Unsere Antennenlösung für 4G und WLAN

Im Gegensatz zur Reise auf und neben der Panamericana, möchten wir das nächste Mal on the road auch arbeiten. Dazu ist Internet im Camper quasi unerlässlich. Stabiler Empfang ist aber allzu oft dünn gesät. Also muss eine Außenantenne her. Wie aber bekommt man das Signal ins Fahrzeug und auf die Endgeräte? Und was ist die beste Antenne?

Hier erst einmal unsere Anforderungen:

Internet während dem Fahren über Mobile Daten (3G/4G), ausgestrahlt als WLAN Signal im Fahrzeug und nutzbar mit allen Geräten gleichzeitig
Internet am Standplatz auch in entlegenen Regionen über mobile Daten, ausgestrahlt als Wifi im Fahrzeug
Mobile Daten in allen Ländern der Welt auf jeder Frequenz
Internet auf dem Camping oder in der Nähe von Restaurants etc. über deren WLAN, verstärkt und ins Fahrzeug geleitet (ebenfalls als WLAN)
Eine abschaltbare Lösung mit minimaler Strahlenbelastung
Möglichst wenig Stromverbrauch im Stand
Möglichst wenig Antennen und Kabel. Eine vielseitige Lösung soll es sein.
Zukunftsfähig und z.B. auch mit mobilen Festplatten nutzbar

Noch ein paar Fragen:

Brauchen wir 5G?

Ich meine nicht. Erstens ist unser europäischer Vertrag sowieso nicht für 5G abgeschlossen und außerdem wird 3G und 4G (oder zumindest eins von beidem) noch eine ganze Weile verfügbar sein, gerade in entlegenen Regionen. 4G wird sich erst Mal als Standard etablieren. Da sind wir uns sicher. Gerade wegen der deutlich geringeren Reichweite von 5G und einem letztlich für den Endverbraucher nicht allzu großen Mehrwert. Eine ordentliche 4G-Verbindung ist mehr als ausreichend für Surfen, Videos usw.

Wie viel Platz darf das ganze brauchen?

Am besten gar keinen…:)

Aber eine feste Dachantenne und eine mobile Verstärkerantenne sind eben nun Mal sinnvoll und daran sollte man nicht sparen. Der ganze Rest ist fest im Fahrzeug verbaut und benötigt eigentlich keinen extra Stauraum.

Brauchen wir jeden Tag Internet?

Nein, definitiv nicht. Wenn es mal einen Tag kein Internet gibt oder man nur eine SMS oder WhatsApp schreiben kann dann muss das eben auch gehen.

Was darf das ganze kosten?

Wie bei vielem im Expeditionsbereich stellt man schnell fest, dass es mit ein paar hundert Euro nicht getan ist wenn man von allem das Beste möchte…auch im kleinen Rahmen. Alles zusammen wird unsere Lösung vermutlich 700-900 Euro kosten (nur Material), ist dann aber auch sehr vielseitig und genau auf uns zugeschnitten. Es geht wie immer auch viel billiger…dann aber mit Abstrichen.

Der Router

Ein Router ist sinnvoll, da er die Verteilerfunktion im Fahrzeug übernimmt. Der Router empfängt das 4G oder WLAN Signal über die Außenantenne und wandelt es in ein WLAN Signal um. Das wiederum können wir mit allen unseren Geräten (Laptop, Smartphone, Tablet) im und um das Fahrzeug herum nutzen. Auch der Stromverbrauch der Geräte sinkt dann deutlich im Vergleich zur Nutzung von mobilen Daten.

