Mexiko V – Zentrales Hochland

Auf einmal haben wir es eilig, um rechtzeitig nach Mexiko-Stadt zu kommen. Dennoch führt uns das Zentrale Hochland vorbei an Feldern und Destillen durch Tequila, wo der berühmte Agaven-Schnaps hergestellt wird. Es geht weiter bis auf unseren bisher höchsten Punkt auf dem Vulkan Nevado de Toluca und schließlich weiter in die Hauptstadt des Landes…

Mit einem Mal haben wir es eilig, um rechtzeitig nach Mexiko-Stadt zu kommen, denn wir erwarten Besuch. Wir verlassen Creel auf asphaltierter Straße in Richtung Guachochi, wo wir an einem See einen ruhigen Abend verbringen. Den nächsten Tag verbringen ausschließlich im Auto um im Dunkeln nach Durango zu kommen. Wir parken bei einer der ältesten Pyramiden-Ausgrabungen, La Ferrería. Bei schwüler Hitze schleppen wir uns dann morgens den Berg hoch. Die Pyramide ist allerdings kaum erhalten und für ein paar alte Steine können wir uns nicht so richtig begeistern.

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Unglückliche Entscheidung – Mazatlan

Wir planen die Route für die nächsten Tage und lassen uns zu einem Abstecher in das kulturell attraktive Mazatlan an der Pazifikküste hinreißen – ein Fehler wie sich herausstellen wird. Zum einen ist schon die Anfahrt ein kostspieliges Vergnügen, da wir zum ersten Mal die Mautstraße (Cuota) befahren. Nach gerade mal 100 km sind wir umgerechnet schon über 30 EUR los und das obwohl die kostenfreie Straße parallel verläuft, zugegeben etwas weniger begradigt. Beim Ankommen merken wir dann schnell, dass wir in der kühlen Kupferschlucht vergessen hatten, wie schwül und heiß es an der Küste ist. Wir schleppen uns einmal kurz durch die wirklich schöne Altstadt und dann ergreifen wir so schnell wie möglich die Flucht. Bevor wir die Stadt verlassen genießen wir allerdings die bisher besten Garnelen der Reise, kein Wunder, immerhin hat Mazatlán einen der größten Fischereihäfen des Landes.

Flüchtend landen wir dann im kühlen Landesinneren an dem schönen Kratersee Santa Maria del Oro. Der See ist von Restaurants umrandet und wir sind froh nicht in der Hauptsaison hier zu sein, so können wir auch gleich einen günstigeren Tarif beim Campingplatz erhandeln, für ein Bad im See ist es uns allerdings zu kalt.

Weiter fahren wir auf der mautfreien 15 und machen einen Abstecher zu dem Ceboruco Vulkan. Steil und holprig ist die Anfahrt, dafür ist das Kassenhäuschen unbesetzt und wir haben den rauchenden Berg ganz für uns. Die Fumarolen klingen allerdings spektakulärer als sie sind, an einer Stelle kommt heißer Dampf aus dem Berg, das wars aber auch schon. Wir fahren bis zum ehemaligen Informationszentrum und finden halbzerfallene Gebäude, auch eine kleine Wanderung auf den Berg bringt nicht den erhofften Aus- und Rundblick. Nicht jeder Abstecher lohnt sich, wobei hier oben sicher ein schöner und ruhiger Schlafplatz gewesen wäre.

