Rückblick USA

Ursprünglich wollten wir unseren Aufenthalt in den Staaten so kurz wie möglich halten. Trump und anderen Vorurteilen sei Dank. Nach letztendlich 6 Monaten in den Staaten können wir nur sagen – zum Glück sind wir so lange geblieben…

Unsere Highlights

Gereist sind wir durch die westlichen Staaten Washington, Oregon, Idaho, Wyoming, Utah, Colorado, New Mexico und Kalifornien (Karte siehe unten).

Winter Wonderland. Im Nordwesten (Washington, aber auch Oregon und Wyoming) haben wir den Jahrhundertwinter miterlebt und traumhafte Skitage in puderigem Neuschnee gehabt. Zwar standen wir den ganzen Winter über oft vor dem Closed for the Season Schild, dafür gab es keinerlei lästige Insekten und wir mussten an Parkeingängen nie Anstehen oder Warten, vieles hatten wir einfach ganz für uns allein. Gerne denken wir an unseren Platz am Ende der Straße zurück, von dem aus wir jeden Tag neue Loipen durch das umliegende Gebiet gespurt haben. Auch die kälteste Nacht bei -26°C in Bozeman, Montana werden wir so schnell nicht vergessen.

Die landschaftliche Vielfalt hat uns sehr beeindruckt. Metropolen, das Meer, Küstenregionen aller Art, genauso wie Wüste, aber auch Berge und Wälder, von den Canyon- und Felslandschaften ganz abgesehen, es ist einfach für jeden etwas dabei. Innerhalb von kürzester Zeit wechselt man die Klimazone und die Szenerie. Ich erinnere mich an die unwirkliche Situation, als ich in der kurzen Hose im Auto saß und sich plötzlich bei -10°C drei Meter hohe Schneeberge neben der Straße aufgetürmt haben.

Der relativ unbekannte Park Grand Staircase Escalante und das Death Valley gehört wohl zu unserer Lieblingsregion, weil es Offroadfahren, Wandern und Hot Pools vereint. Nicht zu vergessen, unser Besuch bei The Wave. Aber auch die Blütezeit in den Wüstenregionen im Süden Kaliforniens, Utah und Arizona waren beeindruckend. Vor allem, weil wir hier gemeinsam mit Barbara und Reiner unterwegs waren. Die schönsten Offroadstrecken haben wir um Moab herum gefunden. Auf dem Fins n Things Trail haben wir unser Limit ausgetestet und wissen jetzt, wie weit wir im Zweifelsfall kämen. Auch die für uns schönste Stadt zu küren fällt nicht schwer, San Francisco ist unsere Sehnsuchtsstadt, gleichzeitig aber auch die teuerste Stadt der Staaten…

Eine Abwechslung vom Reisealltag hat uns die Overland-Messe in Flagstaff beschert. Durch die Messe und den Austausch mit anderen Reisenden haben sich schon neue Zukunftsideen entwickelt. Besonders genossen haben wir die Tage bei Thomas und Martina in Oregon, ein Heim auf Zeit zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Die Schlafplatz-Situation war insgesamt noch einfacher als in Kanada. Im Winter konnten wir offiziell auf den Parkplätzen der SnoParks stehen und sonst haben wir meistens einen Platz auf den öffentlichen Gebieten, genannt BLM (Bureau of Land Management) gefunden. In den Städten war es schwieriger, hier mussten wir unauffällig sein, sind aber auch immer irgendwo fündig geworden. So schlagen tatsächlich nur 0,8 US-Dollar pro Tag für unsere Unterkünfte zu Buche.

Wie in Kanada auch, haben wir bei jeder Tankfüllung einen Zusatz verwendet. Zuerst das Diesel Kleen (graue Flasche, Canadian Tire) aus Kanada, dann sind wir wegen der Flaschengröße auf Stanadyne umgestiegen (gibt es am günstigsten bei TSC, Tractor Supply Company) und sind jetzt und für den Rest der Reise bei Optilube gelandet (danke an Dani und Cel von break-a-way.net für die Empfehlung). Einen Händler mussten wir lange suchen, wurden dann aber in Sacramento fündig. Alle Zusätze haben bei uns gut funktioniert, der Vorteil von Optilube ist, dass man nur sehr kleine Volumina braucht, wodurch wir mit einer Gallone für den Rest der Reise ausgestattet sind.