Beim Router ist die Wahl auf einen RUT955 von Teltonika gefallen (Global Version), da er sehr vielseitig ist und relativ einfach einzustellen (verglichen mit dem enormen Funktionsumfang). Der RUT955 wird an die Außenantenne mit insg. 5 Kabeln angeschlossen und bietet dann 4G MiMo, GPS und Wifi MiMo Empfang.
Die zusätzliche GPS Tracking Funktion (hierzu gibt es einen extra Beitrag) ist auch eine Erleichterung, da wir nicht mehr umständlich mit einem separaten GPS-Tracker oder dem Smartphone arbeiten müssen. Zusätzlich ist der GPS-Empfang über die Außenantenne natürlich deutlich besser und genauer. Der RUT955 trackt einfach immer mit und wir können die Daten dann ganz in Ruhe auswerten (update: nach ersten Tests ist der GPS Empfang wirklich genial genau und man kann sogar die Autobahn-Spur erkennen auf der man sich bewegt)

Zusätzlich ist noch ein zweiter Router an den RUT955 angeschlossen. Der X10 (ebenfalls von Teltonika) wird mit einem Netzwerkkabel mit dem RUT955 verbunden und hinten im Fahrzeug verbaut. Er „bridged“ das Signal sozusagen. Der X10 erzeugt das WLAN für den Innenraum im Fahrzeug (also für unsere Endgeräte) und leitet das Signal dann per Netzwerkkabel and den RUT955 weiter. Das hat für uns folgende Vorteile:

Der RUT955 wird weniger belastet, da er nicht ständig zwischen dem „Außen-“ und „Innen-WLAN“ wechseln muss (Access Point, Client Betrieb).
Der RUT955 ist leichter einzustellen (das merkt man besonders bei der Suche nach freien WLAN Hotspots).
Da der RUT955 nur Wifi über die Außenantenne abstrahlt, kann er auf voller Leistung laufen. Der X10 hingegen ist auf ein Minimum eingestellt was für unser Innen-WLAN völlig ausreicht und die Strahlenbelastung minimiert.

Es geht natürlich auch ohne, ist dann aber etwas unkomfortabler.

Die Antennen

In Punkto Antenne fahren wir eine doppelte Strategie. Einerseits eine möglichst starke Allround-Antenne, die fest auf dem Dach montiert werden kann und nicht allzu groß ist sowie eine zusätzliche „mobile“ Antenne, die am Standplatz montiert werden kann wenn der Empfang nicht ausreicht. Sie muss nicht klein und flach sein sondern soll möglichst viel Leistung bringen.

Nach ausgiebigem Informieren über das Thema bin ich zu der Ansicht gekommen, die Panorama LGMM 7-27-24-58 ist das Optimum an Fahrzeugantennen was aktuell auf dem Markt zu bekommen ist. Die Antenne vereint 4G, GPS und Wifi in einem und ist noch „klein“ genug um sie auf dem Dach montieren zu können. Wobei sie deutlich größer ist als man denken würde und auf dem Dach eines verhältnismäßig kleinen LandCruisers doch ziemlich auffällt. Stabantennen am Heck oder auf der Stoßstange währen auch eine Möglichkeit gewesen, hier hätte man aber immer mehrere Antennen benötigt und das Auto hätte ständig einen bestimmten Winkel abgeschattet. Die Kabelverlegung aufs Dach ist zwar erst Mal aufwendiger (zumindest bei einem Klappdach), man hat dann aber den Vorteil des 360 Grad Empfangs.

Die Panorama Antenne wird auf einem selbst gebauten Halter fixiert in dem 4 N-Buchsen eingelassen sind. Je 2 für 4G und WLAN. Von den N-Buchsen gehen Kabel durch das Dach zum RUT955. Die Panorama Antenne wird mit Adaptern in die N-Buchsen geschraubt. Das hat den Vorteil, dass sie abnehmbar bleibt (der ganze Halter ist nur auf der Airline-Schiene fixiert) und, dass man die mobile, große Antenne für mehr Reichweite ebenfalls in die Buchsen schrauben kann und keine extra Kabel dafür ziehen muss.

N-Buchsen sind ideal weil sie schön groß sind und nicht so schnell verschleißen wie die kleinen SMA-Buchsen und Stecker wenn man sie häufig auf uns zu schraubt.