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Tequila in Tequila

Allein im Bundesstaat Jalisco werden jährlich 70 Millionen Liter des beliebten Agaven-Schnapses hergestellt. Dabei kann nur die blaue Maguey-Agave zur Herstellung verwendet werden. Natürlich wollen wir auch als Nicht-Tequila-Trinker wissen, wie der goldene Schnaps in die Flasche kommt. Hierfür haben wir uns die alte Hacienda Casa Herradura ausgesucht und bekommen eine Privatführung auf Englisch und werden in die Geheimnisse eines guten Tequilas eingeweiht. Das Symbol des Unternehmens ist ein umgedrehtes Hufeisen, denn das Glück wird somit den Gästen in das Glas geschenkt. Der Prozess fängt aber erstmal mit der Agave-Pflanze an, die 12 Jahre bis zur Ernte wachsen muss. Die stacheligen Blätter werden abgetrennt, denn es wird nur das Herz, die sogenannte piña (Ananas) verwendet. Nach Rösten und mehrtägigem Auskochen schmeckt es schon sehr süß und das Herz wird anschließend entsaftet. Der sirupartige Zuckersaft (aguamiel, Honigwasser) wird anschließend in großen Becken mit Hefen aus der Luft fermentiert und anschließend zweimal destilliert. Das Produkt nach der Destillation kann man direkt trinken, oder für edlere Varianten erfolgt die Reifung für mehrere Monate (reposado) oder Jahre (añejo) in Eichenfässern. In einer Bar sollte man immer die Qualität des Tequilas prüfen, indem man ihn zwischen zwei Fingerspitzen reibt, er sollte sich weich anfühlen. Ist das nicht der Fall, handelt es sich um ein minderwertiges, nicht reines Produkt.

Auch das alte Werk dürfen wir besichtigen, es ist ein alter Gewölbekeller, mit Vertiefungen für die Gärung. Damals wurde per Geschmack der Zuckergehalt eingestellt und den Fortgang des Gärprozesses geprüft. Zum Schluss dürfen wir die verschiedenen Sorten auch probieren, da Till nicht möchte, muss ich wohl oder übel die doppelte Menge kosten. Übrigens wird hier nur von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 5 gearbeitet, als wir von deutscher 24 h Produktion berichten, werden wir ungläubig angeguckt. Nein, so etwas würde es hier nie geben versichert uns der Tourguide!

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Guadalajara – Wiege des traditionellen Mexikos

Die Stadt rühmt sich als Ursprung vieler mexikanischer Traditionen wie der Mariachi-Musik, des Tequila und den Reiterspielen (charreadas).

Bei einem Stadtbummel bei angenehmen Temperaturen erkunden wir die Altstadt und die Einkaufsstraße. Die barocke Kathedrale ist das Wahrzeichen der Stadt, auf dem Plaza de los Mariachis ist mittags noch nicht viel los, und auf dem Mercado werden nicht nur sombreros und Reiterzubehör angeboten. An verschiedenen Orten werden Wasser und Lebensmittel gesammelt und in LKW verladen, die nationalen Hilfsorganisationen schicken Verpflegung nach Mexiko-Stadt wo vor einigen Tagen ein heftiges Erdbeben gewütet hat. Wir waren zum Glück weit genug entfernt und haben das Beben nicht einmal bemerkt.

In Guadalajara haben wir Glück und finden einen Parkplatz bei dem wir im Auto übernachten können. Somit stehen wir zentral in der Stadt und wenn wir unterwegs sind, ist das Auto sicher hinter einer Schranke. Zufällig sind wir sonntags in der Stadt und finden spontan einen Brunch, den wir bei unserem Stadtbummel entdeckt hatten. Wir schlemmen uns durchs Buffet, statt einer Eier/Omelette-Station wie bei uns oder den Staaten üblich, gibt es hier die Tortilla-Station bei der man sich seinen Maisfladen auf Wunsch füllen lassen und anschließend braten oder auch frittieren lassen kann.

Mittags wollen wir dann dem sonntäglich stattfindenden Rodeo noch einen Besuch abstatten. Als wir kommen hat die Veranstaltung allerdings schon angefangen, zu blöd das wir die genaue Anfangszeit nicht wussten. Der Kassierer will uns zunächst zwei Tickets zum vollen Preis verkaufen. Als ich ihn nett frage, ob es nicht einen Rabatt für Zuspätkommer gibt lächelt er verständnisvoll, ja natürlich kann er uns zwei Tickets zum Preis von einem verkaufen. Wir suchen uns einen Platz auf der noch leeren Tribüne, das Rodeo ist nämlich keinesfalls ausverkauft. Eine Frauen-Mariachi-Band untermalt die Reiterspiele, Getränke und Snacks werden an den Platz gebracht. Beim Rodeo gibt es unterschiedliche Disziplinen, einmal geht es darum ein Kalb ohne Seil so schnell wie möglich zu Fall zu bringen, bei einer anderen arbeiten 3 charros (also Cowboys) zusammen und fangen eine Kuh mit Lasso ein. Das dauert allerdings recht lang und wir wissen nicht, ob es dabei um eine besondere Taktik geht oder die charros hier einfach nicht so schnell sind. Das Ganze wirkt auf uns wie eine nette Sonntagsbelustigung, hauptsächlich Familien sind hier, ein Wettkampf ist es nicht. So oder so finden wir das Ganze recht brutal, die eingefangenen Kühe und später Pferde fliegen teilweise durch die Luft und können hinterher kaum noch aufstehen und laufen. Auch Frauen sind zu unserer Überraschung vertreten, sie tragen Röcke und führen eine Choreographie zwischen den einzelnen Disziplinen der charros vor.

