschwunden ist. Trotzdem wollen wir bis zum höchsten erreichbaren Punkt am Ende der Straße fahren, um von dort das kurze Stück zum Refugium, einer Berghütte zu wandern. Und siehe da, schon auf dem Weg dorthin ist der Nebel plötzlich verschwunden und der Vulkan zeigt sich von seiner besten Seite. Von der Straße aus sehen wir die schneebedeckte Spitze und sind ganz aus dem Häuschen, was für ein Anblick!

Mit dem Auto kriechen wir nun weiter über eine schlecht gemachte Schotterstraße hoch bis auf den Parkplatz auf 4600 m. Bei diesen enormen Höhen ruckeln wir mehr, als wir fahren und auch den schwarzen Rauch hätte ich eindeutig als bedenklich eingestuft, wenn Till nicht völlig entspannt neben mir sitzen würde und grinsend versichert das alles seine Ordnung habe. Das ist das ganz normale Land Cruiser Leben – eben ohne Turbo. Die Straße ist schmal, bietet aber genug Platz für alle anderen, um die zu stotternde Schnecke zu überholen. Wie gut, dass wir es nicht eilig haben.

Mal schnell auf 4850 Meter gewandert – Refugio Jose Ribas

Kaum aus dem Auto gestiegen drehen wir wieder um, um noch eine Lage Klamotten nachzulegen. Der Wind ist so stark, dass wir fast nicht vorankommen und bläst uns eisig ins Gesicht. Bis zur Hütte ist es nicht weit. Denken wir. Der Weg ist steil und der Vulkansand lässt uns bei jedem Schritt wieder ein Stück nach unten sacken. Zwar haben wir auf über 4000 m übernachtet, aber dennoch sind wir an diese Höhe natürlich in keinster Weise gewöhnt und das Herz pumpt und pumpt. Alle zehn Meter muss ich pausieren, werfe einen Blick nach oben, aber das gelbe Dach der Schutzhütte rückt einfach nicht näher.

Irgendwann ist es dann doch geschafft! Wir sind angekommen im Refugio José-Ribas auf 4850 m.

In der Hütte gibt es erstmal eine leckere heiße Schokolade. Für uns ist es der höchste Punkt den wir begehen dürfen, denn von hier aus geht es nur noch mit Bergführer und entsprechender Ausrüstung weiter. Bis zum Gipfel auf 5897 m sind es von hier aus noch immer über 1000 Höhenmeter und das teilweise auf Schnee und Eis, eine Tagesto(rt)ur die wir definitiv nicht machen wollen.

Während unserer kurzen Hüttenpause hat auch noch das Wetter umgeschlagen, in dichtem Nebel und bei Regen laufen wir zurück zum Auto und drehen die Heizung auf. Genug des aktiven Höhenabenteuers für uns, nun ist es an der Zeit, dass auch das Hottahü etwas erleben darf.

Panoramafahrt durch den Cotopaxi Nationalpark

Der Tag ist noch jung und so erkunden wir nun bequem im Auto die vielen kleinen Pisten, die sich immer weiter durch den Nationalpark schlängeln. Die Landschaft erinnert an Island, kaum bewachsenes Vulkangestein das zwar öde wirkt, aber uns auch gerade dadurch faszinierend. Das Karge wechselt sich mit moosigen und satten Abschnitten ab. Als wir zufällig in einer Sackgasse landen, finden wir uns in einem wunderschönen Tal wieder. Unter uns fließt ein Fluss und das Farbspiel aus Gelb, Grün und Schwarztönen könnte schöner nicht sein.

Eine unglaubliche Weite, in die man hier blickt. Die Kombination aus Natur & Aktivität haben wir so in den Nationalparks der USA kennen- und vor allem schätzen gelernt. Da der Wind noch immer pfeift und das nasskalte Wetter nicht zum Draußensein einlädt, essen wir an einer kleinen Lagune zu Mittag – natürlich im Warmen und Trockenen.

 

 

Traumziel Cotopaxi

Auf dem Rückweg zum Campingplatz zeigt sich der Cotopaxi nun wieder in seiner vollen Schönheit und wir nutzen die wenigen Minuten vor Sonnenuntergang, um ein paar Bilder zu machen.

Karma-Punkte sammeln durch nächtliche Störenfriede

Wieder verbringen wir die Nacht auf dem offiziellen Cotopaxi Campingplatz. Der Tag war anstrengend, und als wir uns gerade ins Bett gekuschelt hatten, klopft es plötzlich an unserer Tür. Da unser Licht noch an ist, können wir das Klopfen wohl kaum ignorieren, öffnen widerwillig die Tür und stehen einem jungen Paar gegenüber. Die beiden kamen zu spät von der Hütte und haben den Bus verpasst. Im Dunkeln sind sie zwei Stunden bis hierher zum Campingplatz gelaufen und fragen uns nun, wie sie am besten zum Parkeingang kommen, um dort in einer Hütte zu übernachten. Irritiert fragen wir, ob sie tatsächlich den Haupteingang meinen können, denn der ist ja von hier nochmals 9 km entfernt.

