Teltonika RUT955 als GPS Logger im Camper

Für den Aufbau unseres neuen 4G/Wifi Systems im Fahrzeug benutzen wir den Teltonika RUT955 Industrie-Router, der gerne und oft verbaut wird und sich über die Jahre hin bewährt hat. Im Gegensatz zum RUT950, hat der RUT955 neben 4G und Wifi auch noch einen GPS Anschluss und bietet so die Möglichkeit das GPS Signal zu verarbeiten.

Auf großen (und auch kleinen) Reisen hat man gerne einen GPS-Logger mitlaufen um im Nachhinein die gefahrene Route zu verfolgen, eine Übersicht zu bekommen oder den Track auf dem Blog zu veröffentlichen.

Auf der Panamericana hatten wir anfänglich noch mit dem Tablet und einem externen Bluetooth GPS Empfänger geloggt (und auch navigiert). Mit dem Wechsel zur Handynavigation wurde das aber zu aufwendig und ein kleiner Holux M-241 Logger lag immer mit auf dem Armaturenbrett. Übrigens ein super Gerät. Energiesparend, sehr genau und per Batterie oder USB zu betreiben. Wer einen mobilen Logger braucht, der bekommt kaum etwas besseres als den alten Holux (und günstigeres wohl auch nicht). Für die Dauerbenutzung ist das ständige An- und Ausschalten dann aber doch etwas „nervig“ wenn auch durchaus zweckmäßig.

Mit dem Einbau des RUT955 scheint es aber nun naheliegend den sowieso vorhandenen Router und dessen Außenantenne auch für das GPS Logging zu benutzen. Der Router läuft bei uns sowieso während der Fahrt mit um das 4G Signal als Wifi ins Fahrzeug weiter zu geben. Das spart Handy-Akku, reduziert Strahlung im Fahrzeug und bietet ganz nebenbei meist das bessere Signal. Ob man nun also 4 oder 5 Kabel aufs Dach zieht ist auch nicht ausschlaggebend. Zumal Antennen wie z.B. die Panorama LGMM 7-27-24-58 mit GPS Modul kaum teurer sind als die gleiche Antenne ohne GPS. Zusätzlich ist der Empfang auf dem Dach natürlich noch Mal um einiges besser und genauer als hinter der Windschutzscheibe was weniger Nacharbeiten am Log selbst bedeutet.

Das sammeln der GPS Daten auf einem externen Datenträger ist mit der neusten Firmware Version des Routers relativ einfach geworden und deswegen stellen wir Euch hier eine kleine Anleitung zur Verfügung wie ihr Euren RUT955 (mit den neuen X Geräten sollte es auch funktionieren) für die GPS Datenerfassung nutzen könnt.

Näheres zu der von uns verwendeten Antennenlösung findet sich hier.

Vorbereitung

Als erstes muss der Router aufgeschraubt und eine SD Karte eingelegt werden. Man könnte auch einen USB Stick anschließen, ich finde das aber auf Reisen eher weniger praktisch, da zusätzlicher Platz benötigt wird und der Stick sich beim Fahren lösen könnte.

Nachdem die vier Schräubchen gelöst sind (auf der Seite auf der sich auch die Antennen-Anschlüsse und Sim-Karten Slots befinden) seht ihr oben links einen kleinen Halter. Erst wenn auch das Gehäuse herunter gezogen ist vom Router, kommt man ordentlich an den SD-Halter heran. Hier kann eine mit FAT32 formatierte MicroSD Karte bis max. 32 GB eingelegt werden. Halter öffnen, Karte einlegen, Halter schließen, fertig. Nun alles wieder zusammen bauen und den Router ans Netz anschließen. Am besten verbindet Ihr Euch mit einem LAN Kabel mit dem Router, das macht die Konfiguration am einfachsten.

Konfiguration

Bitte denkt immer daran, alle Einstellungen, die ihr macht vor dem Wechsel des Menüs oder der Registrierkarte zu speichern. Das dauert manchmal einen Moment.

SD-Karte konfigurieren

Wie immer erst Mal unter 192.168.1.1 in den Router einloggen.

Jetzt geht es an die eingelegte SD Karte.

Zuerst müssen die „USB Tools“ installiert werden. Das ist ein Package, das standardmäßig nicht installiert ist im Router. Bitte achtet nebenbei darauf, dass ihr eine relativ neue Firmware auf dem Router habt.

Um die USB Tools zu installieren benötigt der Router eine Internetverbindung, muss also per 4G, LAN oder Wifi mit dem Internet verbunden sein. Optimal ist also wenn Ihr den RUT955 per Wifi mit dem Internet (z.B. dem Home Router) verbindet und mit dem Computer per LAN Kabel an den RUT955 angeschlossen bleibt.

Geht nun zu „System/Package Manager“ und wählt die „USB Tools“ aus (teils erst auf der zweiten Seite).

Installiert das Package auf dem Router.

Nach erfolgreicher Installation sollte es unter „Service“ im Menü einen Punkt „USB Tools“ geben.