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Nevado de Toluca – der höchste Punkt

Einen letzten Abstecher in die Natur wollen wir uns noch gönnen bevor die Stadt ruft. Dazu haben wir uns den erloschenen Vulkan Nevado de Toluca im Westen von Mexiko-Stadt ausgesucht. Und hier geht es gleich richtig in die Höhe, denn der Vulkan liegt auf 4675 M.ü.d.M. Der obere Parkplatz von dem aus man zum Krater wandern kann liegt auf knapp 4200 m. so hoch waren wir und vor allem das Hottahü noch nie. Zwar haben wir bei dieser Höhe fast keine Leistung mehr und schleichen den Berg nach oben, dafür kommt umso mehr blauer und schwarzer Rauch aus dem Auspuff. Ansonsten sind wir positiv überrascht, dass wir ohne Aussetzer und Ruckeln bei diesen Höhen fahren können. Ein Lob an den mexikanischen Diesel.
Auch für uns ist die Höhe ungewohnt. Von dem Parkplatz aus geht es zu Fuß noch einmal steil bergauf zu den beiden Kratersees (Laguna del Sol und Laguna de la Luna, Sonnen- und Mondsee) und wir schnaufen ganz ordentlich und sind völlig aus der Puste. Belohnt werden wir hier oben mit einem traumhaften Ausblick auf den Krater. Schwarzer Vulkansand und silbrig glänzende Pflanzen (Disteln?) prägen das Bild. Der Kraterrand ist wie im Bilderbuch geformt.

Zum Übernachten fahren wir wieder ein Stück runter, ruhiger und nicht ganz so hoch gelegen. Wir wollen endlich mal wieder Vorräte aufbrauchen und für die Fahrt morgen noch schnell die letzten Eier hart kochen. Beim Räumen und Vorbereiten passiert dann ein kleines Missgeschick, das ich hinterher nur der Höhenluft zuschreiben kann. Mit einem plumpen Klack fällt eins der Eier hinter das Küchenmodul. Und als wäre es nicht schon Sauerei genug merken wir ziemlich schnell, dass es ein faules Ei war. AuwEIa! So gut es geht versuchen wir hinter den Kisten zu putzen, leider ist es auch unter die Bodenplatte gelaufen. Zum Schluss sprühen wir eine Dose Desinfektionsspray hinterher. Da ist es also endlich mal wieder so richtig kühl draußen und nun müssen wir auch noch mit offenen Fenstern schlafen. Der Gestank ist auch nach der Reinigungsaktion noch immer penetrant. Wir wachen morgens mit Kopfschmerzen auf und wissen nicht, ob es die Höhe oder das Ei war.

Früh brechen wir auf, der verseuchte Müll wird draußen an die Stoßstange gebunden und beim erstbesten Mülleimer neben dem Kassenhäuschen entsorgt. Wir hoffen, der Mann nimmt es uns nicht übel…

Für uns heißt es jetzt auf in die Stadt, auf uns wartet eine Ferienwohnung in Mexiko-Stadt und ein Besuch!

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Reisezeit: 17.09.17 – 27.09.17

Creel – Guachochi – Mazatlan – Santa Maria del Oro – Ceboruco Vulkan – Tequila – Guadalajara – Nevado de Toluca

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