Wir hadern mit unserem Gewissen, denn sich im Dunklen nochmal aus der warmen Decke zu schälen nur um zwei verpeilten Backpackern aus der Patsche zu helfen scheint wenig attraktiv. Andererseits kann sich schließlich jeder mal verschätzen und nur allzu oft haben wir selbst schon profitiert von der Hilfsbereitschaft anderer.

Also schlüpfen wir wieder in die schon kalten Klamotten, klappen Bett und Dach ein und fahren das junge Paar zum Parkeingang, wo tatsächlich noch ein Mitarbeiter anzutreffen ist. Die beiden freuen sich auf jeden Fall sehr und der Argentinier Pablo schenkt uns zum Abschied noch zwei Armbändchen.

Noch mehr Cotopaxi Nationalpark auf Backroads

Morgens wandern wir gemütlich um die Laguna Limpiopungo am Fuße des Cotopaxi. Dann reizen wir die Offroadwege nochmal aus und versuchen einen Weg zum Vulkan Sincholahua zu finden, der auf unserer Nationalparkkarte eindeutig verzeichnet ist. Über diesen Vulkan hatten wir noch nichts gelesen, deswegen war unsere Neugier umso größer. Unterwegs sehen wir ein lustiges Toyota-Werbeplakat, das sich für den Schutz der Natur einsetzt.

Auf immer schlechter werdenden Schotterpisten peilen wir grob die Richtung an. Mal wieder ist der Vergleich zwischen der Übersichts-Papierkarte vom Nationalpark und dem digitalen Kartenmaterial schwierig. Beim ersten Versuch scheitern wir, weil Steine auf einer Brücke ein Weiterkommen verhindern. Schade, denn bis dahin hatten wir uns schon selbst den Weg durchs Gelände gebahnt. Wir geben nicht auf, umfahren das gesperrte Stück, aber auch beim zweiten Versuch weiter nördlich ist die Brücke mit einem Tor abgeschlossen. Der Mann mit dem Schlüssel sei soeben auf dem Roller an uns vorbeigesaust, erfahren wir von einem anderen Rollerfahrer, der mit leerem Tank liegengeblieben ist. Es soll wohl nicht sein.

„Oh nein, der Auspuff schleift!“

Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße löst sich dann dank kilometerlange Ruckelpiste die Halterung vom Auspuff, der nun lautstark mitschleift. Mit Edelstahl-Kabelbindern (sehr nützlich!) repariert Till die Halterung notdürftig und wir können nach 20 Minuten weiterfahren. In Machachi erledigen wir unsere Einkäufe in Rekordzeit, denn wir wollen es heute noch bis zur Laguna Quilotoa schaffen. Die erneute Rüttelpiste gefällt unserem Auspuff aber gar nicht, wir kommen nur langsam und vor allem vorsichtig voran und müssen nochmal einen ungeplanten Halt einlegen. Morgens wird der Auspuff nochmal ordentlicher befestigt und wir sind somit wieder Backroad tauglich. Das wird auf dem Weg zur Lagune auch gleich ausgenutzt.

Fahrgäste mit Filzhut

Der Weg führt uns durch schöne Berglandschaften, die meisten Flächen sind bewirtschaftet, aber die Gegend ist dünn besiedelt. Eine alte Frau winkt uns vom Straßenrand zu, erst schauen wir sie irritiert an und wissen nicht was sie möchte. Dann dämmert uns, dass sie nicht nur freundlich winkt, sondern ein Stück mitgenommen werden möchte.

Mit Milchkanne und Filzhut klettert sie auf den Beifahrersitz und schickt uns nach Malinga Pamba. Natürlich haben wir keinen blassen Schimmer wo dieser Ort sein könnte, haben nie davon gehört und ihn auch nie auf der Karte gesehen. Also heißt es mal wieder, einfach drauf losfahren, die nette Dame wird ja schließlich wissen wo sie wohnt.

Keine 5 Minuten später winkt erneut eine ältere Dame am Straßenrand und auch die können wir ja schlecht hier stehen lassen. Da unser erster Gast schon auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat, muss Fahrgast Nummer 2 nun zu mir auf die Sitzbank im Wohnraum. Leichter gesagt als getan, denn ohne Trittstufe reicht der winzigen Frau der Einstieg bis zur Hüfte. Mit vereinten Kräften ziehe ich sie an der Hand von innen hoch während  Till sie von hinten einfach ins Auto schiebt.