Unter dem Punkt „USB Tools“ solltet ihr nun auch Eure eingelegte SD-Karte sehen können. Auf der ersten Seite (Mounted File System) seht Ihr die Größe der Karte, wie viel Speicherplatz frei ist und den Pfad zum Dateisystem.

SD-Karten Zugang

Als nächstes schaffen wir uns einen Zugang zur SD Karte über unseren angeschlossenen Computer. Wir wollen ja nicht jedes Mal den Router aufschrauben um an die Daten zu kommen.

Dazu wählt bitte die Registrierkarte „Samba“ unter „Usb-Tools“ aus.

Aktiviert dort nun den Dienst (Checkbox „Enabled“). Nun könnt ihr die Standardeinstellungen verwenden oder dem Zugang einen eigenen Namen geben. Ich verwende hier im Tutorial die Standardeinstellung „Router_Shared“.

Speichern nicht vergessen.

Als nächstes wechselt bitte in die Registrierkarte „Samba User“ und legt unter „Add User“ einen neuen Benutzer an. Vergebt einen Benutzernamen und ein Passwort und fügt den User hinzu.

Jetzt wechseln wir wieder zurück auf die „Samba“ Registrierkarte.

Fügt unter „Shared Directories mit dem Button „Add“ den User, den ihr gerade erstellt habt hinzu.

Dazu vergebt ihr ganz links einen Namen für das Verzeichnis auf der SD Karte (Als Beispiel wähle ich hier „Mount“ ihr könnt aber jeden beliebigen Verzeichnis-Namen wählen, z.B. GPS oder SD oder was immer Euch gefällt) und wählt rechts aus dem Drop Down Menü den gerade erstellten User aus. Jetzt muss noch der „Path“ gewählt werden. Das ist die SD-Karte. Wenn keine weitern Datenträger am Router betrieben werden, dann dürfte hier im Menü auch nur die SD-Karte verfügbar sein (z.B. mnt/….). Wählt sie aus und speichert das Ganze.

Jetzt könnt ihr von jedem Computer, der mit dem RUT955 verbunden ist auf die SD Karte zugreifen. Gebt dazu einfach \\Router_Share\Mount in den Arbeitsplatz/Dateimanager von Eurem Computer ein. „Mount“ ist der oben gewählte Name unter USB Tools/Samba/Shared Directories und muss gegen den von Euch vergebenen Namen ausgetauscht werden. Wenn Ihr nach einem Benutzername und Passwort gefragt werdet, sind das die Daten, die Ihr unter „Samba User“ eingegeben habt. Mit Ihnen bekommt Ihr den Zugang in das Router/Shared Verzeichnis.

Wenn wir fertig sind, findet ihr so Eure Datei mit den GPS Daten.

GPS Aufzeichnung

Jetzt aktivieren wir die Aufzeichnung und das GPS:

Aber zuerst kopieren wir uns den Pfad zur SD-Karte. Unter Service/USB-Tools seht ihr den „Mount-Point“ eurer Karte. Er beginnt mit „/mnt/“. Also zum Beispiel „mnt/gzthal02“. Den Pfad kopiert ihr Euch bitte bevor wir weiter machen.

Im Menü geht Ihr jetzt zu „Service/GPS“ und wechselt dort auf die „General“ Registrierkarte. Hier aktiviert ihr das GPS (Checkbox „Enabled“).

Speichern nicht vergessen.

Jetzt wechseln wir auf die „NMEA“ Registrierkarte.

Hier aktivieren wir „NMEA Collecting“ mit der Chekbox „Enabled“

Jetzt muss noch definiert werden wohin die Daten geschrieben werden sollen. Dazu tragt ihr unter „Location“ (direkt unter der Enabled-Checkbox) bitte den Mount-Point ein, den ihr zuvor kopiert hattet (das ist der Pfad zu Eurer eingelegten SD-Karte). In unserem Beispiel wäre das also /mnt/gzthal02. Jetzt brauchen wir aber noch einen Dateinamen für die Datei mit den GPS Daten. Zum Beispiel gps.txt. Der vollständige Pfad, den ihr in unserem Beispiel unter „Location“ eintragt, wäre dann also mnt/gzthal02/gps.txt (bitte ersetzt das gzthal02 mit dem Pfad Eurer SD-Karte).

Ihr könnt natürlich auch hier jeden Dateinamen verwenden, wichtig ist nur der Slash vor dem Dateinamen und die Endung .txt

Direkt unterhalb, unter „NMEA sentence settings“ wird definiert welche Daten der Router sammelt und wie oft.

Für uns sind die Checkboxes auf der rechten Seite interessant (Collecting enabled).

Dort bitte die Werte GPGGA, GPVTG, GPRMC und GPGSA aktivieren.

Als Intervall (Collecting Interval) sind standardmäßig 5 Sekunden eingestellt, man kann hier jeden beliebigen Wert einstellen. Der Router setzt dann im eingestellten Intervall jeweils einen Punkt. Ist das Intervall kleiner, wird die Datei natürlich umso größer. Ist das Intervall größer, wird der Log hinterher ungenauer. Probiert am besten den für Euch passenden Wert aus. Wenn ihr die Daten nur alle paar Wochen sichern möchtet, solltet ihr einen größeren Wert als 5 wählen, es entstehen sonst riesige Dateien, die sich kaum mehr bearbeiten lassen.