Spiritus für unseren Kocher haben wir im Home Depot in der Farbabteilung unter dem Namen Denatured Alcohol, Clean Burning Fuel gefunden. Für unseren Pocket Rocket Gaskocher von MSR haben wir uns einen Adapter besorgt, sodass wir die deutlich günstigeren Coleman-Kartuschen verwenden konnten (für beide Systeme bietet Walmart die Kartuschen).

Eine Internetkarte hatten wir von AT&T, für stolze 45 US-Dollar pro Monat hatten wir 5 GB Daten, kostenlose Anrufe innerhalb der Staaten und beliebig viele Frei-SMS weltweit. Die Abdeckung war überraschend gut und wir konnten die restlichen Daten sogar in Mexiko verbrauchen.

Wie immer, dreht sich vieles bei uns ums leibliche Wohl. Meistens haben wir selbst gekocht, das Angebot an Lebensmitteln ist groß, in den meisten Regale sind allerdings hauptsächlich Fertigprodukte zu finden. Nach und nach haben wir herausgefunden, was wir wo bekommen. Da wir lange gebraucht haben, um uns zurechtzufinden, ist hier ein Überblick über unsere Erfahrungen (nicht alle Läden gibt es überall). Walmart ist der günstige Discounter, hat aber nicht alles wir brauchen (dafür überraschenderweise ungesüßte Sojamilch ohne alles, die wir in Kanada gar nicht bekommen haben). Trader Joe’s hat uns mit gutem Käse und naturbelassenen Nüssen und getrockneten Früchten versorgt und vor allem beim Grocery Outlet lohnt sich die Suche nach Schnäppchen und guter Importware. Ein Allrounder ist Safeway, wir vergleichen ihn gerne mit unserem Edeka. Hier sollte man allerdings unbedingt eine kostenlose Kundenkarte anlegen, um die Club-Preise zu bekommen (diese gilt auch im Albertsons und Vons, die alle der Safeway-Gruppe angehören und die meist ein ähnliches Sortiment haben). Der Whole Foods Market bietet viele Bio-Lebensmittel, auch die Backwaren sind hier empfehlenswert. Insgesamt ist das Preisniveau allerdings etwas höher als in Deutschland und auch Kanada, natürlich gibt es Ausnahmen, wie beispielsweise sehr günstiges Fleisch.

Trotz Fastfood an jeder Ecke, gibt es in Städten gute Restaurants mit internationaler Küche. Auf dem Land wird man zumindest in kleineren Ortschaften immer einen Diner finden, Breakfast – Lunch – Dinner lautet hier der Wahlspruch. Auch wenn es manchmal „Fettbuden“ und Klamotten und Haare hinterher reif für die Wäsche sind, kann man hier auch durchaus Glück haben. Die Suche nach einem guten Burger hat uns lange auf Trab gehalten. Während in Kanada fast jeder Burger ein Treffer war, sind hier die meisten Burger geschmacklich sehr nah an McDonalds. Bei der Kette Red Robins haben wir aber gute Erfahrung gemacht (ca. 15 US-Dollar pro Burger mit Pommes). Vieles in den Staaten ist mexikanisch angehaucht, zum Frühstück bieten Burritos eine nette Abwechslung zu den üblichen Eiern mit Bratkartoffeln.

Für uns ist das IKEA-Frühstück weiterhin ein Muss. Für 2 US-Dollar bekommt man Rührei mit Bratkartoffeln, Würstchen und Pfannkuchen, dazu Kaffee so viel man möchte und schnelles Wifi. Wird man in Cafés oft komisch angeguckt, kann man hier den ganzen Tag sitzen und surfen ohne gestört zu werden.

Die Freundlichkeit der Amerikaner macht das Reisen leicht. Oberflächlichkeit hin oder her, bei einem amerikanischen „Hi, how are you?“ fühlt man sich willkommen und wertgeschätzt, auch wenn man eigentlich nur an der Supermarktkasse steht. Ähnlich wie in Kanada kommt man dadurch sehr einfach mit den Einheimischen ins Gespräch. Auch die amerikanische Art der kleinen Komplimente war für uns neu. Ein im Vorbeilaufen zugeworfenes „I like your pants“ kann einem für den ganzen Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Bankautomaten mit Drive-Through und 24 h geöffnete Walmart-Supermärkte sind für uns mittlerweile schon selbstverständlich. Genauso wie saubere Toiletten in Supermärkten, Nationalparks und Raststätten. Auch an den sehr toleranten Kundenservice kann man sich sehr leicht gewöhnen. Rücknahmen mit und ohne Kassenzettel sind kein Problem und findet man online einen anderen Preis als im Laden, dann bekommt man die Differenz selbstverständlich erstattet. Dafür können wir auch nach 6 Monaten mit einer Temperatur von 72° Fahrenheit kein warmes oder kaltes Gefühl verbinden. Auch mit Unzen, Inch und Fuß klappt es noch nicht ohne Nachdenken (und Fluchen). Politisch ist bekanntermaßen in den Staaten momentan einiges los. Von Trump haben wir allerdings recht wenig mitbekommen (tatsächlich das meiste über das deutsche Nachrichtensystem). Bei unseren flüchtigen Bekanntschaften wollten wir das Thema nur ungern ansprechen, viele haben aber von sich aus ihren Unmut dargelegt und sind besorgt, was die Zukunft bringt.