Als „mobile“ Antenne werden wir vorerst eine FTS Loop V.2 benutzen. Eine der aktuell besten und stärksten Breitband Omni-Antennen. Sie deckt alle Bänder von 700 bis 3500 MHz ab, strahlt 360 Grad und hat trotzdem noch eine enorme Verstärkung. Zudem handelt es sich um eine MiMo Antenne, sie vereint also 2 Strahler in einem Gehäuse für maximale Geschwindigkeit. Das hat einen Preis – nämlich Größe. Die Antenne ist verhältnismäßig riesig. Dafür spart man sich 2 einzelne Strahler, deren optimale Anordnung im 90 Grad Winkel, zusätzliche Verkabelung usw.

Durch die hohe Bandbreiten-Abdeckung und das integrierte MiMo eigener sich die Antenne auch für WLAN. Also eine für alles.

Ob sich eine Omni-Direktionale Antenne bewährt wird sich zeigen aber insgesamt scheint mir das bei ständig wechselnden Standplätzen die sinnvollere Alternative. Direktionale Antennen bieten zwar bei etwas geringerer Größe noch mehr Verstärkung, müssen aber sehr genau positioniert werden und das wiederum ist aufwendig und zeitintensiv. Ob man die Antenne dann überhaupt noch nutzt ist wiederum fraglich.

Auf einen zusätzlichen Signalverstärker verzichten wir übrigens erst Mal, da solche Geräte meist nur sehr wenige Frequenzen abdecken und damit nicht universell einsetzbar währen für uns.

Die Kabel

Schon aus dem Betriebsfunk, mit dem ich mich im Geschäft bereits über zwei Jahrzehnte beschäftige weiß ich wie wichtig ordentliche Kabel sind. Die beste Antenne hilft nichts wenn das Kabel, dass zu ihr führt, dünn und schlecht isoliert ist. Deswegen sollte man gerade am Antennenkabel nicht sparen. Durchmesser, Schirmung und natürlich die Kabell beeinflussen die Dämpfung der Signale.

Unsere Wahl ist auf Hyperflex 5 Kabel für 4G und WLAN gefallen. Bei ca. 2,6m Kabel ist das mehr als ausreichend dimensioniert, lässt sich aber noch angenehm verlegen. Auf dem Dach führt dann ein Ultraflex 7 vom Verteiler zur mobilen Antenne. Das Kabel geht nur gerade, kann also ruhig etwas dicker sein.

Beide Kabel sind seit vielen Jahren auf dem Markt und qualitativ hochwertig. Die Kabel lassen wir uns zentimetergenau vom Händler zuschneiden und gleich die passenden Stecker montieren. All das hält die Dämpfung gering.

Bei der GPS Antenne verbauen wir ein dünnes RG174 Kabel. Das spart Platz und die GPS Antenne bietet selbst so viel Verstärkung, dass auch ein etwas dünneres Kabel den Empfang nicht sonderlich beeinträchtigt.

Erste Praxiserfahrungen

Nach einigen Tagen sind wir vorerst begeistert. Das GPS Signal ist unglaublich genau und das auswerten des Tracks macht einfach nur Spaß.

Der Internetempfang ist bis jetzt ebenfalls sehr ordentlich und zum zügigen Arbeiten absolut geeignet. Die Empfangsstärke an sich ist zwar nicht unbedingt besser bei der Panorama Antenne, der Datendurchsatz aber deutlich höher als beim Smartphone. So kann man auch bei 30% LTE noch locker arbeiten.

Die Wifi Verstärkung ist ebenfalls sehr praktisch und noch Mal deutlicher als beim LTE.

Beim Fahren können wir den Stromverbrauch der Smartphones erheblich reduzieren weil sie immer nur auf Wifi laufen und nicht ständig ein Netz suchen müssen.

Der Stromverbrauch der beiden Router bewegt sich mit ca. einem halben Ampere pro Stunde sehr im Rahmen.

Viel Spaß beim Ausprobieren,
Till

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hiermit erklärst du dich mit der Datenschutzerklärung einverstanden