Fertig. Mehr muss hier nicht eingestellt werden.

Jetzt wird bei jedem Start des Routers automatisch jede 5 Sekunden ein Wegpunkt erstellt und auf der SD Karte in der Datei gps.txt (Beispiel) gespeichert.

Die Datei könnt ihr wie oben beschrieben ganz einfach über den Computer abrufen und kopieren. Wenn ihr sie löscht, wird sie vom RUT955 direkt neu erstellt und der Router fängt neu an Punkte zu setzen.

Daten in GPX umwandeln

Nun wollen wir die entstandene Datei noch in das universellere GPX Format umwandeln.

Bitte ladet Euch dazu die neuste Version der Software GPS Babel herunter und geht wie folgt vor:

Eingabe:

  • Bei Eingabe, wählte ihr die NMEA Datei vom RUT955 aus (Beispiel gps.txt)
  • Die Optionen stimmen soweit
  • Das Eingabeformat muss „NMEA 0183 Sätze“ sein

Übersetzungsoptionen:

  • Hier nur „Wegpunkte“ aktivieren.
  • Dann am besten noch einen Filter setzten in dem ihr auf „Filter“ klickt
  • Dort muss links „Wegpunkte“ aktiviert sein und rechts aktiviert ihr „Position“
  • Jetzt „Fuß“ oder „Meter“ auswählen und eintragen wie viel Fuß/Meter der minimale Abstand von 2 Punkten sein soll (5 Meter sind hier z.B. nicht schlecht).
  • Jetzt werden Punkte, die der RUT955 im Stehen sammelt und die wir für unseren Track nicht brauchen, einfach heraus gelöscht vor dem Konvertieren.

Ausgabe:

  • Definiert unter „Dateiname“ Eure neue GPX Datei die GPS Babel erstellen soll (z.B. gpsnew)
  • Als Format bitte „GPX XML“ auswählen
  • Alles sonst kann so bleiben wie es ist

Wenn ihr jetzt auf „Ok“ klickt, entsteht eine neue GPX Datei mit den vom RUT955 gesammelten Wegpunkten. Die hunderte, im Stehen gesammelten Punkte werden automatisch herausgefiltert.

Je nach Dateigröße und Geschwindigkeit des Computers kann die Umwandlung mehrere Minuten dauern. Also nicht wundern.

Die Datei könnt ihr nun in vielen Programmen Bearbeiten, wie z.B. Garmin Mapsource.

Nun müsst ihr nur noch daran denken, den Router morgens einzuschalten und er sammelt voll automatisch sämtliche GPS Daten Eurer Reise.

Viel Spaß beim Daten Sammeln und Reisen,
Till

6 Antworten auf “Teltonika RUT955 als GPS Logger im Camper”

  1. Hi,
    habe mir vor kurzem auch einen RUT955 gekauft und auch schon überlegt was ich mit dem GPS Signal so anfangen kann. Im Netz findet man auch mehrere Scripte. Habe es nach deiner Beschreibung eingerichtet und getestet und es funktioniert ganz gut.
    Übrigens wir kennen uns, wir waren vor ein paar Jahren auf einem Toyota Treffen (vor eurer Amerika Tour) bei euch in der Nähe vom Frankfurt. Schwarzer Toyota Hilux damals noch mit Dachzelt.

    Antworten

    1. Hi,
      Ja, ich erinnere mich. Super, dass es bei Dir klappt. Ist wirklich eine sinnvolle Ergänzung und warum soll man eine Funktion, die sowieso da ist, nicht auch nutzen…:)
      Wünsche weiterhin viel Spaß auf Reisen und vielleicht sieht man sich ja mal wieder
      Till

      Antworten

  2. Danke für die Anleitung. Ich teste es grad aus. Scheint gut zu funktionieren

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    1. Super, das freut mich.
      Till

      Antworten

  3. Danke für die Anleitung, funktioniert prima. Auch das Geofencing.
    Nun suche ich nach einer Möglichkeit die GPS Daten auch über des Internet, also außerhalb der WLAN Reichweite des RUT955 abzurufen.
    Hat da schon mal jemand gemacht ? für Tipps wäre ich sehr dankbar.
    Gruß, Michael

    Antworten

    1. Hi,

      Also im Prinzip sollte das kein Problem sein, da der RUT955 diverse Möglichkeiten bietet extern darauf zuzugreifen. Z.b. das Remote Management System, VPN usw.

      Da die SD Karte als eine Art Laufwerk im RUT geladen wird, sollte der Zugriff hierauf, besteht erst Mal eine Verbindung, auch kein Problem sein.

      Das ganze ist aber ziemlich aufwendig und umfangreich und man sollte sich schon etwas damit auskennen, da auch sicherheitsrelevante Einstellungen gemacht werden müssen.

      Viele Grüße
      Till

      Antworten

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