Mittlerweile sind wir also vollbesetzt wieder unterwegs und fahren querfeldein durch die Berge. Wo wir hätten rechts abbiegen sollen, um auf unserer Route zu bleiben winkt uns Fahrgast Nummer 1 energisch nach links weiter. Da wollen wir zwar gar nicht hin, aber wir können sie ja schlecht einfach hier wieder absetzen. Da wir sowieso genügend Zeit haben, nehmen wir den Umweg gerne in Kauf. Derweil freunde ich mich der älteren Dame an, die neben mir sitzt. Berührungsängste kennt die nette Frau nicht, ganz im Gegenteil, denn schnell hakt sie sich bei mir unter und hält meine Hand. Wir verstehen uns ohne Worte, was auch besser ist, denn weder spreche ich die indigene Sprache Kichwa, noch sprechen die beiden Damen Spanisch. So kann ich meine Neugier auch nicht stillen, denn beide Frauen haben ein vollgebundenes Tuch zum Transport auf dem Rücken geschnallt. Beim Einladen schon merke ich, wie schwer es beladen ist. Zu gerne hätte ich gewusst was sie transportieren, vielleicht Kartoffeln?

Ein ganzes Stück fahre ich also Arm in Arm mit meiner neuen Freundin bergauf und bergab. Irgendwann winkt die Frau neben Till hektisch mit den Armen, wir sollen anhalten. Hier sei Malinga Pamba. Ein Dorf sehen wir zwar nicht, aber Till hebt die beiden Damen wieder zuvorkommend aus dem Auto. Elegant und ohne Anstrengung wird das schwere Tragetuch über die Schulter geworfen und ehe wir uns versehen sind die beiden Damen mit Filzhut auch schon vor uns in den Feldern verschwunden.

Das Aushängeschild Ecuadors – Laguna Quilotoa

Das Bild der Caldera mit Kratersee schmückt viele der touristischen Werbeprospekte Ecuadors. Die Vorzeigelagune ist somit natürlich ein beliebtes Ausflugsziel bei Reisenden und Einheimischen gleichermaßen. Mit 3 km Durchmessern und einer hübschen Blaufärbung kann sich die Lagune auf der stattlichen Höhe von 3900 m auch wirklich sehen lassen.

Am Eingang weist uns ein Straßenschild auf die bleibende Entfernung bis zum Parkplatz hin, genau 718 m sollen es sein. Diese Angabe schreit geradezu danach von unserer deutschen Genauigkeit überprüft zu werden. Und tatsächlich packt uns für einen kurzen Moment die Lust, diese Entfernung nachzumessen.

Auf dem Parkplatz der Lagune werden wir schnell umzingelt von fliegenden Händlern, die ihre Wollpullover anpreisen oder uns ins beste Restaurant führen wollen. Was es dort zu essen gibt, dass sehen wir schon auf dem draußen platzierten Grill – am Spieß gegrillte Meerschweinchen namens Cuy, eine Spezialität Ecuadors. Auch wenn ich normalerweise sehr probierfreudig bin, für eine nicht fleischliebende Perosn wie mich sehen die Meerschweinchen auf dem Grill nicht sehr appetitlich aus. Sie strecken alle vier Pfoten von sich und das Maul ist weit aufgesperrt. Mein Motto ist hier ganz klar, man muss schließlich nicht alles probieren, Cuy teufel!

Wandern bei der Laguna Quilotoa

Die Laguna Quilotoa ist nicht nur hübsch anzusehen, sie lädt auch zum Wandern ein. Die Umrundung auf Höhe des Kraterrandes dauert ca. 5-6 h. Eigentlich gut zu schaffen, aber heute ist es schon zu spät und der starke Wind bestätigt uns in der Entscheidung, stattdessen einfach dem Trampelpfad ca. 300 Höhenmeter nach unten an den Rand der Lagune zu folgen. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte auf die hübsche Lagune, die umgebende Landschaft rahmt das Bild perfekt ein. Aber was bitte ist das für ein Weg?! Selten haben wir einen so staubigen Wanderweg erlebt, der das steile Runterlaufen allzu mühsam und rutschig gestaltet. Dazu wird der Weg von zahlreichen Hinterlassenschaften der Pferde und Esel zum Hindernislauf. Denn für alle, die zwar zum unteren Aussichtspunkt laufen konnten, aber die zu faul für den Anstieg sind, schuften Pferde und Esel umso mehr.

Die Aussicht von unten ist nicht viel anders als von oben und so schieben wir uns in der Abenddämmerung zwischen den Tierkarawanen wieder nach oben.

Sehenswert ist die Lagune also allemal, nächstes Mal hätten wir aber nicht unbedingt den Haupteingang zur Erkundung gewählt.

Dieser Teil Ecuadors hat uns richtig gut gefallen! Was wir noch alles in den Anden Ecuadors entdecken erfährst du im nächsten Bericht. So viel sei gesagt, wir werden unseren Höhenrekord ein weiteres Mal brechen…

Reisezeit: 18.9.18 – 23.9.18

Route: Quito – Cotopaxi Nationalpark – Laguna Quilotoa

GPX-Track Download Link: Ecuador III

Du willst mehr Reiseberichte aus Ecuador? Hier geht es zu den ersten Berichten Ecuador I und Ecuador II.

2 Antworten auf “Ecuador III – Cotopaxi, Andentaxi & Laguna Quilotoa”

  1. super tolle Bilder wünsche euch noch gute Reise, lg Helmut

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    1. Vielen Dank für den lieben Kommentar! Es grüßen Till & Katrin

      Antworten

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