 

Statistik und Übersicht

Tage in den USA: 172

Gefahrene Kilometer: 21.250 km, 124 km/Tag

Durchschnittlicher Verbrauch auf 100 km (inklusive Standheizung): 14,3 Liter

Günstigster Diesel: 2,25 US-Dollar/Gallone (53 Euro-Cent pro Liter Diesel)
Teuerster Diesel: 2,89 US-Dollar/Gallone (68 Euro/Cent pro Liter Diesel)

Höchste Temperatur: 44°C
Niedrigste Temperatur: -26°C

Höchster Punkt: 3200 m
Tiefster Punkt: – 85 m

Besuchte Nationalparks:

Grand Teton – Yellowstone – Crater Lake – Zion – Bryce Canyon – Capitol Reef – Arches – Canyonlands – Mesa Verde – Petrified Forest – Death Valley – Joshua Tree – Redwood – Grand Canyon National Park

Gefahrene Route (nicht interaktiv)

 

4 Antworten auf “Rückblick USA”

  1. Ulrike Kemmerer 21. Juli 2017 um 23:09 Uhr

    Hallo meine Lieben.
    Unglaublich, was Euch das vergangene Jahr für Freude bereitet hat. Ich bin sehr beeindruckt.
    Jetzt in Mexico erlebt ihr wieder sehr viel Neues. Die Menschen und die Kultur, das Essen….
    Ihr werdet bestimmt auch hier sehr viele schöne neue Erlebnisse erfahren.
    Viel Spaß dabei.
    Auch ich begleite Euch in meinen Gedanken.
    Viva Mexico!!!!!!!
    Liebe Grüße
    Eure Ulli

    Antworten

    1. Hallo Ulli,
      wir freuen uns, dass du in Gedanken mit uns reist. Wir genießen jeden Augenblick auf unserer Reise und lassen uns immer wieder neu überraschen. Der Kontrast zwischen den USA und Mexiko ist natürlich groß, Menschen, Kultur und Essen in jedem Land einzigartig!
      Viele Grüße aus Ciudad Constitucion

      Antworten

  2. Ihr Lieben,
    Euer Rückblick USA zeigt, wie detailliert und reflektiert Ihr Eure Reise geplant und durchgeführt habt. Großes Kompliment!!
    Vor allem die „Rechenkünste“ von Katrin beeindrucken Barbara sehr.
    Wie wir in den drei Wochen, die wir gemeinsam mit Euch verbringen durften, erlebten, ergeben sich bei Euch in idealer Weise zwischen theoretischen und praktischen Fähigkeiten Synergien, die es Euch ermöglichen Eure Pläne so zu verfolgen, dass Ihr trotzdem lustvoll, glücklich und dankbar Eure neu gewonnenen Freiheiten genießen könnt.
    Wir wünschen Euch für Eure weiteren Herausforderungen, dass Ihr immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort seid und das richtige tut.
    Eingestimmt sein im Hier und Jetzt – vertrauensvoll aber achtsam.
    Alles Liebe
    Mapa

    Antworten

    1. Hallo ihr Lieben,
      die Planung und Durchführung unserer Reise gelingt uns mit der Zeit immer besser. Wir lernen dazu und sind wohl tatsächlich in vielen Dingen mittlerweile ein gut eingespieltes Team. Die „Rechenkünste“ sind dank liebevoll geführter Excel-Tabellen gar keine große Kunst, sondern viel mehr das große Vergnügen, zumindest für mich. Im Hier und Jetzt zu leben fällt uns mit jedem Tag leichter, wir müssen schon jetzt schmunzeln, wenn wir an unsere Hektik zu Beginn der Reise zurückdenken. Das Genießen fällt so viel leichter 🙂
      Viele Grüße aus La Paz,
      Till und Katrin

      Antworten

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